Acht Männer packten vor einigen Wochen ein Mädchen, als es in einem ländlichen Dorf in Pakistan auf dem Weg war, Wasser zu holte. Als Strafe für die außereheliche Beziehung ihres Brudersentführten und verprügelten die Männer sie. Anfangs berichteten die Eltern der 14-Jährigen, dass ihre Tochter gezwungen worden sei, nackt durch das Dorf zu gehen. Doch später revidierte die Familie ihre Aussage.
Aber ganz egal, was genau geschah, ist dies ein weiterer Fall in dem ein Mädchen für eine Tat bestraft wird, die sie nicht begangen hat. Es ist leider kein neues Phänomen, dass Mädchen und Frauen unter einem „Ehrenbruch“ innerhalb der Familie leiden müssen. Viel mehr ist der jüngste Vorfall beispielhaft dafür, wie pakistanische Dorfbewohner – in denen häufig sogenannte „Jirgas“ das Sagen haben – mit Mädchen und Frauen umgehen, wenn Familienmitglieder „Unarten“ begehen, berichtete der Guaridan.
Obwohl Pakistan versucht hat, Gesetze zum Schutz von Mädchen und Frauen vor solchen Gewalttaten und Ehrenmorden einzuführen, können diese Gesetze die Kultur in ländlichen Dörfern, in denen die „Jirgas“ herrschen, kaum etwas bewirken.
Erst im Juli dieses Jahres ordnete ein solch 'informeller Rat' eine „Vergewaltigung aus Rache" für eine 16-Jährigen an, nachdem ihr Bruder ein anderes junges Mädchen vergewaltigt hatte. Die pakistanische Polizei verhaftete später mindestens 20 Mitglieder des 'Rates'.
In einer Provinz in Pakistan wurden 2017 mindestens 94 Frauen von Familienangehörigen ermordet. Über einen der Morde ist das Motiv bekannt: Die Frau wurde von ihrem Ehemann enthauptet, weil sie sich weigerte, ihren Job in einer Fabrik aufzugeben, berichtete Human Rights Watch.
In einer Studie der Thomson Reuters Foundation aus dem Jahr 2011 liegt Pakistan auf Platz drei der Liste der gefährlichsten Länder für Frauen. Schätzungsweise 90 Prozent der Frauen in Pakistan erleben häusliche Gewalt und mindestens 1.000 werden jedes Jahr Opfer von „Ehrenmorden“.
„Trotz der pro-weiblichen Gesetzgebung sehen wir leider, dass Frauen in abgelegenen Gegenden immer noch als Objekte behandelt werden", sagte der Menschenrechtsaktivist Samar Minullah gegenüber dem Guardian. „Wir betrachten Mädchen und Frauen als Mehrwert für unser Zuhause oder unsere Gemeinschaft, dennoch behandeln wir sie unehrenhaft, betreiben mit ihnen Tauschhandel und benutzen sie, um Streitigkeiten zu beenden. Das ist nicht nur illegal, sondern auch unislamisch", fuhr Minullah fort. „Ich bin froh, dass die Polizei Maßnahmen ergriffen hat – aber was passiert mit dem Mädchen? Sie wird für den Rest ihres Lebens stigmatisiert werden.“
Global Citizen kämpft gegen Gewalt gegen Frauen in der ganzen Welt. Hier kannst auch du aktiv werden.