Ein großer Schritt für ein kleines Land: Luxemburg führt den kostenlosen Nahverkehr ein. Damit ist das Land mit knapp 620.000 Einwohner*innen das erste der Welt, in dem ab jetzt mit wenigen Ausnahmen Bus und Bahn gratis genutzt werden können.
Ticket-Automaten adé
Während die Ticket-Automaten nun im ganzen Land abmontiert werden, hofft die Regierung, durch den kostenlosen Nahverkehr auch den Stau aus den Innenstädten zu verbannen. Denn neben den Einwohner*innen bewegen sich werktags über 200.000 Berufspendler aus Deutschland, Frankreich und Belgien durch Luxemburg. Das neue Angebot soll den Verkehrsknoten lösen und mehr Menschen dazu anregen, ihr Auto zugunsten der Umwelt stehen zu lassen.
Doch Luxemburg hat noch weitere Pläne. Damit mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, soll die Frequenz des Bus- und Bahnverkehrs erhöht und das Schienennetz ausgebaut werden. Zudem soll das Straßenbahnnetz zukünftig ohne Oberleitungen und dafür batteriebetrieben fahren.
Vorbildfunktion für Europa
Der luxemburgische Regierungschef Xavier Bettel kündigte bereits an, dass er Nachahmer in Europa begrüßen würde. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hält einen solchen Schritt für die Bundesrepublik in Hinblick auf die Kosten jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht realistisch. Etwa 12,8 Milliarden Euro müsste der deutsche Staat dafür an Zuschüssen garantieren. In Luxemburg wird der Umstieg aufgrund der kleinen Fläche des Landes pro Jahr gerade einmal 41 Millionen Euro kosten und wird aus Steuergeldern finanziert.
Momentan investiert Deutschland weniger als 70 Euro pro Kopf in den landesweiten Schienen- und Netzausbau. In Luxemburg werden es mit Umsetzung der ambitionierten Verkehrswende etwa 600 Euro pro Kopf sein.
Damit dürfte Luxemburg seinen Titel als einziges Land mit kostenlosem Nahverkehr wohl noch eine Weile behalten. Doch was an einem Ort der Umwelt zugute kommt, nützt letztendlich allen Menschen etwas. Ein Grund zum Feiern also – vor allem für alle Luxemburger*innen, die in Zukunft noch schneller und grüner durch den Alltag kommen.