Dürfen wir vorstellen: das ist Jordan! Sie ist 10 Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder in Columbia, Missouri.
Jorden ist ohne einen linken Unterarm und dem dazugehörigen Ellbogengelenk zur Welt gekommen. Das macht manche Dinge für Jordan herausfordernder als für andere Menschen. Doch das ist für Jordan kein Grund, sich benachteiligt zu fühlen. Ganz im Gegenteil. Jordan ist ein ganz normales 10-jähriges Mädchen.
Mit dem winzig kleinen Unterschied, dass Jordan bereits eine Designerin ist - denn sie hat so eben ihre eigene Armprothese kreiert. Der Name ihres Vorhabens: „Project Unicorn”.
Jordan und fünf weitere Kindern im Alter von 10-15 Jahren wurden nach San Francisco eingeladen, um am „Superhero Cyborgs”-Workshop teilzunehmen. Die gemeinnützige Organisation KIDmob hat sich mit der 3D-Software Firma Autodesk zusammen getan, um Kinder und Jugendliche, die auf Arm- bzw. Handprothesen angewiesen sind, 5 Tage lang mit Spitzeningenieuren zusammen zu bringen. Denn wie bei jeder Prothese gilt auch bei Kindern: nicht jede Prothese ist für jeden gleich gut geeignet.
„Wir haben uns gefragt: ‚Warum versuchen wir eigentlich immer noch, eine normale menschliche Hand nachzubilden, wenn wir doch heutzutage alles mögliche bauen können? Warum nicht etwas erfinden, was so viel mehr machen könnte als eine normale Hand?’”, sagt Kate Ganim, Gründungsmitglied von KIDmob.
End of Day #4 already? We have working #superherocyborg devices! @kidmoborg@tinkercad@adskFusion360@AutodeskEDUpic.twitter.com/0QCoEKmxVT
— Sarah O'Rourke King (@sarahoking76) 19 January 2016
Hier auf dem Workshop geht es also um gegenseitigen Austausch: die Ingenieure lernen, welche Vorstellungen Kinder haben und die Kinder lernen, ihre Kreativität zu nutzen und zu artikulieren, was sie wollen. Nach dem Motto 'Wenn du keine Hand hast, kannst du eben alles andere haben’ - so wie Superhelden und Cyborgs' durften die Kinder also ganz experimentiell die Frage beantworten: „Wie soll deine Traumprothese aussehen?”
Für Jordan war die Antwort glasklar: „Ich will Glitzer aus meinem Arm schießen können!” Gesagt, getan - das „Project Unicorn” (Projekt Einhorn) war geboren.
Kids are #3Dprinting their own superhero cyborg "kid-integrated” prosthetic arms!https://t.co/BkyIFHKzV0pic.twitter.com/KIyXiFH53h
— Eaglemoss Technology (@EaglemossTech) 26 January 2016
Jordan und die anderen Kinder konnten während des fünftägigen Workshops ihren Wünschen freien Lauf lassen und kreierten was das Zeug hält!
Zuerst wurden die Ideen der Kinder aufs Papier gebracht und mit den anderen Teilnehmern besprochen, so dass hier und dort noch Verbesserungen hinzukommen konnten. Dann wurden die Gliedmaßen der Kinder - genau dort, wo der Cyborg-Arm später sitzen soll - gemessen, modelliert und mit Hilfe eines 3D-Druckers hergestellt. Aus den individuellen 3D-Modellen wurden dann die Prototypen geformt.
Jordans Modell glitzert und funkelt. Ihr Traum war es, aus ihrem Arm eine fünffache Glitzer-Kanone zu machen, so dass sie die ganze Welt in einen glitzernden und schillernden Ort verwandeln kann.
Der 13-jährige David wollte in seine Prothese lieber ein verstecktes Gummimesser einbauen, damit er zu Hause seine kleinen Schwester ärgern kann. Aus dem Gummimesser ist dann aber doch ein eingebauter Stift geworden. Die 12-jährige Sydney hat einen Wasserpistolen-Superarm kreiert. Sie kann nun jeden mit Hilfe einer leichten Ellbogenbewegung nass spritzen.
Kieran, ebenfalls 13 Jahre alt, dachte eher praktischer und befestigte eine Aluminiumstange an seine Prothese, damit er schwerere Dinge besser tragen kann. Mit seinem neuen Cyborg-Arm ist er aber auch Superheld auf jeder Party, denn Kieran hat seine Prothese mit LED-Leuchten ausgestattet, die die Farbe wechseln können - quasi eine eingebaute Lichtershow.
Kate Ganim sagt: „Für ein derzeit tatsächliches Endprodukt ist der Workshop leider zu kurz. Was für uns aber mehr zählt, ist, dass die Kinder realisieren, dass sie sich nicht mit dem zufrieden geben müssen, was für sie momentan auf dem Markt erhältlich ist. Wir möchten ihnen mit auf den Weg geben, dass sie sowohl ihre individuelle Lösung selbst designen als auch später nutzen können.”
Die Zusammenarbeit zwischen den Kindern und den Ingenieuren endete zum Glück nicht nach dem fünftägigen Workshop. Stattdessen bekam jedes Kind seinen eigenen Mentor, um auch in den kommenden Monaten gemeinsam an ihren kreierten Prothesen weiterzutüfteln und sie zu verbessern.
Mittlerweile sieht Jordans Design so aus:
Superhero Cyborg about to start at Make:Live stage. Come by and see their amazing work with @tinkercadpic.twitter.com/hOmLMBVavR
— Guillermo Melantoni (@melton3d) 22 May 2016
Zudem werden alle 'Superhelden'-Designs auf der Project Ignite Webseite zur Verfügung gestellt, in der Hoffnung, dass andere durch die Projekte der Kinder inspiriert werden und sie als Vorlage nutzen oder sogar eigene Ideen umsetzen.
Und auch Jordan widmet sich bereits ihrem nächsten Projekt: sie will eine Prothese entwerfen, mir der sie ihr Smartphone - vor allem FaceTime - besser nutzen kann und gleichzeitig schwere Gegenstände zu Hause besser heben kann. Kieran hat sie dazu auf dem Workshop inspiriert.
Die Kreativität und Motivation von Jordan, Kieran und Sydney ist ansteckend. Und sie zeigt: man sollte sich niemals mit dem zufrieden geben, was einem vorgesetzt wird. Dinge, Situationen und Umstände können verändert werde, gemeinsam mit anderen kann man problemorientierten, individuellen Ansätzen arbeiten. Und die Ergebnisse aus dem Workshop könnten keinen besseren Beweise liefern. Und sind wir mal ehrlich: wer würde nicht gerne Glitzer aus seinem Arm schießen oder an heißen Tagen eine Wasserpistole mit seinem Ellbogen abfeuern können?