By Nita Bhalla

NAIROBI, 4. Januar 2019 (Thomson Reuters Foundation) — Mädchen in Westkenia, die nach den Weihnachtsferien in die Schule zurückkehren, sollen auf weibliche Genitalverstümmelung untersucht werden, teilte ein Regierungsvertreter am Anfang Januar mit. Man wolle damit gegen die illegale und schädliche Praxis vorgehen.

Mädchen sollen zudem obligatorischen Schwangerschaftstests unterzogen werden.

Gerade in den Schulferien werden viele Mädchen zur Genitalverstümmelung gezwungen, erklärte George Natembeya, Bezirksbeauftragter in Narok County. Schwangerschaften nach traditionellen Übergangsriten seien nichts außergewöhnliches, erzählte er weiter.

"Narok hat die höchste Teenager-Schwangerschaftsrate im Land und weibliche Genitalverstümmelung ist in einigen Gemeinden weit verbreitet. Dennoch ist es schwer, Vorfälle aufzudecken, da sie gewöhnlich im Geheimen passieren", erklärte Natembeya gegenüber der Thomson Reuters Foundation.

"Mädchen verstecken oft ihre Schwangerschaft und die gesundheitlichen Komplikationen nach einer Genitalverstümmelung. Mit diesen Tests werden wir die Mädchen besser unterstützen können. Wir werden in der Lage sein, sowohl die Männer, die sie schwängerten, als auch ihre Eltern, die sie zur Genitalverstümmelung gezwungen haben, strafrechtlich zu verfolgen."

Grund- und Hauptschulen sind in Narok seit letzter Woche wieder geöffnet, das heißt Mädchen zwischen 9 und 17 Jahren erhielten Schwangerschaftstests und wurden von ausgebildeten medizinischen Fachkräften in lokalen Schulen und Kliniken auf weibliche Genitalverstümmelung untersucht.

Wenn Mädchen schwanger sind, werden sie bei der Rückkehr nach Hause unterstützt, und ihnen wird nach der Entbindung eine Aufnahme in die Schule garantiert, erklärte er.

Diejenigen, die beschnitten wurden, erhalten eine Beratung und werden medizinisch betreut, fügte er hinzu.

Dieser Schritt stieß jedoch nicht überall auf Begeisterung. Obligatorische Tests seien erniedrigend und würden die Mädchen nur noch weiter schikanieren und traumatisieren, empörten sich Frauenrechtsaktivisten.

"Wir begrüßen die Bemühungen des Bezirksbeauftragten von Narok, weibliche  Genitalverstümmelung bekämpfen zu wollen, dies ist aber nicht der richtige Weg. Die Tests sind erniedrigend für die Mädchen und verletzen ihr Recht auf Würde und Privatsphäre", erklärte Felister Gitonga von der Menschenrechtsorganisation Equality Now.

Die weibliche Genitalverstümmelung, die teilweise oder vollständige Entfernung der äußeren Genitalien, ist in Teilen Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens besonders stark verbreitet – und spielt für die soziale Akzeptanz und die Eheaussichten der Mädchen eine große Rolle.

Sie wird in der Regel von traditionellen Beschneiderinnen durchgeführt, häufig mit Klingen und Messern, die nicht steril sind. Der Eingriff kann unter anderem zu lebenslangen Schmerzen, Fistelbildung und Komplikationen bei der Geburt führen. In manchen Fällen verbluten die Mädchen oder sterben an Infektionen.

In Kenia ist die weibliche Genitalverstümmelung seit 2011 verboten. Dennoch hält die tief verwurzelte Praxis weiter an. Jede fünfte Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren wurde laut Angaben der Vereinten Nationen zur Beschneidung gezwungen.

Natembeya wies die Kritik der Menschenrechtsgruppen zurück und erklärte, dass ein radikalerer Ansatz nötig sei, um die weibliche Genitalverstümmelung zu beenden.

"Wir müssen einen Schritt weiter gehen und die Eltern und traditionellen Beschneiderinnen verfolgen und das als Abschreckungsmittel benutzen", sagte er.

"Diejenigen, die denken, dass ich etwas Schlechtes tue, sollen einen Alternativvorschlag machen und wir werden ihn umsetzen. Aber wir können nicht weiter den Kopf in den Sand stecken, wenn das Problem akut ist."

(Ein Beitrag von Nita Bhalla @nitabhalla. Überarbeitet von Jason Fields. Bitte die 'Thomson Reuters Foundation' als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert/ geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation liefert Beiträge über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf news.trust.org)

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