Vor zwei Jahren hat der Berliner Senat festgelegt, dass das Land Berlin bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll. Die energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen sollen bis dahin um mindestens 85 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 reduziert werden. Nur: Ist das überhaupt möglich? Und wenn ja, was können und müssen die Bürger dafür tun – wie müssen sie konsumieren, sich fortbewegen und ernähren?

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Rund elf Tonnen Kohlendioxid gehen jährlich auf das Konto jedes einzelnen Deutschen. Was jeder in seinem Leben dazu beitragen könnte, damit sich die Bilanz verbessert, testet das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) seit Dezember 2017. Die Wissenschaftler um das Projekt wollen zeigen, dass es möglich ist, deutlich klimafreundlicher zu leben als wir es tun.

Insgesamt 100 neugierige und engagierte Berliner Haushalte haben sich der Herausforderung gestellt, innerhalb eines Jahres ihren persönlichen CO2-Fußabdruck um 40 Prozent senken.

Um die Veränderungen dokumentieren zu können, prüfen die Wissenschaftler des Instituts, wie die Probanden ihr Leben gestalten: Kaufen sie viel Fleisch – konventionell, bio oder regional? Wie viel Strom wird verbraucht und von welchem Anbieter kommt der? Wie wird der tägliche Weg zur Arbeit bestritten?

Die Daten der regelmäßigen Befragungen werden in CO2-Emissionen umgerechnet.

Nun, nach den ersten 150 Tagen des Experiments zeigt sich: es ist möglich, seine CO2-Bilanz zu verbessern – und auch gar nicht so schwer.

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Schon jetzt haben einige Haushalte 20, 30 oder gar 40 Prozent eingespart haben. Bei anderen Teilnehmern wiederum, fallen die Einsparungen deutlich geringer aus – und bei manchen hat sich der CO2-Ausstoß sogar erhöht.

Der Grund? Meist sind es die Flugreisen, die die Bilanz richtig runterziehen. Denn bei einem Flug fallen pro Person schnell mal tausend Kilogramm CO2 an. 

„Die meisten der Probanden gehören schon zu den engagierteren Menschen, die sich bereits mit dem Klimawandel auseinandergesetzt haben“, sagt Fritz Reusswig, Projektkoordinator beim PIK. Deshalb lag der Emissionsdurchschnitt bei den Probanden schon zu Beginn deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. „Je niedriger die Pro-Kopf-Emissionen sind, desto schwieriger wird es, nochmal vierzig Prozent einzusparen“, sagt Reusswig.

Die Feldstudie des PIK ist die erste dieser Art in der deutschen Hauptstadt und soll zeigen, wie sich Klimaschutz auch im Alltag umsetzen lässt, wo Schwierigkeiten liegen und was die Politik tun könnte, um diese zu überwinden.


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Editorial

Umwelt schützen

Das Experiment: Wie 100 Berliner versuchen, ihren CO2-Abdruck um 40% zu senken

Ein Beitrag von Jana Sepehr