Einen Oscar zu gewinnen war in diesem Jahr bereits eine herausragende Auszeichnung für Leonardo DiCaprio, aber sein (scheinbar) größtes Vorhaben war und ist es, Erde und Menschheit vor dem Klimawandel zu schützen.
Leo entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem der weltweit bekanntesten Umwelt-Aktivisten. Als er dann - nach jahrelangem Warten - im letzten Monat einen Oscar für seine Rolle in “The Revenant - der Rückkehrer” erhielt, nutzte er seine Dankesrede, um seine Mitmenschen zum weltweiten Klimaschutz aufzurufen.
Vor einigen Tagen dann spendete die bereits 1998 gegründete Leonardo DiCaprio Foundation 1 Millionen US-Dollar an die Seychellen für den dortigen Meeres- und Küstenschutz.
Seit 2010 vergab die Stiftung DiCaprios mehr als 30 Millionen US-Dollar Spenden an über 65 Organisationen in rund 40 Ländern.
Die finanzielle Unterstützung für die Seychellen ist Teil eines innovativen Fremdkapitalplans, bei dem verschiedene Parteien und Organisationen involviert sind. Wenn dieser Plan tatsächlich Wirkung zeigt, könnte dies für den Umgang mit anderen Umweltproblemen zukunftsweisend sein.
Das Staatsgebiet der Seychellen besteht zu 99% aus Wasser. Was sich vielleicht im ersten Augenblick komisch anhört - aber man muss bedenken, dass der Staat auf rund 115 Inseln verteilt ist und das Wasser dazwischen und bis zu einem gewissen Radius auch um die Inseln herum ebenfalls als Staatsgebiet zählen. Bei einem solchen Staat spielt daher vor allem das Seerecht eine bedeutende Rolle, welches sich hier auf das Wassergebiet um die Inseln herum bezieht. Da kommt bei den Seychellen natürlich so einiges zusammen.
Aufgrund dieses riesigen Ozeangebietes direkt vor der Haustür ist die Wirtschaft der Seychellen stark auf marine Einnahmequellen wie dem Meerestourismus und der Fischerei ausgerichtet. Diese beiden Sektoren erwirtschaften allerdings nicht genügend Umsatz, um das staatliche Finanzdefizit und die sich dadurch anhäufenden Staatsschulden zu stopfen.
Die Schulden entstand in den letzten Jahren zum größten Teil durch Aufnahme ausländischer Kredite für verschiedene Entwicklungsprogramme. Nach einiger Zeit konnten die Seychellen jedoch die hohen Rückzahlungsraten der Kredite nicht mehr aufbringen. Zum Glück sahen Umweltorganisationen hier die Chance, dem Archipel unter die Arme zu greifen.
Diese stellten den Seychellen finanzielle Mittel mit einer sehr niedrigen Rückzahlungsrate zur Verfügung, so dass der Staat seine Schulden durch Umverschuldung und neu ins Leben gerufene Umweltorganisationen langsam abbauen kann.
Die wichtigste Umweltorganisation, die hierbei involviert ist, ist die 'Nature Conservancy', die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensräume an Land und im Wasser zu schützen. Nature Conservancy stellte eine Summe in Höhe von 21,4 Millionen US-Dollar an finanziellen Mitteln mit einer geringen Rückzahlungsrate zur Verfügung. Die Zahlungen gehen nun an eine lokal verwaltete, unabhängige Organisation mit dem Namen Seychelles Conservation and Climate Adaptation Trust, “welche den Meeresschutz sowie Bemühungen zur Klimaanpassung beaufsichtigen wird”.
Hier kommt nun auch Leos Stiftung gemeinsam mit der Waitt Foundation, der Oak Foundation und dem China Global Conservation Fund ins Spiel: diese Organisationen stellen zusammen ebenfalls 5 Millionen US-Dollar zur Verfügung, um innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Gebiet von ca. 400.000 km2 zum Schutz des Ozeans aufzubauen.
Dieser Zusammenschluss schafft es damit, dass der geschützte Ozeanraum der Seychellen von 1% auf 30% wächst. Damit ist es das zweitgrößte Schutzgebiet im Westindischen Ozean. Ziel ist es sogar, das größte Meeresschutzgebiet der Region zu schaffen.
Die Vereinbarung kann als Teil eines weltweit größeren Vorhabens gesehen werden. Denn in den letzten zwei Jahren haben die Regierungen von Palau, Neuseeland, Chile, Kiribati, dem Vereinigten Königreich und den USA mehrere Millionen Quadratkilometer Meer zum Schutzgebiet erklärt.
Letzten Endes hilft aber die Abmachung vor allem dabei, die Frage nach der ökologischen Nachhaltigkeit neu aufzurollen. Denn Kritiker behaupten, dass die Investition in erneuerbare Energien und der Schutz der Umwelt Arbeitsplätze kostet und die Einnahmen aus neuen Initiativen nicht hoch genug seien.
Doch in diesem Fall sind es eben genau diese Umweltinitiativen, die die Wirtschaft wieder beleben.
Andere Organisationen, Regierungen oder wohlhabende Personen könnten ähnliche Pläne zur Kostendeckung für den Umweltschutz in besonders verschuldeten Staaten wie eben den Seychellen ins Leben rufen, in dem sie ihnen finanzielle Unterstützung zusichern.
Dies ist aber nur ein Teil der Umweltagenda. Es muss noch weitaus mehr getan werden - und das meiste muss vom Land selbst in Bewegung gesetzt werden. Tiefe strukturelle, wirtschaftliche Veränderungen müssen eingeleitet werden, um die vielen verschiedenen Ökosysteme auf der Welt erfolgreich zu schützen.
Die interne Restrukturierung würde viele Details beinhalten: den Gebrauch von fossilen Brennstoffen durch erneuerbare Energien austauschen, den Energieverbrauch insgesamt reduzieren, die Produktion von Plastik einstellen, den Ausstoß an Chemikalien in die Atmosphäre verringern, die Übernutzung von Land und Tier reduzieren sowie die Umstellung auf ökofreundlichere Ernährung und vieles mehr.
Wie Leonardo DiCaprio in seiner Dankesrede während der Oscarverleihung bereits sagte: “Der Klimawandel ist real. Und er passiert hier und jetzt, er zählt zu der größten Bedrohung, der wir alle entgegensehen und daher müssen wir gemeinsam dagegen angehen und aufhören, noch länger zu zögern und es aufzuschieben.”