Warum das wichtig ist
Die Vereinten Nationen (UN) setzen sich im Rahmen der nachhaltigen Entwicklungsziele für die globale Gesundheit ein. Hohe Impfraten und die Versorgung mit Impfstoffen tragen dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Denn nur so kann der Ausbruch gefährlicher Infektionskrankheiten wie Masern, Röteln oder Polio verhindert werden – und Millionen von Menschen das Leben retten. Setze dich hier mit uns dafür ein, dass jeder Mensch ein gesundes Leben führen kann.

Instagram hat neue Maßnahmen ergriffen, um Inhalte von der Plattform zu verbannen, die öffentlich gegen Impfungen werben.

Das soziale Netzwerk hatte erst kürzlich alle Hashtags blockiert, die offensichtlich falsche Behauptungen über Impfungen verbreiten, wie zum Beispiel #vaccinescauseautism (zu deutsch: Impfungen verursachen Autismus).

Am 9. Mai dieses Jahres gab Instagram nun bekannt, noch einen Schritt weiter zu gehen: Von nun an sollen auch solche Hashtags blockiert werden, die neutral aussehen, aber offensichtlich Fehlinformationen zu Impfungen enthalten.

“Wenn ein Hashtag beispielsweise #vaccines1234 (zu deutsch: Impfungen1234) heißt und auf Inhalte verweist, die ein hohes Maß an bekannten Fehlinformationen zu Impfungen enthalten, würden wir diesen Hashtag komplett blockieren“, sagt Karina Newton, Leiterin von Public Policy bei Instagram.

Wie hoch genau dieses Maß an Fehlinformationen sein müsste, damit ein Hashtag blockiert wird, ließ Instagram mit einem Verweis auf Sicherheitsrichtlinien noch offen.

Das Unternehmen will die im Zuge der neuen Richtlinien entfernten Posts im Anschluss genauer unter die Lupe nehmen und durch maschinelles Lernen Verbindungen zwischen Beiträgen und Hashtags herstellen, um zukünftige Beiträge mit ähnlichen Informationen zu identifizieren.

Allerdings wird Instagram laut dem britischen Nachrichtensender BBC nicht direkt gegen die Menschen oder Profile, die Anti-Impf-Gerüchte verbreiten, vorgehen.

Bei der Regulierung seiner Inhalte richtet sich das soziale Netzwerk laut eigener Aussage nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Mit “bekannten Fehlinformationen“ sind demnach Informationen gemeint, die von der WHO, den Centers for Disease Control und ähnlichen Organisationen überprüft und als falsch eingestuft wurden.

Solche Fehlinformationen enthalten Behauptungen, dass Impfungen gefährlich seien oder zu Autismus oder anderen Krankheiten führen könnten – Inhalte, die keine wissenschaftliche Grundlage haben.

Soziale Medien wurden in der Vergangenheit bereits mehrfach beschuldigt, Mitschuld an der wachsenden Zahl der Impfgegner zu haben, da sie die Verbreitung von falschen Informationen zuließen.

“Die Skepsis gegenüber Impfungen ist nicht neu – die gab es schon immer“, erklärt Eve Dubé, ehemalige Mitarbeiterin der WHO Arbeitsgruppe für Impfskepsis und aktuelle Leiterin des Social Sciences and Humanities Network des Immunization Research Network Kanadas. “Durch das Internet und die sozialen Netzwerke können sich Inhalte von Impfkritikern schneller verbreiten als jemals zuvor“.

Moderne Technologien machen es Nutzer*innen leichter, irreführende Inhalte ohne Überprüfung zu teilen. Nicht öffentlich einsehbare Algorithmen, die von Facebook und YouTube genutzt werden, leiteten in der Vergangenheit Nutzer*innen bei Suchanfragen zu Impfinformationen unter anderem auf Anti-Impf-Seiten weiter, berichtet der amerikanische Nachrichtensender NBC.

“Wenn wir etwas auf Youtube stellten, wurde nach unseren Inhalten ein Anti-Impf-Video abgespielt“, sagte Amy Pisani, Vorsitzende von Vaccinate Your Family, der NBC. Die Organisation ist eine der größten NGOs weltweit, die sich der Aufklärung über Impfungen verpflichtet hat.

