Indiens oberster Gerichtshof hat in einem Grundsatzurteil einvernehmliche homosexuelle Handlungen legalisiert – und damit ein rund 160 Jahre altes Gesetz gekippt.
Die Richter entschieden, dass das Gesetz – Paragraph 377 des indischen Strafgesetzbuches – Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert und es deshalb verfassungswidrig sei.
Hunderte Menschen versammelten sich Anfang September vor dem höchsten Gericht des Landes in Neu-Delhi und bejubelten die Neuigkeit.
“Jede Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung verletzt Grundrechte”, begründet der Oberste Gerichtshof die Entscheidung. "Soziale Moral kann nicht dazu benutzt werden, die Grundrechte eines einzelnen Individuums zu verletzen. "
Das Gesetz wurde 1861 implementiert und stammt aus der britischen Kolonialzeit. Fast 1,3 Milliarden Inder mussten bisher unter dem Gesetz leben, das die Freiheit der Individuen einschränkt und den “widernatürlichen fleischlichen Verkehr" unter Strafe stellte.
Jubilant scenes across India as the country's top court legalises gay sex, scrapping a colonial-era ban known as "Section 377" - Read the full story here: https://t.co/OpQjqkRRwV#Section377#LGBTpic.twitter.com/7coOih4Fg3
— Openly 🏳️🌈 (@Openly) 6. September 2018
Auch wenn die Verurteilungen wegen “Paragraph 377” selten waren, drohten homosexuellen Menschen und Paaren permanent eine Strafe von bis zu zehn Jahren Gefängnis, berichtet Al Jazeera.
Trotz der neuen Gesetzeslage fürchten Aktivisten, dass es weiterhin gewaltsame Übergriffe auf die LGBTQ Gemeinde geben könnte. Es müsse mehr getan werden, um Homophobie in dem Land entgegenzuwirken, meinen Aktivisten.
Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Rund 18 Prozent der Menschheit lebt in Indien und hat mit der aktuellen Entscheidung – zumindest juristisch – ein Stück Freiheit erlangt.