Die Corona-Pandemie hat enorme Folgen für viele Bereiche der Gesellschaft – von Gesundheit über Wirtschaft bis hin zu Bildung. Ein Beispiel ist die Alphabetisierungsrate, die stark gesunken ist.
Damit mehr Menschen die Fähigkeit zu lesen und schreiben erlernen, sind globale und nationale Anstrengungen zwar unabdingbar. Doch auch auf lokaler Ebene gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Alphabetisierungsrate zu erhöhen – sei es durch ehrenamtliche Arbeit oder durch das Spenden von Büchern.
Lese- und Schreibkenntnisse sind unverzichtbar für simple Alltagsfertigkeiten, um der Armut zu entkommen und um Geschlechergerechtigkeit zu erzielen. Und doch können weltweit 773 Millionen Jugendliche und Erwachsene nicht lesen. Nach mehr als einem Jahr mit Schulschließungen und eingeschränktem Zugang zu Bildung sind Kinder mehr denn je gefährdet, nicht lesen und schreiben zu können.
In einkommensschwachen Ländern wie dem Niger können nur 19 Prozent der Erwachsenen lesen und schreiben – bei den Frauen sind es sogar nur elf Prozent. Diese geschlechtsspezifische Ungleichheit bei der Alphabetisierung verringert Chancen und Lebensqualität von Frauen und Mädchen weltweit. Zwei Drittel der Analphabet*innen weltweit sind weiblich.
Ein Schritt in eine besser Zukunft setzt voraus, dass Kindern wieder zur Schule gehen können. Lese- und Schreibkenntnisse können Kinderehen verhindern, die Chance auf einen Job erhöhen und Kindern und Erwachsenen generell ein besseres Leben ermöglichen.
Auch du kannst dazu beitragen, die Alphabetisierungsrate zu erhöhen. Hier sind fünf Aktionen, mit denen du dich dafür einsetzen kannst, dass mehr Menschen in deiner Region lesen und schreiben lernen.
1. Engagiere dich ehrenamtlich in einem Alphabetisierungsprogramm.
Vorlesen kann dazu beitragen, die Lese- und Schreibkompetenz von Kindern, aber auch ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern. Wo auch immer du lebst: Vermutlich gibt es auch dort ein gemeinnütziges Alphabetisierungsprogramm, in dem du dich engagieren kannst.
In einkommensschwachen Gemeinden bieten Alphabetisierungsprogramme oft Zugang zu einer Bibliothek, wo sich die Teilnehmenden aufhalten können, um das Lesen und Schreiben zu üben.
Eine Studie über das gemeinnützige Alphabetisierungsprogramm Reading Partners fand heraus: Die Teilnehmenden zeigten bei den Lesefähigkeiten einen Vorsprung von etwa eineinhalb bis zwei Monaten. Engagiere dich jetzt in einem Alphabetisierungsprogramm in deiner Nähe und trage dazu bei, dass Kinder lesen und schreiben lernen.
2. Arbeite ehrenamtlich mit inhaftierten Menschen.
This week, we sent books about transitioning, HIV/AIDS, recovery from sexual abuse, and addiction. We provide up-to-date information and support. It’s an honor to come alongside people as they care for themselves.
— Prison Book Program (@prisonbookprog) August 16, 2021
You can buy a book here: https://t.co/CTcnQyi80opic.twitter.com/hSICO9kxHp
Die Alphabetisierung von Erwachsenen ist eng mit Armut und Inhaftierung verknüpft. Studien zeigen, dass von 2,3 Millionen der inhaftierten Menschen in den USA bis zu 75 Prozent Analphabet*innen sind. Durch Analphabetismus wird der Kreislauf der Kriminalität fortgesetzt. Bildung kann eine wirksame Form der Rehabilitation in Gefängnissen sein und Erwachsenen zu Schulabschlüssen und besseren Berufschancen verhelfen.
Um Ungleichheiten abzubauen und inhaftierten Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Etwa kannst du freiwillig als Tutor*in in einer Justizvollzugsanstalt arbeiten, über Programme Bücher spenden oder eine Brieffreundschaft mit einem*einer Inhaftierten aufbauen.
3. Spende Bücher.
Selbst in Industrieländern gibt es Kinder, die noch nie ein Buch besessen haben. Indem du an bedürftige Kinder Bücher spendest, kannst du dazu beitragen, ihre Lese- und Schreibfähigkeiten zu verbessern.
In Großbritannien beispielsweise leben 390.000 Kinder, die noch nie ein Buch besessen haben. Neben örtlichen Bibliotheken kannst du auch Schulen, Heimen oder Gemeindezentren Bücher schenken. Zudem nehmen viele Buchläden Spenden an und legen sie in einem “Zu verschenken“-Regal für Bedürftige aus.
Du kannst dich engagieren, indem du Geld spendest oder ein Fundraising organisierst, um Bücher für Kinder in Not zu finanzieren. Einige Organisationen, etwa Children’s Book Project in Großbritannien nehmen auch Sachspenden an, die sie an benachteiligte Kinder weitergeben.
4. Nutze Mini-Bibliotheken.
Wohnst du in einer Großstadt oder einem Ort mit guter Infrastruktur? Dann kennst du vielleicht das kreative Konzept der Mini-Bibliotheken, das Anwohner*innen ermöglicht, ihre Bücher zu tauschen. Der Trend kann dazu beitragen, die Lesekompetenz einer Gemeinde zu stärken. Und mitzumachen ist extrem einfach: Stelle deine gelesenen Bücher, die auf deinem Regal verstauben, einfach in die entsprechenden Regale, Telefonzellen oder Boxen – je nachdem, wie die Mini-Bibliothek bei dir vor Ort aussieht.
Gibt es in deiner Nähe keine, kannst du natürlich auch eine eigene Mini-Bibliothek eröffnen. Auch wenn du nicht das Geld oder die Zeit hast, um eine eigene Bibliothek zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Warum fragst du nicht ein örtliches Café, Restaurant oder Geschäft, ob sie ein wenig Platz für eine Büchertauschbörse haben?
5. Lass dich impfen.
Während Kinder in einigen Regionen der Welt ohnehin benachteiligt sind, hat die COVID-19-Pandemie dieses Problem noch verschärft. In einigen Gebieten mit niedrigen Impfraten sind die Schulen noch immer geschlossen – oder können nur unter gewissen gesundheitlichen Risiken besucht werden. Es hat sich gezeigt, dass digitales Lernen keine adäquate Alternative für Schulbesuche ist. Insbesondere Schüler*innen aus Haushalten und Ländern mit geringem Einkommen fehlt der nötige Zugang zu Arbeitsplätzen mit Internetzugang und Materialien, um Zuhause lernen zu können.
Nach Angaben der UN hatten vor der Pandemie 460 Millionen Kinder Schwierigkeiten beim Lesen. Im Jahr 2020 ist diese Zahl auf 584 Millionen gestiegen. Der einfachste Weg, dieses Problem anzugehen und Kindern das Lernen wieder zu ermöglichen, ist, Infektionen vorzubeugen und alle gegen das Coronavirus zu immunisieren – sofern der Zugang zu Impfdosen ausreicht.