„Mein Name ist Jacob.* Ich bin 21 Jahre alt. Ich lebe seit 21 Jahren im Kakuma Flüchtlingscamp. Hier wurde ich geboren, hier bin ich aufgewachsen...und in diesem Camp lebe ich noch heute.”

1995 kam Jacobs Familie ins Flüchtlingscamp Kakuma in Kenia, um hier Zuflucht zu suchen. Die Heimat der Familie - der Südsudan -  wurde durch einen Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Regierung und der sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) zerrüttet. Zwar erlangte Südsudan im Jahr 2011 seine Unabhängigkeit, doch der Bürgerkrieg hielt weiterhin an (und ist inzwischen in die Geschichte als einer der am längsten andauernden Bürgerkriege eingegangen). 

Auf der Flucht vom Südsudan nach Kakuma verlor Jacobs Vater ein Bein, als er auf eine Landmine trat. Kurz nachdem seine Eltern dann das Camp erreichten, wurde Jacob geboren. Seitdem ist das Camp Jacobs Zuhause. Hier sind er und seine jüngeren Geschwister aufgewachsen, hier leben seine Freunde und hier hatte er die Chance, gemeinsam mit ihnen zur Schule zu gehen.

2008 zog seine Familie dann freiwillig in den Südsudan zurück, doch Jacob blieb in Kakuma, um weiterhin zur Schule gehen zu können. Als es jedoch 2013 aufgrund politischer Unruhen zu weiteren Ausschreitungen im Südsudan kam, war auch Jacobs Familie gezwungen, wieder in das Flüchtlingscamp zurückzukehren.

Bis heute sind Jacob, seine Eltern und seine sechs jüngeren Geschwister unter den mehr als 190.000 Einwohnern, die in Kenias zweitgrößtem Flüchtlingscamp leben.

Leider ist Jacobs Geschichte kein Einzelfall. Im Durchschnitt ist ein Flüchtling 17 Jahre auf der Flucht bzw. in einem Camp untergebracht. Mehr als die Hälfte der weltweit 63,5 Millionen Vertriebenen sind Kinder.

Wie viele dieser Kinder hat Jacob seine gesamte Kindheit und Schulzeit in einem Flüchtlingscamp verbracht. Und trotz großer Mühen hinken die schulischen Möglichkeiten hier den normalen Voraussetzungen weit hinterher.

Jacob wollte daran etwas ändern. Deshalb nahm er sich nach seinem eigenen Schulabschluss vor, jüngeren Flüchtlingskindern im Camp zu helfen.
Denn Jacob erkannte schnell, dass eine Schulbildung sowohl der Weg aus der Armut für die Kinder ist, als auch der Entwicklung der Herkunftsländer dienen kann, wenn die Kinder in ihre Heimat zurückkehren.

Heute arbeitet Jacob als Lehrer in Kakuma. In dem Camp, in dem er geboren und selbst zur Schule gegangen ist!

Und Jacobs Unterricht hat einen ganz fantastischen Clou, der die Frage nach mangelnden Materialien clever beantwortet: seine Schüler lernen auf Tablets, die mit dem Internet verbunden sind. Ja, richtig gehört: Tablets!

Hinter der Technologie in Jacobs Klassenzimmer steckt das Projekt „Instant Network Schools” (INS) der Vodafone Foundation** in Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Die Idee der beiden Partner ist so einfach wie brilliant: Klassenzimmer die Tür zur großen weiten Welt des Internets zu öffnen! Denn die Verbindung zum Rest der Welt kann für die Bildung und Zukunft von Kindern und Jugendlichen, die in den abgelegenen Orten dieser Welt leben, wo Zugang zum Internet eine Rarität ist, den entscheidenden Unterschied machen. 

Jedes INS Klassenzimmer ist mit Strom, Tablets, geeigneter Lernsoftware und einer Internetverbindung ausgestattet. Zudem wird jeder Lehrer in der Handhabe der Tablets und Internets ausgebildet.


