Ein Beitrag von Kieran Guilbert
LONDON, 14. November (Thomson Reuters Foundation) - Als Herzogin Meghan Markle im Rahmen ihrer ersten königlichen Tour durch Australien in einem Paar ‘sklavenfreier‘ Jeans abgelichtet wurde, löste sie einen regelrechten Verkaufsboom aus und lenkte die Aufmerksamkeit auf Unternehmen, die ihre Produkte ohne Sklavenarbeit herstellen.
Das australische Jeanslabel Outland Denim steht für umweltfreundliche und ethisch verantwortungsvoll produzierte Mode. Für die Anfertigung ihrer $200 US-Dollar (rund 176 Euro) teuren Jeans, beschäftigt das Unternehmen in Kambodscha vor allem Überlebende von Menschenhandel, moderner Sklaverei und Frauen, die von extremer Armut bedroht sind.
Gründer James Bartle sagt, er will mit seinem Unternehmen zwar Gewinn machen, aber gleichzeitig auch etwas Gutes tun. Deshalb achtet er seit der Gründung des Labels im Jahr 2011 genau auf die Herkunft des Materials - und auf die Arbeitskräfte. Auch wenn das eine begrenzte Mengenanzahl und höhere Verkaufspreise bedeutet.
“Die Verbraucher von heute sind gebildeter und anspruchsvoller. Sie geben gerne etwas mehr Geld für Produkte aus, die umweltfreundlich sind und Sklaverei nicht fördern”, so Bartle.
Das Unternehmen sei völlig überrascht gewesen, als die Herzogin von Sussex mit einer Jeans aus ihrer Kollektion in Dubbo, Australien, aus dem Flugzeug stieg, erzählt er weiter.
“Sie [die Herzogin] vermittelte damit das Gefühl, dass ethisch produzierte Kleidung auch cool sein kann… das lässt sich mit Geld nicht aufwiegen”, sagte Bartle im Rahmen der jährlichen Trust Conference der Thomas Reuter Foundation, einer Konferenz, auf der Wege zur Bekämpfung moderner Sklaverei diskutiert werden.
“Jede Marke muss für etwas stehen. Wir wollten ein nachhaltiges Modell schaffen, das Menschen die Möglichkeit gibt, ihre Zukunft durch Arbeit zu verändern."
Immer mehr Unternehmen setzen inzwischen auf saubere Lieferketten und eine Herstellung, in der Menschen nicht wie Sklaven ausgebeutet werden.
Jedoch sei es für Unternehmen schwer, nachzuweisen, dass in ihren Lieferketten auch tatsächlich keine Zwangsarbeit oder Missbrauche stattfinde, warnen Aktivisten und Wissenschaftler. Die Öffentlichkeit müsse deshalb weiterhin vorsichtig sein.
Tony's Chocolonely zum Beispiel, ein niederländischer Schokoladenhersteller, bezeichnet seine Produkte als "100% sklavenfrei". Doch das Unternehmen bezieht seine Kakaobohnen aus Westafrika, einer Region, in der schätzungsweise 2 Millionen Kinder arbeiten und Zwangsarbeit weit verbreitet ist.
Es handle direkt mit lokalen Bauern und nicht mit internationalen Händlern, erklärt das Unternehmen. Außerdem verfolge es seine Lieferketten vom Kauf der Bohnen bis hin zum Verkauf der fertigen Produkte.
“Anstatt den Kampf gegen Missbräuche in ihren Lieferketten zum Teil ihres Kerngeschäftes zu machen, begnügen sich viele Unternehmen mit einfachen Versprechungen”, erläutert Arjen Boekhold von Tony's Chocolonely.
“Die Verbraucher wollen nicht mehr Geld für Produkte ausgeben, wenn sie nicht von echter Qualität sind… oder zur Bekämpfung von Missbrauch und Sklaverei beitragen”, fährt er fort.
Sklavenfrei?
Allein 2016 waren knapp 25 Millionen Menschen weltweit von Zwangsarbeit betroffen, lautet ein Bericht der Vereinten Nationen. Dieser Entwicklung wollen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen bis 2030 ein Ende setzen.
Es gibt bereits eine Vielzahl von Unternehmen, die durchaus Vorreiter im Kampf gegen Sklaverei sind. Doch ob ihre Produkte auch tatsächlich ethisch einwandfrei hergestellt werden, sei schwer nachvollziehbar, erklärte Andrew Crane, Wissenschaftler an der Bath University.
“Wir brauchen keine Unternehmen, die behaupten, sklavenfreie Produkte herzustellen, sondern Unternehmen, die alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu erreichen”, fuhr er fort.
So kommt es häufig vor, dass, anstatt sich direkt mit ihren Mitarbeitern zu befassen, sich viele Unternehmen für Anti-Sklaverei Programme anmelden oder Verhaltenskodizes unterschreiben. Leider führen solche Initiativen nur im Ausnahmefall zu Erfolgen gegen Missbräuche.
Laut einer Studie der Sheffield University, die im Mai von der Thomson Reuters Foundation veröffentlicht wurde, seien Arbeiter auf einigen indische Teeplantagen, die von Umweltschutzorganisationen wie Fairtrade und der Rainforest Alliance als “sklavenfrei” eingestuft wurden, missbraucht und unterbezahlt worden.
“Billige Produkte und niedrige Preise treiben Arbeitsstandards ins unermessliche, sagte Cindy Berman von der Ethical Trading Initiative (ETI), ein Bündnis von Gewerkschaften, Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen zum Schutz der Arbeiterrechte.
"Solange es keine Veränderung in der Art und Weise gibt, wie Waren und Dienstleistungen weltweit gehandhabt werden, ändert es auch nicht viel daran, wenn man Verbraucher dazu bringt, mehr für Produkte zu bezahlen."
(Ein Beitrag von Kieran Guilbert. Überarbeitet von Belinda Goldsmith. Bitte die 'Thomson Reuters Foundation' als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert/ geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation liefert Beiträge über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf news.trust.org.)