Extreme Wetterereignisse, steigende Temperaturen, Versauerung der Ozeane – die weitreichenden Auswirkungen der Klimakrise werden immer deutlicher. Doch nicht alle Menschen sind gleichermaßen gerüstet, um damit umzugehen.
Marginalisierte Menschen, Frauen und Indigene in den ärmsten Ländern der Welt leiden überdurchschnittlich viel unter den Folgen der Klimakrise, obwohl ihr Anteil an den schädlichen Emissionen sehr gering ist.
Man mag es kaum denken, aber es gibt eine gute Nachricht: Es gibt bereits Lösungen für dieses Problem, sie müssen nur noch mehr in die Öffentlichkeit gerückt werden. Die Klimafinanzierung ist eine davon.
In den letzten zehn Jahren wurden einige finanzielle Zusagen gemacht, um einkommensschwache Länder bei der Bewältigung der Auswirkungen der Klimakrise zu unterstützen. Auf der COP15-Klimakonferenz in Kopenhagen im Jahr 2009 verpflichteten sich die einkommensstarken Länder, bis 2020 jährlich insgesamt 100 Milliarden US-Dollar für Anpassungs- und Klimaschutzprojekte bereitzustellen.
Diese scheinbar einfache Vereinbarung beinhaltete finanzielle und technische Unterstützung, um die Länder zu befähigen, die Klimakrise zu bekämpfen. Doch die reichen Länder haben ihren Teil der Abmachung nicht eingehalten.
Fragwürdige und unklare Zusagen machen es noch schwieriger, den Erfolg zu bewerten: Was zählt als Klimafinanzierung – und was nicht? Sollten Zuschüsse als eine Form der Klimafinanzierung angesehen werden? Was ist mit Darlehen und anderen Formen von Zusagen?
Hier erfährst du alles, was du zum Thema internationale Klimafinanzierung wissen musst und warum es eine Priorität sein sollte.
3 wichtige Dinge, die du über Klimafinanzierung wissen solltest
- Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen tragen die Hauptlast der Klimakrise, obwohl sie am wenigsten dafür verantwortlich sind.
- Im Jahr 2009 sagten die reichen Länder insgesamt 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu, um Klimaanpassungs- und Klimaschutzprojekte in Ländern mit geringem Einkommen zu finanzieren. Nach neuen Schätzungen werden jedoch bis 2030 jährlich 6,9 Billionen US-Dollar benötigt, um die Klima- und Entwicklungsziele zu erreichen.
- Um dies zu erreichen, sollten die Staats- und Regierungschef*innen wichtige Initiativen wie den Grünen Klimafonds, einen der größten multilateralen Klimafonds der Welt, unterstützen.
Was ist Klimafinanzierung?
Laut dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen (UN) über Klimaänderungen (UNFFC) bezieht sich der Begriff Klimafinanzierung auf "lokale, nationale oder transnationale Finanzierungen aus öffentlichen, privaten und alternativen Finanzierungsquellen, die darauf abzielen, Maßnahmen zur Eindämmung und Anpassung an die Klimakrise zu unterstützen".
Als die reichen Länder 2015 das Pariser Abkommen unterzeichneten, verpflichteten sie sich dazu, ein Gleichgewicht zwischen Eindämmung und Anpassung herzustellen. Dabei soll den armen Ländern Vorrang eingeräumt werden.
Die Anpassungsmittel sollen den marginalisierten Communities helfen, mit den bereits vorhandenen Auswirkungen der Klimakrise fertig zu werden und ihren Lebensunterhalt angesichts der sich ständig verändernden Umwelt anzupassen. Initiativen zur Eindämmung der Klimakrise sind dafür da, die verursachten Schäden zu begrenzen.
Die im Pariser Abkommen vorgesehene Klimafinanzierung kann aus einer Vielzahl von Quellen stammen – aber die Regierungen haben eine "moralische Verantwortung", diese Projekte durch öffentliche Entwicklungszusammenarbeit zum Leben zu erwecken, so Eddy Pérez, Leiter für Internationale Klimadiplomatie beim Climate Action Network Canada.
So können die Mittel in Form von Darlehen, Bürgschaften oder Spenden gewährt werden, doch Darlehen müssen in der Regel zurückgezahlt werden, was die Empfängerländer wieder belastet. Deshalb sollte die öffentliche Finanzierung in Form von Zuschüssen erfolgen, um den von der Klimakrise am stärksten betroffenen Ländern unabhängig von ihrer Zahlungsfähigkeit zu helfen, erklärt Pérez.
"Die Gewährung eines Darlehens verfehlt den Zweck von Eigenkapital", fügt er hinzu. "Anpassung sollte nicht in Form von Krediten erfolgen. Sie muss Widerstandsfähigkeit stärken."
Wie kann die Klimafinanzierung zur Bekämpfung extremer Armut beitragen?
Die Klimakrise verschärft bestehende Probleme wie Armut, Diskriminierung und Ungleichheit.
Während die reichsten Länder der Welt für 80 Prozent der Kohlenstoffdioxidemissionen verantwortlich sind, tragen marginalisierte Communities die Hauptlast der Klimakrise. Mit anderen Worten: Diejenigen, die am wenigsten für die Situation verantwortlich sind, sind am stärksten davon betroffen. Wohlhabende Länder tragen durch die historische Umweltzerstörung also die Hauptverantwortung.
