Der vor ein paar Tagen vor Mauritius aufgelaufene Frachter verliert weiterhin Öl. Nun hat die Regierung den Umweltnotstand ausgerufen. Das japanische Tankschiff war an einem Korallenriff vor dem afrikanischen Inselstaat mitten im Indischen Ozean auf Grund gelaufen.
Bei dem Aufprall mit dem Riff zerriss es einen der beiden Öltanks des Frachters. Seitdem sind bereits über 1.000 Tonnen Öl ins Meer gelangt. Sollte das Schiff weiter auseinanderbrechen, könnten bis zu 4.000 Tonnen Öl freigesetzt werden. Umweltschützer*innen warnen vor einer Umweltkatastrophe.
Der japanische Schiffseigentümer Nagashiki Shipping machte unterdessen "schlechte Wetterbedingungen" für den Bruch des Öltanks verantwortlich.
Korallenriff und Artenvielfalt sind durch Ölteppich in Gefahr
Die Region um das Korallenriff vor Pointe d'Esny auf Mauritius gilt als ein ökologisches Juwel und ist bekannt für ihr klares türkisfarbenes Wasser. Viele Umweltorganisationen, darunter Greenpeace, blicken daher besorgt auf die Auswirkungen, die das Leck auf die biologische Vielfalt auf Mauritius haben könnte.
"Tausende Arten, die die unberührten Lagunen von Blue Bay, Pointe d'Esny und Mahébourg beheimaten, laufen nun Gefahr, in einem Meer aus Schmutz zu ertrinken, mit schrecklichen Folgen für die Wirtschaft, die Ernährungssicherheit und die Gesundheit von Mauritius", so Happy Khambul von der Umweltorganisation Greenpeace Afrika, in einer Erklärung.
Mittlerweile hat die Polizei von Mauritius eine Untersuchung wegen Fahrlässigkeit eingeleitet, um den Vorfall zu überprüfen, berichtete die BBC.
Regierung bittet um internationale Hilfe
Unterdessen forderte der mauritische Premierminister Pravind Jugnauth die französische Regierung auf, die zur Verfügung gestellte Unterstützung zu verlängern. Jugnauth erklärte, dass das Leck "eine Gefahr" für das Land darstelle, dessen 1,3 Millionen Einwohner*innen "nicht über die Kapazitäten und das Fachwissen verfügen, gestrandete Schiffe wieder zum Laufen zu bringen".
Frankreich reagierte umgehend und entsandte Schutzausrüstung und weitere Materialien von der Nachbarinsel Réunion. "Frankreich steht bereit. An der Seite des mauritischen Volkes", twitterte der französische Präsident Emmanuel Macron. "Sie können auf unsere Unterstützung zählen."
Lorsque la biodiversité est en péril, il y a urgence d’agir. La France est là. Aux côtés du peuple mauricien. Vous pouvez compter sur notre soutien cher @PKJugnauth. Nous déployons dès à présent des équipes et du matériel depuis La Réunion. https://t.co/uxoNhAQWfS
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) August 8, 2020
Auch Japan erklärte sich bereit, sechs Expert*innen zu entsenden, um den Helfer*innen vor Ort unter die Arme zu greifen, berichtet die Japan Times.
Lokale Umweltaktivist*innen und Helfer*innen kämpfen gegen drohende Umweltkatastrophe
Kurz nachdem der Öltank auf Grund ging, eilten Tausende Freiwillige an die Küste und versuchten, die Ölkatastrophe unter Kontrolle zu bringen. Dafür stellten sie kurzerhand selbstgenähte Ölbarrieren her, bestehend aus Stroh und Zuckerrohblättern, die jeweils in Plastik und Wolldecken eingewickelt wurden. Andere wiederum versuchen, das Öl mithilfe von Eimern und Handschuhen aufzufangen.
This photo provided by the French Defense Ministry shows oil leaking from the MV Wakashio, a bulk carrier ship that recently ran aground off the southeast coast of Mauritius, Aug.9, 2020.
This photo provided by the French Defense Ministry shows oil leaking from the MV Wakashio, a bulk carrier ship that recently ran aground off the southeast coast of Mauritius, Aug.9, 2020.
"Die Menschen haben erkannt, dass sie die Dinge selbst in die Hand nehmen müssen, um die Tierwelt zu schützen", sagt Ashok Subron, ein Umweltaktivist aus der nahegelegenen Stadt Mahébourg, gegenüber der AFP.
Obwohl die Bemühungen zur Eindämmung des Ölteppichs bisher erfolgreich waren, besteht nach wie vor die große Gefahr, dass das Schiff in zwei Hälften zerbrechen könnte. "Ich glaube, es ist bereits zu spät. Wenn das Schiff in zwei Hälften zerfällt, ist die Situation außerhalb unserer Kontrolle", so ein Umweltexperte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.