Vaccinate Your Family veröffentlichte in der Vergangenheit bereits mehrere Videos auf YouTube, unter anderem Interviews mit medizinischen Fachleuten sowie Beiträge über Kinder, die an Infektionskrankheiten gestorben sind, die durch Impfungen hätten verhindert werden können.

Doch die wichtige Botschaft dieser Videos ging schon bald verloren. Denn YouTubes Empfehlungssystem, das als Nachrichtenbox am Ende der Videos oben rechts in der Ecke erschien, leitete Zuschauer*innen direkt zu Anti-Impfvideos weiter, so Pisani. 

“Diese [Videos] waren komplett irrsinnig. Videos mit Inhalten wie “Mein Kind wurde durch eine DTP-Impfung geschädigt“ oder “Mein Kind kann nicht mehr laufen“, quasi jede denkbare Verschwörungstheorie wurden direkt nach uns gezeigt“, sagte Pisani.

“Sie wurden so schnell nach unseren Videos abgespielt, dass man nur hätte blinzeln müssen, um schon nicht mehr zu wissen, dass man hier ein neues Video vor sich hat.“

Auch der Guardian berichtete im Februar, dass Inhalte von Impfgegnern in den Suchergebnissen für Seiten über Impfstoffe ganz oben angezeigt wurden und YouTubes Empfehlungsalgorithmus Suchende auf Anti-Impf-Seiten weiterleiten würde.

Auch Mediziner*innen und Impfstoff-Forscher*innen wurden regelmäßig von Impfgegnern auf den Sozialen Medien bedroht.

Im Zuge der neuen Richtline hat Instagram vor, ein Pop-Up-Fenster für Nutzer*innen einzuführen, die nach Informationen über Impfungen suchen. Um was für Informationen es sich dabei handeln wird, müsse noch finalisiert werden.

Die Verbreitung von Fehlinformationen durch Impfgegnern über die sozialen Medien hat erst vor kurzem reale Konsequenzen für die Weltgemeinschaft gezeigt.

Die USA, Kanada und die Philippinen kämpfen zur Zeit mit einem unvorhergesehenen Masernausbruch. In Europa haben sich Masernfälle zwischen 2017 und 2018 mehr als verdreifacht. Eine aktuelle Studie der Centers for Disease Control and Prevention in den USA legt nahe, dass die Impfgegner-Bewegung für die Ausbrüche verantwortlich ist.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Impfskepsis als eine der größten Gefahren für die globale Gesundheit im Jahr 2019 ein. Die WHO arbeitet seit 1988 gemeinsam mit den Organisationen Rotary International, den US-amerikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC), UNICEF und der Bill & Melinda Gates Stiftung daran, tödliche, aber vermeidbare Infektionskrankheiten wie beispielsweise Polio – auch als Kinderlähmung bekannt – auszurotten.

Dank ihrer gemeinsamen Impfinitiative GPEI ist die Zahl an Polio-Neuinfektionen weltweit um 99,9 Prozent gesunken. Aktuell gelten "nur"  zwei Länder nicht als poliofrei: Afghanistan und Pakistan. Nigeria steht kurz davor, offiziell als poliofrei zu gelten. Um sicherzustellen, dass alle Kinder weltweit die lebenwichtigen Impfstoffe gegen Krankheiten wie diese erhalten, ist die Aufklärung und Eindämmung von Fehlinformationen entscheidend.

Social Media-Giganten wie YouTube, Facebook und Instagram ziehen nun nach und kündigten im März Kampagnen zur Bekämpfung von Fehlinformationen rund um Impfstoffe an.

YouTube hat einen Faktencheck-Programm eingerichtet und blockiert Anzeigen von Kanälen, die Verschwörungstheorien zu Impfungen unterstützen.

Facebook kündigte eine “Löschen, Reduzieren, Informieren“-Maßnahme an. Danach würden Anti-Impf-Posts nicht nur gelöscht, sondern Nutzer*innen auch mit angemessenen Informationen von fachkundigen Organisationen versorgt werden.

Newton, Sprecherin von Instagram, sagte, dass der Prüfvorgang von Hashtags in vollem Gange sei und weitere Maßnahmen in Betracht gezogen werden könnten, um der Verbreitung von Fehlinformationen ein Ende zu setzen.

“Dieser Prozess wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagte Newton.

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Armut beenden

Instagram setzt ein Zeichen gegen Fake News über Impfungen und blockiert Hashtags von Impfgegnern

Ein Beitrag von Sushmita Roy  und  Pia Gralki