Die Klimaschutz-Bewegung hat bereits viele Hürden überwunden. Trotz Ausgangssperren und dem eingeschränkten Versammlungsrecht während der Corona-Pandemie wurden Aktivist*innen weltweit kreativ, um den Klimaschutz weiterhin voranzutreiben.
So hat etwa die Fridays For Future-Bewegung ihren Protest in das Internet verlegt und tausende Anhänger*innen bei virtuellen Events zusammengebracht. Auf den sozialen Netzwerken forderten sie unter dem Hashtag #climatestrikeonline zum kollektiven Handel gegen den Klimawandel auf.
Aktivismus für den Klimaschutz ist jedoch kein neues Phänomen, sondern hat eine jahrzehntelange Geschichte. In den vergangenen Jahren verhalfen junge Generationen der Bewegung zu neuem Aufschwung – sie wird die Auswirkungen des Klimawandels in Zukunft besonders stark zu spüren bekommen.
Von der Geburtsstunde der “globalen Erwärmung” bis hin zu Protestwellen für den Klimaschutz rund um die Welt kommen hier neun Meilensteine einer Bewegung, die sich für eine nachhaltige Zukunft für alle Menschen einsetzt.
1965 äußerten sich Forscher*innen des wissenschaftlichen Beratungsausschuss des damaligen US-Präsidenten Lyndon Baines Johnson erstmals besorgt über den stattfindenden “Treibhauseffekt”.
In ihrem Bericht "Restoring the Quality of Our Environment" formulierten sie die Annahme, dass die steigenden Temperaturen in der Atmosphäre durch eine erhöhte Konzentration von Kohlenstoffdioxid verursacht würden. Es sollte noch weitere zehn Jahre dauern, bis der Geowissenschaftler Wallace Broecker den Begriff “globale Erwärmung” prägte – und viele weitere Jahre, bis das Phänomen im öffentlichen Bewusstsein Fuß fasste.
Der erste Earth Day fand vor ziemlich genau 50 Jahren am 22. April 1970 in den USA statt. Die Organisator*innen wollten auf die Folgen der Umweltverschmutzung und schädlichem Giftmüll wie etwa aus Chemiewerken und der Metallverarbeitung aufmerksam machen. Dabei ließen sie sich laut aktueller Webseite von den Student*innen der damaligen Antikriegsbewegung inspirieren. Seit diesen Anfängen ist der Earth Day spätestens seit 1990 ein weltweites Ereignis, bei dem über 200 Millionen Menschen rund um den Globus aus über 141 Ländern ihre Kräfte für den Klima- und Umweltschutz bündelten.
In den späten 1980er Jahren machten Dürreperioden und Rekordtemperaturen weltweit Schlagzeilen. So berichtete etwa die LA Times 1989 über die Entdeckung britischer Wissenschaftler*innen, dass das Vorjahr das heißeste Jahr aller Zeiten gewesen war – und verknüpfte diese fortschreitende Hitzewelle entscheidend mit der "globalen Erwärmung".
Im selben Jahr sagte die kalifornische Energiekommission voraus, dass Dürren, Hitzewellen und Waldbrände den Bundesstaat in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch häufiger treffen werden. Leider sollten sie mit ihrer Prognose bis heute Recht behalten.
Im November 1988 rief das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gemeinsam mit der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) den Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ins Leben.
Das Expertengremium hatte ursprünglich die Aufgabe, die sich in den Anfängen befindende Wissenschaft über den Klimawandel auszuwerten und Regierungen weltweit aktuelle Informationen zur Verfügung zu stellen. Heute sind die Berichte des IPCC ein zentraler Bestandteil der internationalen Klimaverhandlungen.
Die Gründung des IPCC war ein wichtiger Schritt, um Länder dazu zu bewegen, gemeinsam Maßnahmen gegen die globale Erwärmung anzugehen. Jahrzehnte später, im Oktober 2018, warnte der IPPC, dass der Welt nur noch zwölf Jahre blieben, um die Klimakatastrophe abzuwenden, bevor ihre Folgen unumkehrbar würden.
1992 fand die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung – oft als Erdgipfel oder Rio-Konferenz bezeichnet – in Rio de Janeiro, Brasilien, statt. Sie gilt als Meilenstein für die Integration von Umwelt- und Entwicklungsmaßnahmen weltweit. Denn hier wurde die Agenda 21 verabschiedet – ein Leitfaden für den Umweltschutz, den über 178 Länder unterzeichneten.
Nach der ersten Konferenz in Stockholm, Schweden, 1972 war dies einer der größten Gipfel, auf dem Umweltfragen, Entwicklung und Wirtschaft in einem globalen Rahmen diskutiert wurden. Bis zum nächsten Gipfel dieser Art sollten 20 Jahre vergehen, der im Juni 2012 ebenfalls in Rio ausgetragen wurde.
