Von Beh Lih Yi
3. Februar (Thomson Reuters Foundation) — Von Petitionen zur Rettung der Wälder bis hin zu Geldspenden für Betroffene von Naturkatastrophen — eine wachsende Armee von K-Pop-Fans stellt sich als neueste Bewegung im globalen Kampf gegen den Klimawandel.
Fakten über Liebhaber*innen des K-Pop: Sie sind jung, technisch begabt und nutzen die sozialen Medien für ihre politische Anliegen. Letztes Jahr mobilisierten sie Spenden für die Black Lives Matter-Bewegung in den USA und unterstützen die Pro-Demokratie-Proteste in Thailand.
Doch besonders zum Klimawandel äußert sich die Gruppe vermehrt und wirft eine jugendliche Perspektive auf die Umweltthemen, die in einigen Teilen der Welt wenig Aufmerksamkeit erhalten. “Bei K-Pop-Fans handelt es sich vor allem um Millennials und die Generation Gen-Z. Wir wollen für unsere Zukunft kämpfen”, sagt die 21-jährige indonesische Studentin Nurul Sarifah, die Mitte Januar die Bewegung Kpop4Planet ins Leben gerufen hat.
Das Ziel der Bewegung ist es, mit Hilfe der sozialen Medien eine Plattform für gleichgesinnte K-Pop-Fans auf der ganzen Welt zu erschaffen. Dort wollen sie die Probleme des Klimawandels diskutieren und das Bewusstsein für die Probleme schärfen, die ihre Heimatstädte betreffen, so Sarifah, Fan der südkoreanischen Boyband EXO.
“Jeden Tag erleben wir die Auswirkungen des Klimawandels: Verschmutzung, Hitzewellen, Überschwemmungen, Waldbrände. Doch wir können das ändern, indem wir Gutes tun und uns wie unsere Idole einsetzen, damit wir K-Pop weiterhin auf einem lebenswerten Planeten genießen können”, erklärt sie der Thomson Reuters Foundation.
Diese Bewegung ist nur eine der jüngsten Kampagnen, die K-Pop-Fans nutzen, um etwas für die Umwelt und das Klima zu tun.
Die Macht der K-Pop Stars
In den letzten zwei Jahrzehnten ist K-Pop zu einem globalen Phänomen herangewachsen. Die wohltätigen Bemühungen der südkoreanischen Stars, wie Spenden für Waisenhäuser oder das Pflanzen von Bäumen, haben ihre Fans dazu gebracht, ähnliche Ansätze für soziale und ökologische Probleme zu übernehmen.
Im Dezember 2020 schärfte die K-Pop Band Blackpink das Bewusstsein ihrer Fans für den Klimawandel: Die Gruppe veröffentlichte ein Video, um Aufmerksamkeit für den UN-Klimagipfel COP26 zu schaffen, der im November 2021 in Glasgow stattfinden wird.
In dem Video teilte die Girlband ihren fast 60 Millionen Abonnent*innen auf YouTube mit, dass es noch nicht zu spät sei, etwas für den Klimawandel zu tun und forderte ihre Fans, die sich als BLINKs bezeichnen, dazu auf, sich mehr darüber zu informieren.
Die Verhandlungen im Rahmen der COP26 werden als entscheidender Moment für das Pariser Abkommen von 2015 angesehen. Die Regierungen stehen unter Druck, stärkere Aktionspläne vorzulegen, um die globale Erwärmung auf “deutlich unter” zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Unterdessen haben ARMYs, die sogenannten Fans der Megaband BTS, in den letzten Jahren im Namen ihrer Stars zehntausende von Bäumen gepflanzt — von Südkorea bis zu den Philippinen.
Zudem haben sie im vergangenen Jahr Spenden für die betroffenen Gemeinden der Flutkatastrophe im indischen Bundesstaat Assam gesammelt.
