Italien hat in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Anreizen zur Beseitigung von Lebensmittelverschwendung geschaffen. Durch einen Gesetzentwurf von 2016 dürfen Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie beispielsweise unverkaufte Produkte an wohltätige Initiativen spenden, anstatt diese wegzuwerfen.
Die ökologischen, wirtschaftlichen und moralischen Vorteile dieses Gesetzentwurfs gegen die Lebensmittelverschwendung wurden in Italien parteiübergreifend anerkannt. Seit der erfolgreichen Verabschiedung arbeitet die italienische Regierung daran, dass Unternehmen die neuen Anreize auch wahrnehmen und damit ihren Beitrag zur Lebensmittelrettung leisten.
Ähnliche Gesetze finden auch in anderen Ländern bereits Anwendung. So müssen Unternehmen in Frankreich, die unverkaufte Lebensmittel wegwerfen, mit einer hohen Geldbuße rechnen.
Italien geht einen anderen Weg. Unternehmen, die sich an der Initiative zur Rettung von Lebensmitteln beteiligen, werden Steuervergünstigungen bei der Müllentsorgung gewährt. Um davon zu profitieren, müssen Unternehmen alle von ihnen gespendeten Lebensmittel dokumentieren.
Der Gesetzentwurf kam zur richtigen Zeit – 2016 gab Italien fast zwölf Milliarden Euro für die Abfallwirtschaft aus. Um seine Ausgaben zu senken, setzte sich das Land im selben Jahr ein ehrgeiziges Ziel: über eine Milliarde Tonnen Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren. Im Vorjahr waren es noch 550 Millionen Tonnen.
Das weltweite Bewusstsein für die Rettung von Lebensmitteln wächst. Der französische Politiker Arash Derambarsh schlug beispielsweise vor, ein Gesetz für die Beseitigung von Lebensmittelverschwendung auf EU-Ebene zu verabschieden. "Das Problem ist einfach. Wir verschwenden Lebensmittel, während es arme Menschen gibt, die hungern”, sagte er gegenüber The Independent.
Besonders engagiert bei der Bewegung gegen die Lebensmittelverschwendung zeigen sich die Dän*innen. Denn Supermärkte, die weggeworfene, aber noch zum Verzehr geeignete Lebensmittel sammeln, werden in Dänemark immer beliebter.
Köch*innen auf der ganzen Welt kommen ebenfalls auf den Geschmack und setzen immer häufiger gerettete Lebensmittel auf ihre Menükarte. Damit leisten auch sie einen wichtigen Beitrag, um das Stigma weggeworfener Produkte zu beseitigen.
Denn Vorurteile gegen Lebensmittel, die zu Unrecht in der Mülltonne landen, halten sich hartnäckig. Diese an Bedürftige zu spenden, wird oft als Degradierung bewertet – da sie offiziell als Abfälle gehandelt werden. Dabei ist der Großteil dieser Lebensmittel zum Zeitpunkt der Entsorgung noch einwandfrei zum Verzehr geeignet.
Hier ein paar Einblicke hinter die Kulissen vieler Supermärkte: Wenn weißer Reis irrtümlich als Basmatireis ausgezeichnet wurde, gehört er in der Tonne. Wenn die Form einer Paprika nicht der Norm entspricht, wird sie entsorgt. Eine Müslischachtel hat einen Riss? Weg damit! Eine geschlossene Dose mit einem zerrissenen Etikett schafft es leider auch nicht ins Regal. Eine gequetschte Frucht? Ein klarer Fall für die Mülltonne.
Lebensmittel werden an allen Stellen der Lieferkette verschwendet: auf landwirtschaftlicher Ebene, wenn sie geerntet und gelagert werden, bei ihrer Weiterverarbeitung, bei ihrer Ankunft im Lebensmittelgeschäft und nachdem sie von Verbraucher*innen gekauft wurden.
Jeder Teil der Lieferkette braucht einen anderen Ansatz zur Abfallreduzierung. Die geringste Hürde liegt beim Umgang mit Lebensmitteln, die bereits in den Supermärkten zum Verkauf liegen. Diese Lebensmittel sollten in Zukunft nur noch an zwei Orten landen: Entweder im Einkaufskorb oder bei wohltätigen Organisationen, die diese an Bedürftige verteilen.