Die italienische Regierung möchte, dass der Kampf gegen den Klimawandel zukünftig bereits im Klassenzimmer beginnt.
Damit wird Italien zum ersten Land weltweit, in dem der Klimawandel und nachhaltige Entwicklung ab nächstem Jahr zum Pflichtfach wird. Das gab Bildungsminister Lorenzo Fioramonti Anfang November bekannt. Das neue Programm verpflichtet alle staatlichen Schulen dazu, Schüler*innen insgesamt 33 Stunden jährlich bzw. eine Stunde in der Woche über den Klimawandel aufzuklären. Es soll zum Start des nächsten Schuljahres im September 2020 in Kraft treten.
“Ich möchte das italienische Bildungssystem zum ersten weltweit machen, bei dem die Umwelt und die Gesellschaft in den Fokus des Unterrichts gerückt werden“, sagt Fioramonti.
Das erste Jahr nach Implementierung des Gesetzes soll als Testphase dienen. Im Anschluss könnten die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) dann übergreifend in den Lehrplan integriert werden. So sollen Fächer wie Geographie, Mathematik und Physik ebenfalls mit Fokus auf die nachhaltigen Entwicklungsziele unterrichtet werden. Eine Expert*innengruppe steht dem Bildungsministerium beratend zur Seite und wird im Januar 2020 mit der Schulung von Lehrer*innen beginnen.
Den Lehrer*innen werden verschiedene Ansätze an die Hand gegeben, um ihre Schüler*innen altersgerecht für die Gefahren des Klimawandels zu sensibilisieren. Für Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren schlägt das Bildungsministerium vor, Geschichten aus verschiedenen Kulturen zu nutzen, die die Verbindung des Menschen zur Natur zeigen. In der Mittelstufe soll die Ausrichtung des Unterrichts dann fachlicher werden, während Schüler*innen in der Oberstufe über die Global Goals der Vereinten Nationen unterrichtet werden.
Seine klimafreundliche Politik brachte Fioramonti bereits in den ersten Monaten nach Amtseinführung Kritik von konservativen Politiker*innen ein. So hatte er Studierende ermutigt, an Klimastreiks teilzunehmen. Zudem versucht Fioramonti, den Klimawandel verstärkt in die Öffentlichkeit zu tragen, seitdem der klimaskeptische stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini im September dieses Jahres abdankte.
Bildung spielt eine entscheidende Rolle bei der globalen Bekämpfung des Klimawandels, erklärt die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO). Wenn Menschen bereits in jungen Jahren über die Auswirkungen des Klimawandels aufgeklärt würden, fällt es ihnen später leichter, diesen Herausforderungen zu begegnen und ihre Gewohnheiten an eine vom Klimawandel betroffene Welt anzupassen.
”Sie [die jungen Menschen] möchten verstehen, inwiefern das [vorhandene] Wissen angewendet werden kann, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern”, sagte Fioramonti dem Nachrichtenmagazin HuffPost. “Und sie wünschen sich eine wissenschaftliche Ausbildung, die für ihr Leben von großer Bedeutung sein wird.”