Die Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Armut werden allmählich bei Entscheidungen über die Mittelvergabe berücksichtigt, aber es bleibt noch viel zu tun, um sicherzustellen, dass diese Mittel auch wirklich bei denjenigen ankommen, die sie am dringendsten benötigen.
Wie viel wird eine erfolgreiche internationale Klimafinanzierung kosten?
Nach Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden bis zum Jahr 2030 jährlich 6,9 Billionen US-Dollar benötigt, um die Klima- und Entwicklungsziele zu erreichen. Je länger wir warten, desto kostspieliger werden die Maßnahmen, da der Finanzierungsbedarf angesichts der sich verschärfenden Krise steigt.
Bei einem fairen, gerechten Ansatz für die Klimafinanzierung geht es jedoch nicht nur darum, einen Betrag festzulegen und die Regierungen aufzufordern, sich daran zu halten. Es geht auch darum, sicherzustellen, dass die Mittel in qualitativ hochwertige Projekte fließen, die marginalisierten Gruppen eine Stimme geben und keine unbeabsichtigten oder schädlichen Auswirkungen haben.
Initiativen wie große Staudämme können Menschen aus ihren Wohngebieten vertreiben, während der Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe die Ernährungslage verschlechtern kann. Um erfolgreich zu sein, müssen die finanzierten Projekte sowohl qualitativ als auch quantitativ unterstützt werden.
Wer sind die Hauptakteur*innen in der Klimafinanzierung?
Es gibt eine Vielzahl von Organisationen und Initiativen, die an der Zuweisung und Verteilung der internationalen Klimafinanzierung beteiligt sind. Im Rahmen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen hat sich die internationale Gemeinschaft darauf geeinigt, dass die Industrieländer, die die größten Treibhausgasverschmutzer sind, Klimaprojekte in Ländern mit geringem Einkommen unterstützen müssen.
Diese Finanztransfers erfolgen häufig über multilaterale Klimafonds, von denen der 2015 gegründete Grüne Klimafonds (GCF) der größte ist.
Der GCF zielt darauf ab, die Kohlenstoffdioxidemissionen zu reduzieren und die Auswirkungen der Klimakrise zu bekämpfen, indem er Projekte finanziert, die die soziale und wirtschaftliche Entwicklung berücksichtigen. Dieser ganzheitliche Ansatz zur Bekämpfung der Klimakrise setzt voraus, dass die Initiativen geschlechtersensibel und im Einklang mit Menschenrechten sein müssen.
Im Gegensatz zu den meisten Entwicklungsbanken setzt sich der Verwaltungsrat des GCF zu gleichen Teilen aus Mitgliedern aus wohlhabenden Nationen und einkommensschwachen Ländern zusammen, so dass die Empfänger eine gleichberechtigte Rolle im Entscheidungsprozess spielen können. Sie können Ideen vorschlagen, Prioritäten festlegen und direkt auf Mittel zugreifen, ohne den Umweg über die Vereinten Nationen oder andere Finanzinstitutionen gehen zu müssen.
Seitdem hat der GCF mehr als 170 Projekte finanziert, die marginalisierten Communities helfen, sich an die Auswirkungen der Klimakrise anzupassen und auf erneuerbare Energieerzeugung umzustellen.
Nationale Fonds, multilaterale Banken, bilaterale Geber, Stiftungen und Partner aus dem Privatsektor spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Vergabe von Klimageldern. Doch Regierungen sind ein besonders wichtiger Teil dieses Prozesses.
Olaf Scholz wollte “Klimakanzler” sein – für Fridays for Future ist er jetzt der “Fossilkanzler”. Während des G7-Gipfels konnte gerade noch verhindert werden, dass frühere Zusagen zum Stopp der internationalen Finanzierung fossiler Brennstoffe massiv aufgeweicht wurden.
Besorgniserregend ist, dass die G7-Staaten übergangsweise weiterhin in Gas investieren wollen. Damit besteht die Befürchtung, dass die G7 kurzsichtigen Gasinvestitionen den erneuerbaren Energien vorziehen könnten.
Auch zu den jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen haben sich die reichen Länder nur vage geäußert. Zwar würden sie das Klimaziel 2023 wohl erreichen, doch wir hinken bereits zwei Jahre hinterher. Kein G7-Land hat konkrete Ankündigungen gemacht, die zur Schließung der Finanzierungslücke beitragen.
Welche Maßnahmen können wir alle ergreifen?
Unser Ziel ist es, Maßnahmen gegen die Klimakrise durchzuführen, um extreme Armut jetzt und überall zu beenden. Wir fordern Staats- und Regierungschef*innen, Unternehmen und Philanthrop*innen auf, JETZT zu handeln.
Mit deiner Stimme kannst du mehr erreichen, als du denkst. Deshalb ist es wichtig, dass du dich für die Themen einsetzt, die dir wichtig sind und die Entscheidungsträger*innen zum Handeln aufforderst.
Schließe dich uns an und fordere die Staats- und Regierungschef*innen dazu auf, in internationale Klimafinanzierung zu investieren, damit wir alle in einer nachhaltigen und gerechten Welt leben können.