Für diesen Fortschritt hat die Vodafone Foundation 2015 einen „Instant Classroom” entwickelt, sozusagen eine „Digitale Schule in der Box”. Die Box ist mit einem Laptop, 25 Tablets inklusive Lernsoftware, einem Beamer, Lautsprechern und einem Hotspot mit moderner 3G-Verbindung ausgestattet. „Instant Classroom” wurde speziell für Gegenden entwickelt, in denen Strom und Internetverbindung selten oder überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Man könnte sagen, der „Instant Classroom” ist eine eigene kleine, tragbare Schule in sich.


Bis heute konnten bereits 20 Schulen in 5 Flüchtlingscamps ausgestattet werden (in Kakuma und Dadaab in Kenia, im Goma-Camp in der Demokratischen Republik Kongo, im Nyaragusu-Lager in Tansania und im Flüchtlingscamp Ajuntok im Südsusan). Darüber hinaus wurden 600 Lehrer ausgebildet, die inwzischen 30.000 Flüchtlingskinder mit Hilfe von INS unterrichten.

Bevor Jacob als Lehrer vor seinen Schülern auftrat, wurde auch er von INS ausgebildet. Für Jacob war das eine ziemliche Herausforderung, denn er hatte noch nie zuvor in seinem Leben einen Computer, geschweige denn das Internet benutzt.

„Durch INS konnte ich einige Erfahrungen in Sachen Internet sammeln und meinen Unterricht verbessern”, sagt Jacob. Auch die Schüler seien jetzt noch interessierter am Lernen.

Online-Lehrvideos zum Beispiel helfen Jacob dabei, komplizierte Zusammenhänge auf einfache Weise zu erklären, um es für die Schüler verständlicher zu machen.

„Im Fach Biologie zum Beispiel spricht man über so viele verschiedene Prozesse, zum Beispiel wie das Atmungssystem bei verschiedenen Tieren funktioniert oder wie bei Pflanzen das Wasser aus den Wurzeln bis an die respiratorische Oberfläche gelangt. Als ich noch zur Schule ging war es sehr schwierig, uns Kindern begreiflich zu machen, wie diese Prozesse ablaufen. Als ich aber Videos dazu im Internet gefunden habe, haben es meine Schüler auf Anhieb verstanden”, erklärt Jacob sichtlich stolz.

Und was sagen Jacobs Schüler? 

„Durch das Internet kann ich zu weit entfernten Bergen und Ozeanen reisen”, erzählt Bernadette, eine INS Schülerin, begeistert. „Dinge, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe.”

Bildung ist ein unglaublich wirksames Mittel im Kampf gegen Armut. Kinder und Jugendliche in den ärmsten Ländern der Welt würden nur allzu gern zur Schule gehen, aber häufig fehlt es den Eltern, Lehrern und anderen Erziehern an finanziellen Mitteln und Materialien.

Das mobile Digital-Zeitalter jedoch hat die Macht, das zu ändern. Deshalb hat die Vodafone Foudation es sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe ihres Projekts über 3 Millionen Flüchtlingskindern bis zum Jahr 2020 den Zugang zur Bildung zu ermöglichen, so dass jedes Kind die Chance auf ein besseres Leben hat.

„Zu sehen wie das Internet das Lernen meiner Schüler verändert hat, ist das schönste und interessanteste, das ich jemals beobachten durfte. Ich hoffe, dass ich irgendwann mit meiner Familie in den Südsudan zurückkehren kann, um auch dort die Bildungschancen für Kinder zu verbessern. Ich fühle mich unglaublich inspiriert und glaube fest daran, dass innovative Ideen der Schlüssel für die Entwicklung meines Landes sind.” - Jacob

Finde mehr über den Instant Classroom heraus und folge Vodafone Foundation auf Instagram.


*Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert.

** Vodafone Foundation ist ein Partner von Global Citizen.

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Armut beenden

Im Flüchtlingscamp geboren, wurde Jacob zum inspirierenden Lehrer für Kinder im Camp

Ein Beitrag von Aileen Elsner