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Gemeinsam mit anderen UN-Organisationen hat UNICEF in New York einen neuen Bericht zu Kindersterblichkeit vorgestellt. Das Ergebnis: 5,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren starben 2019 an vermeidbaren Ursachen. Das sind jeden Tag 14.000, also ein Kind alle sechs Sekunden. Das Risiko der Kindersterblichkeit ist im ersten Monat nach der Geburt am höchsten.
Das sind noch immer zu viele. Und doch handelt es sich um einen historischen Tiefstand. Die Zahl ist die niedrigste seit Beginn der Statistiken. In den vergangenen 30 Jahren nahm die Kindersterblichkeit bei unter 5-Jährigen um fast 60 Prozent ab. 1990 lag sie noch bei 12,5 Millionen. Bei Kindern und jungen Menschen zwischen fünf und 25 Jahren lag die Zahl 2019 bei 2,2 Millionen. 1990 starben 31 von 1.000 Heranwachsenden, 2019 waren es 18.
Der Grund für den Rückgang: vorbeugende Behandlungen und Impfungen. “Die Tatsache, dass heute mehr Kinder als je zuvor ihren ersten Geburtstag erleben, zeigt, was erreicht werden kann, wenn die Welt Gesundheit und Wohl in den Mittelpunkt der Maßnahmen stellt”, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Wie hoch die Chance der Kinder ist, ihren ersten, fünften oder sogar 25. Geburtstag zu erreichen, hängt stark davon ab, wo sie leben. In Subsahara-Afrika ist die Kindersterblichkeit am höchsten. Eines von 13 Kindern verstirbt vor seinem 5. Geburtstag. Afrika liegt somit zwei Jahrzehnte hinter dem weltweiten Durchschnitt, der 1999 auf dieser Höhe lag.
Die Prognose der Kindersterblichkeit für 2020 bis 2030 ist bedenklich
Auch eine Prognose für die kommenden zehn Jahre hat UNICEF veröffentlicht. Demnach könnten basierend auf dem aktuellen Stand der Gesundheitsversorgung weltweit zwischen 2020 und 2030 nahezu23 Millionen fünf bis 24 Jahre alte Heranwachsende sowie 48 Millionen unter 5-Jährige versterben. Die Hälfte der Kindersterblichkeit bei unter 5-Jährigen könnte jedoch verhindert werden – durch hochwertige Gesundheitsversorgung während der Schwangerschaft, professionelle Geburtsbetreuung, postnatale medizinische Leistungen für Mutter und Kind sowie ärztliche Betreuung von erkrankten Neugeborenen.
Das allerdings könnte schwierig werden: Denn durch die Corona-Pandemie sind Gesundheitssysteme weltweit angeschlagen und überlastet. Dementsprechend sind die bisherigen Fortschritte in Gefahr, innerhalb kurzer Zeit zunichte gemacht zu werden.
“Investitionen sind erforderlich, um die Gesundheitsversorgung wieder in Gang zu bringen, sonst könnten Millionen Kinder sterben, insbesondere Neugeborene”, sagte UNICEF-Chefin Henrietta Fore.
Eine UNICEF-Studie zeigt: In mehr als zwei Drittel der 77 analysierten Länder können Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen von Kindern nicht in dem gleichen Maße wie vor der Pandemie durchgeführt werden. Dafür gibt es mehrere Gründe: Viele medizinische Institutionen sind geschlossen. Zudem sorgen sich Eltern vor einer Ansteckung und nehmen die Vorsorgeuntersuchungen deshalb nicht wahr. Besonders in Afghanistan, Bolivien, Libyen, dem Sudan und Pakistan ist die Lage problematisch.
Global Goals: Kindersterblichkeit soll bis 2030 auf unter 25 von 1.000 Kindern fallen
Nicht nur die Fortschritte der vergangenen 20 Jahre werden durch die Corona-Pandemie gefährdet. Auch die Erreichung des Ziels für Kindersterblichkeit im Rahmen der der Agenda 2030 wird dadurch beeinträchtigt werden. 2019 hatten es bereits 122 Länder geschafft, unter die Grenze von 25 verstorbenen aus insgesamt 1.000 Kindern zu gelangen. Diese Länder werden teilweise Mühe haben, den Trend zu halten. 53 Länder müssen ihre Anstrengungen enorm ausbauen, um das Ziel von 25 aus 1.000 Kindern bis 2030 noch erreichen zu können. Eine noch größere Herausforderung: Die Neugeborenen-Sterblichkeit. Mehr als 60 Länder müssen ihre Maßnahmen verstärken, um bis 2030 das entsprechende Ziel der Global Goals zu erreichen. Sofern es den Ländern gelingt, könnten sie bis 2030 elf Millionen unter 5-jährigen Kindern das Leben retten – die Hälfte davon lebt in Subsahara-Afrika.