Urma Bishnoi ist erst 19 Jahre alt – aber sie ist seit 18 Jahren verheiratet. Nein, das ist kein Tippfehler.
Als Bishnoi 10 Monate alt war, wurde sie mit einem Jungen in ihrem Dorf in Indien verheiratet, berichtet die Hindustan Times.
„Ich akzeptiere die Kinderehe nicht“, sagte Bishnoi gegenüber Indo-Asian News Service. „Ich wurde verheiratet, als ich gerade mal 10 Monate alt war“, sagt die heute 19-Jährige.
Als Bishnoi entscheiden hat, die Heirat nicht zu akzeptieren, haben ihre Stiefeltern damit gedroht, ihr Nase und Ohren abzuschneiden, schreibt die Hindustan Times. Wenn ihre Ehe geschieden wird, könnte Bishnois Familie gesellschaftlich geächtet werden. Denn sie würden sich gegen eine lang akzeptierte, kulturelle Norm innerhalb ihrer Gemeinschaft auflehnen.
Lange suchte sie nach einem Ausweg, um der Kinderehe zu entkommen. Dann stieß sie auf Saarthi Trust, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Indien, die nun die Auflösung ihrer Ehe unterstützt. Die Organisation hat es geschafft, bereits mindestens 30 Kinderehen zu annullieren.
Im Jahr 2017 berichtete UNICEF, dass fast die Hälfte aller Kinderbräute in Südasien leben und dass 23 Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet sind. In Indien leben mehr Kinderbräute als in jedem anderen Land der Welt. Landesweit sind etwa 27 Prozent der Kinder unter 18 Jahren verheiratet, aber im Bundesstaat Rajasthan, wo Bishnoi lebt, liegt die Rate mit 35 Prozent deutlich höher.
Armut ist tendenziell ein wichtiger Motivationsfaktor für Kinderheirat. Da Mädchen oft als finanzielle Belastung für ihre Familie angesehen werden, sind sie besonders häufig betroffen.
Kulturelle Einstellungen, die Mädchen und Frauen als Eigentum und nicht als Menschen behandeln, haben ebenfalls dazu beigetragen, dass diese Praxis weitergeht.
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Wenn Mädchen in jungen Jahren gezwungen werden, eine Ehe einzugehen, müssen sie häufig die Schule abbrechen und verlieren ihre Bildungschancen. Bishnoi hofft, dass dies für sie nicht der Fall sein wird. „Ich freue mich auf den Beginn eines neuen Lebens, in dem ich lernen und mir eine eigene Zukunft aufbauen kann“, sagte sie.
Global Citizen setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter ein. Setz auch du dich für die Rechte von Mädchen und Frauen und gegen Kinderheirat ein, indem du hier aktiv wirst.