Weltweit tun sich K-Pop Fans zusammen
“Die K-Pop-Fangemeinde schafft generationsübergreifend und über Ländergrenzen hinweg großartige Dinge”, sagt Kim Na-yeon, eine 15-jährige Aktivistin aus Südkorea. Sie unterstützt die Kampagnengruppe Youth 4 Climate Action, die letztes Jahr die koreanische Regierung aufgrund deren langsame Reaktion auf den Klimawandel verklagte.
Sie erklärt, dass das Bewusstsein in Korea noch sehr gering sei und fügt hinzu, dass sie sich mit anderen Fans durch ihre Liebe mit K-Pop verbindet und das Netzwerk nutzt, um sich für den Klimaschutz einzusetzen.
“Da ich schon lange K-Pop-Fan bin, weiß ich, wie die Leute sich online versammeln und mobilisieren und nutze meine Fähigkeiten für unsere Kampagne”, sagt Kim, Fan der Boyband NCT Dream.
Von Nordamerika bis nach Asien — der diverse Hintergrund von K-Pop-Anhänger*innen ist ein Schlüssel, der Fans die Türen zu tieferen Diskussionen über eine Reihe von Themen öffnet – darunter die größten Herausforderungen unserer Zeit.
“K-Pop-Fans sind im Allgemeinen aufgeschlossen und weltoffen. Wenn sie das nicht wären, würden sie Musik aus ihrem eigenen Land in ihrer eigenen Sprache hören”, sagt CedarBough Saeji, ein Akademiker, der die K-Pop-Fankultur studiert.
“Es sollte also nicht weiter überraschen, dass sie auch ihre Perspektiven über ihre eigenen lokalen politischen, sozialen und ökologischen Probleme teilen”, fügt der Assistenzprofessor für osteuropäische Sprachen und Kulturen an der Indiana University Bloomington in den USA hinzu.
John Lie, Soziologieprofessor an der University of California in Berkely hat ein Buch über K-Pop geschrieben und sagt, dass das Phänomen von Fans angetrieben wurde, um zu zeigen, dass das Genre “nicht nur hirnlose Unterhaltung” und “ein seltener Aspekt in der Idol-Musik” sei.
100.000 US-Dollar Katastrophenhilfe für Indonesien
Im Januar haben K-Pop-Fans in Indonesien fast 100.000 US-Dollar (rund 83.000 Euro) mobilisiert, die für die Betroffenen der Überschwemmung in Süd-Kalimantan und eines starken Erdbebens auf der Insel Sulawesi gesammelt wurden, bei dem etwa 80 Menschen starben und mehr als 30.000 Personen vertrieben wurden.
Es wird erwartet, dass sich die Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels weiter verstärken und auch Indonesien, eine weitläufige Inselgruppe, treffen. Arendeelle hat als K-Pop-Fan die jüngste Spendenaktion initiiert und ist bereit, noch mehr zu tun.
“Die Umwelt ist uns wichtig. Unsere Idole zeigen, wie sie sich um die Gesellschaft kümmern und inspirieren uns dazu, es ihnen gleich zu tun”, sagt Arendeelle, Koordinatorin von ELF Indonesia, einem lokalen Fanclub der K-Pop-Gruppe Super Junior.
Im Jahr 2020 haben indonesische K-Pop-Fans eine Online-Kampagne unterstützt, die auf die rapide Abholzung in Papua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea, aufmerksam machte. Sie haben den Hashtag #SavePapuanForest in den sozialen Medien geteilt und ihn so zu einem Trending Topic auf Twitter gemacht.
Genau solche Momente will Sarifah von Kpop4Planet mit ihrem Vorstoß für mehr Diskussionen über den Klimawandel und seine Auswirkungen erzeugen.
“Die Abholzung ist einer der Gründe, warum diese Naturkatastrophen auftreten”, sagt sie. “Wir können sie alle hautnah miterleben.”
Sarifah hofft, dass EXO und weitere K-Pop-Stars ihre grüne Kampagne unterstützen werden.
“Die K-Pop-Fan-Bewegung ist groß und wenn unsere Idole auch [beim Klimaschutz] helfen, wird sie noch größer werden”, fügt sie hinzu.
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