By Annie Banerji
NEW DELHI, 7. Februar 2019 (Thomson Reuters Foundation) – Homosexualität gilt in Indien nicht länger als Verbrechen. Für die LGBT-Gemeinde bedeutet das ein geringeres Risiko, sich mit HIV zu infizieren, erklärte der Leiter eines globalen Gesundheitsfonds vergangene Woche.
Viele Homosexuelle und Transgender-Personen stoßen bei Gesundheitschecks auf Diskriminierung und Stigmatisierung, was einige dazu bringt, nicht mehr zum Arzt zu gehen.
Indien hat die dritthöchste HIV-Infektionsrate der Welt – rund 2,1 Millionen Menschen leben dort mit einer HIV-Infektion. Die HIV-Prävalenzrate bei Männer, die Sex mit Männern haben, liegt bei 2,7 Prozent und ist zehnmal so hoch wie die der gesamten erwachsenen Bevölkerung, berichtet die UN-AIDS-Agentur UNAIDS.
"Die Kriminalisierung sozialer Randgruppen erhöht ihre Anfälligkeit für Krankheiten wie HIV, weil sie ihnen den Zugang zum Gesundheitswesen erschwert", erklärte Peter Sands, Leiter des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria.
"Die Entkriminalisierung dagegen ist ein wichtiger Schritt, mit dem diese Barriere überwunden werden kann", erklärte er der Thomson Reuters Foundation im Rahmen eines Treffens in Neu-Delhi, bei dem er hoffte, Gelder von 14 Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen die drei Krankheiten einzusammeln.
Vergangenen September entschied der oberste Gerichtshof in Indien, dass das 157 Jahre alte Gesetz, das homosexuelle Handlungen verbot, das Recht auf Gesundheit verletzte.
"Das Gesetz verwandelt einvernehmlichen Sex zwischen Erwachsenen in ein Gefühl von Angst und Scham, denn Personen, die Anal- und Oralverkehr haben, riskieren strafrechtliche Maßnahmen, wenn sie Gesundheitsberatungszentren aufsuchen", lautet das Urteil.
Drei von zehn homosexuellen Männern und vier von zehn Transgender-Personen wissen laut UNAIDS nicht, dass sie HIV infiziert sind.
Religiöse Gruppen protestierten gegen die Entkriminalisierung der Homosexualität, weil sie eine Zunahme der HIV-Rate befürchteten.
"Das Gegenteil ist der Fall", sagte Sands, ein ehemaliger Bankier aus England, der erst im vergangenen Jahr die Position an der Spitze des Fonds übernahm.
Der Fonds wurde 2001 ins Leben gerufen und investiert gemeinsam mit Regierungen, der Zivilgesellschaft und des privaten Sektors jährlich rund vier Milliarden US-Dollar in den Kampf gegen HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria.
Seit seiner Gründung trug der Fonds dazu bei, die Zahl der Menschen, die an AIDS, Tuberkulose und Malaria sterben, um ein Drittel zu reduzieren.
Doch wenn für die nächsten drei Jahre nicht genug Geld zusammenkommt, gäbe es ein reales Risiko, dass Infektionen und Todesfälle wieder steigen, warnte Sanders.
"Wir würden viele der mühsam erkämpften Verdienste, die bisher erzielt wurden, aufgeben", sagte er und verwies auf die beeindruckende Leistung des Landes, die jährlichen Malaria-Erkrankungen von 2016 bis 2017 um 24 Prozent zu senken.
Indien kämpft jedoch noch immer mit der höchsten Rate an Tuberkulose-Infektionen weltweit. 27 Prozent der Neuinfektionen finden in Indien statt.
"Diese drei Krankheiten sind große Gegner", erklärte Sands. "Wenn wir den Kampf nicht verstärken, werden wir verlieren. Und der Verlust wird sich in Leben zeigen, in einer großen Anzahl von Menschenleben.”
(Ein Beitrag von Annie Banerji @anniebanerji. Überarbeitet von Katy Migiro. Bitte die 'Thomson Reuters Foundation' als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert/ geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation liefert Beiträge über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf news.trust.org)