1997 versammelten sich die Industriestaaten in Kyoto, Japan, um sich auf einen historischen Klimaplan zu einigen. Gemeinsam beschlossen sie das sogenannte Kyoto-Protokoll, das die Reduzierung von Treibhausgasen verbindlich machte.
Hier verpflichteten sich die Industrieländer dazu, die CO2-Emissionen in dem Zeitraum von 2008 bis 2012 um durchschnittlich fünf Prozent zu reduzieren. Die einzelnen Zielangaben fielen jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich aus. Der US-Senat erklärte sofort, dass er das Abkommen nicht ratifizieren würde.
In den 2000er Jahren werden großangelegte Demonstrationen im Kampf gegen den Klimawandel reguläre weltweite Events. Das ist kein Zufall – denn allein zwischen den Jahren 2000 bis 2019 wurden neun der heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 registriert. Dennoch steigt der Abbau fossiler Brennstoffe weltweit – ein Hauptverursacher von Treibhausgasen – weiterhin an.
Die rückläufigen Entwicklungen im Klimaschutz führen zur Gründung zahlreicher internationaler Vereinigungen, wie der Klimaschutzinitiative 350.org. Am 6. Dezember 2005 findet der erste Global Day of Action statt – parallel zu den Klimaverhandlungen der UN in Montreal, Kanada. An dem globalen Aufruf zu Klimaschutzaktionen nehmen Millionen Menschen rund um die Welt teil, von Kanada über Bangladesch bis hin zu Australien. Seitdem findet dieser Tag jedes Jahr statt.
2018 sorgt die Klimaschutzgruppe Extinction Rebellion in London für Aufsehen. Die Initiative setzt auf die friedliche Störung des öffentlichen Raumes und führt seitdem Straßenblockaden und Demonstrationen in Städten weltweit durch. Mittlerweile ist Extinction Rebellion in über 68 Ländern aktiv – von Russland bis Südafrika.
A young Extinction Rebellion climate change protester holds a banner as they briefly block a road in central London, Wednesday, April 24, 2019. The non-violent protest group, Extinction Rebellion, is seeking negotiations with the government on its demand to make slowing climate change a top priority.
Die ersten, die wegen der steigenden Meeresspiegel Alarm schlugen, waren die Bewohner*innen von Inselgruppen im pafizischen Ozean. Sie sahen ihre Lebensgrundlage gefährdet, da viele Inseln drohten, nach und nach im Meer zu verschwinden. 2014 wurde ihr Aktivismus lauter, als sich Bewohner*innen der Marshallinseln, Fidschi, Vanuatu, Tokelau und der Salomon-Inseln zu der Gruppe Pacific Climate Warriors zusammen taten. Gemeinsam schlossen sie sich einer Blockade aus Schiffen direkt vor dem Kohlehafen Newcastle in Australien an, um auf die Rolle Australiens als großer Kohleexporteur hinzuweisen.
Koreti Tiomalu, einer der Mitorganisatoren von 350.org, erklärte ihre Motivation für die Aktion folgendermaßen: "Seit über 20 Jahren verhandeln die Bewohner*innen der Pazifikinseln mit Ländern wie Australien über die Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen – ohne großen Erfolg. Dies ist eine Möglichkeit für die Aktivist*innen [der Pacific Climate Warriors] ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass sie nicht ertrinken, sondern kämpfen werden".
Im August 2018 schreibt die damals 15-jährige Schwedin Greta Thunberg vor dem Parlament in Stockholm Geschichte – mit einer kleiner Geste. Sie streikt für den Klimaschutz, jeden Freitag. Seitdem haben sich ihr Millionen junger Menschen weltweit angeschlossen.
Thunberg hat bereits auf den wichtigsten Klima- und Umweltgipfeln und Demonstrationen ihre Stimme erhoben. Eindringlich ruft sie Entscheidungsträger*innen weltweit zu kollektivem und sofortigem Handeln im Klimaschutz auf. Ihr beeindruckendes Engagement führte zur Gründung von Fridays for Future – einer der größten internationalen Klimaschutz-Bewegung aller Zeiten. Thunberg wurde bereits für den Friedensnobelpreis nominiert, nachdem ihre Ansprache auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos in 2019 viral ging.
Mittlerweile ist Fridays for Future laut eigener Angabe auf allen Kontinenten dieser Welt vertreten mit wichtigen Anführer*innen wie Luisa Neubauer in Deutschland, Vanessa Nakate in Uganda, Aditya Mukarji in Indien, Alexandria Villaseñor in den USA und vielen mehr. Es sind Aktivist*innen wie diese, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen und die künftige Klima- und Umweltpolitik entscheidend prägen werden.
Damit alle Menschen ein nachhaltiges Leben führen können, müssen wir alle aktiv werden. Nutze deine Stimme für den Umwelt- und Klimaschutz und werde hier mit uns aktiv, um die Ärmsten der Welt vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.