Okay, beginnen wir mit dem Offensichtlichsten: heute, am 19. November 2015, ist Welttoilettentag. International auch als `World Toilet Day’ bekannt.
Ah ja. Ähm. *räusper* Welt Toiletten Tag? Wir sollen über Toiletten sprechen. Womöglich auch noch darüber, was Menschen auf Toiletten machen?! Jep, so sieht’s aus.
Warum? Lasst mich mit einer Gegenfrage antworten: Welche Erfindung in der gesamten Geschichte der Menschheit hat bisher mehr Menschenleben gerettet, als jede andere Erfindung? Mitdenker können die Antwort erahnen: die Toilette.
Eine saubere und gut funktionierende Toilette sorgt dafür, dass wir unser Geschäft nicht unter freiem Himmel verrichten müssen, was Fliegen und Ungeziefer anlockt, womöglich noch in der Nähe von dem Ort, an dem wir sonst leben, essen, schlafen. Eine saubere und gut funktionierende Toilette sorgt dafür, dass wir weniger Krankheiten ausgesetzt sind, die zum Beispiel Durchfall verursachen können. Eine saubere und gut funktionierende Toilette sorgt dafür, dass Mädchen während ihrer Periode sowohl die hygienischen Umstände als auch die nötige Privatsphäre vorfinden.
Ich finde, es ist mehr als gerechtfertigt, dass die Toilette endlich ihren eigenen Feiertag bekommt! Und das ganze dient auch noch einem überaus wichtigen Aspekt: die Welt darauf aufmerksam machen, dass immer noch viel zu viele Menschen keinen Zugang zu etwas so grundlegendem wie überaus notendigen wie einer sauberen und sicheren Toilette haben.
Um genau zu sein, jeder dritte Mensch weltweit! Über 950 Millionen Menschen sind gezwungen, ihre Notdurft unter freiem Himmel zu verrichten. Täglich (!) sterben weltweit 1000 Kinder unter 5 Jahren aufgrund von fehlenden Sanitäranlagen an Durchfall. Ja, richtig gehört, Durchfall! Etwas, was wir alle kennen und niemand toll findet (und man stelle sich mal vor, man hätte in der Situation kein Klo).
Also. Es ist an der Zeit, die Scham über dieses Thema endlich beiseite zu schieben und mehr über Toiletten zu sprechen! Denn wenn wir weiterhin darüber schweigen und alle die Augen verschließen, kann sich die Situation für die 2,4 Milliarden Menschen ohne Zugang zu Sanitäranlagen nie ändern.
So. Und weil Humor bekanntermaßen dabei hilft, das Eis zu brechen, hier ein paar kleine Schmankerl aus dem Reich der Darmentleerung.
Das Klo-Restaurant in Moskau
Wer hätte es gedacht: letzten Monat eröffnete das erste Toiletten-Restaurant Europas in Russlands Hauptstadt. Hier dreht sich alles auf künstlerische Weise um das Klo. Das Örtchen (haha) nennt sich passenderweise 'Crazy Toilet Cafe' und dessen Gäste sitzen stilecht auf 50 echten Toiletten, um Gerichte zu genießen, die gaaaaaanz leicht Ähnlichkeit zu naja... einem großen Geschäft haben (nein, kein Kaufhaus).
Das Toiletten-Museum in Tokyo
Um gleich von vornherein die häufigsten Frage zu beantworte: Ja - und nein.
Ja, es werden Toiletten ausgestellt und ja, auch „Exkremente“. Ja, es gibt ganz viele Dinge zum „ausprobieren“ (‚Töpfer deine eigene Wurst’) und last but not least: nein, es riecht nicht komisch.
Das ‚Toilet?! - Human Waste & Earth's Future’ Museum in Tokyo ist ein Must-go für jeden, der mal etwas Außergewöhnliches sehen will – und ist zudem wirklich lehrreich.
Ja, mit lehrreich meine ich wirklich lehrreich. Oder hat irgendwer schon mal eine akkurate Ausstellung hiervon woanders gesehen? (credit: viralnova)
Die Japaner, und eigentlich fast alle Asiaten haben, um ehrlich zu sein, der restlichen Welt einiges voraus, wenn es um die Offenheit rund um das Thema Ausscheidung geht. So sind große, braune, wohlgeschwungene Haufen in Süd-Korea zum Beispiel alles andere als verschrien, sondern zählen als Accessoire, Snack für Zwischendurch und fungieren sogar als Held in Kinderbüchern und Filmen. Kein Scherz.
Fassen wir zusammen.
Heute, am Welttoilettentag, sollten wir nicht nur einmal zärtlich über unsere Toilette streicheln und dankbar für etwas sein, was für uns so selbstverständlich ist, dass wir es zu wenig schätzen wissen: saubere und überall zugängliche Toiletten. Wir sollten vor allem aktiv dazu beitragen, dass das Thema salonfähig wird. Damit meine ich nicht, dass Ausscheidung jetzt das Thema beim nächsten Date werden muss. Aber wir alle können dazu beitragen, mit dem Tabu zu brechen und vor allem dabei helfen, die Tatsache in den Mittelpunkt zu rücken, dass immer noch viel zu viele Menschen keinen Zugang zu Sanitäranlagen haben. Denn wenn keiner drüber spricht, kann auch keine Aufmerksamkeit auf dieses Problem gelenkt werden.
Jetzt hier und jetzt aktiv werden und eine Nachricht an Schwedens Premierminister Stefan Löfven senden, der beim diesjährigen Global Citizen Festival in New York zugesagt, in den kommenden 15 Jahren den Zugang zu sauberen und sicheren Sanitäranlagen für 60 Millionen Menschen weltweit verbessern zu wollen! Welch besseren Tag als heute kann es geben, um Herrn Löfven daran zu erinnern, dass wir auf die Umsetzung dieser Zusage warten!