Warum das wichtig ist:
In vielen Teilen der Welt mangelt es an elementaren Frauenrechten – dazu gehört auch das Recht auf individuelle Familienplanung und die Aufklärung über sexuelle Gesundheit. Die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) wollen das bis 2030 ändern. Werde mit uns aktiv, um die Rechte von Frauen zu stärken.

Die Entscheidung, ob und wann man ein Kind bekommen möchte, ist ein elementares Menschenrecht. Das betonte die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina Mohammed bei der Eröffnung der diesjährigen Weltbevölkerungskonferenz (ICPD).

Vom 12. bis zum 14. November kamen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi etwa 6.000 hochrangige Vertreter*innen aus mehr als 160 Ländern zusammen, um gemeinsam über die Herausforderungen des Bevölkerungswachstums der kommenden Jahrzehnte zu beraten. Im Mittelpunkt ihres Treffen stand die reproduktive Selbstbestimmung von Frauen in Entwicklungsländern.

Pro Sekunde wächst die Weltbevölkerung um 2,6 Menschen. Auf das Jahr gerechnet, entspricht das mehr als 80 Millionen – und demnach einmal der Einwohnerzahl Deutschlands. Die Zahl von derzeit rund 7,7 Milliarden Menschen könnte somit bis 2050 auf 9,8 Milliarden ansteigen, ergeben Schätzungen.

Diesen Menschen Zugang zu Nahrung, Arbeit und Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, sind die zentralen Herausforderungen – auch für eine Welt ohne Armut. Denn es sind vor allem die weltweit ärmsten Länder, in denen die meisten Kinder geboren werden.

Deswegen spielt der Zugang von Frauen und jungen Mädchen zu Familienplanungsdiensten und sexueller Aufklärung eine Schlüsselrolle. Weltweit haben etwa 232 Millionen von ihnen diesen Zugang nicht. Das bedeutet, dass diese Frauen nicht selbst bestimmen können, wann, ob und wie viele Kinder sie bekommen möchten. Zudem fehlt vielen werdenden Müttern in Entwicklungsländern die nötige gesundheitliche Betreuung vor, während und nach einer Schwangerschaft.

Um Frauen in ihren reproduktiven Rechten zu stärken, wurde der Weltbevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) ins Leben gerufen. Die Weltbevölkerungskonferenz fungiert daher auch als Finanzierungskonferenz, bei der Geberländer aus der ganzen Welt ihre zukünftigen Investitionen für den UNFPA verkünden. Mit diesem Fonds werden Projekte weltweit unterstützt, die sich für die sexuelle und reproduktive Gesundheit, Familienplanung, Bildung, Gleichberechtigung der Geschlechter und dem Schutz vor Gewalt gegen Frauen und Kinder einsetzen.

Bereits zum Auftakt der Weltbevölkerungskonferenz in Nairobi verkündete das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), sein Engagement für Familienplanung in Zukunft auszubauen. Zudem sagte das BMZ seine Unterstützung für den Bau neuer Geburtsstationen in Kamerun, Malawi und Niger zu. Konkrete finanzielle Ankündigungen wurden in der Fortführung der BMZ-Initiative “Selbstbestimmte Familienplanung und Müttergesundheit” mit bis zu 100 Millionen Euro jährlich ausgesprochen.

Auf der ICPD war die Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth anwesend. Die Bundesregierung betonte ihre weitere Unterstützung der Ziele des Bevölkerungsfonds und damit für eine “Welt, in der die sexuellen und reproduktiven Rechte und Entscheidungen eines jeden Menschens respektiert und realisiert werden”. Am 15. November gab der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags bekannt, die Mittel für den UNFPA von 33 Millionen auf 40 Millionen Euro für 2020 zu erhöhen. Damit setzt die Bundesregierung ein starkes Zeichen für die Stärkung von Frauen weltweit.

“Der Weltbevölkerungsgipfel hat diese Woche eindrücklich gezeigt, wie stark die weltweite Unterstützung in Zivilgesellschaft und Politik für den universellen Zugang zu Verhütungsmitteln und für die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen ist“, sagt Andreas Hübers, Leiter des politischen Büros der “Deutsche Stiftung Weltbevölkerung“ (DSW), in einer Pressemitteilung.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller betonte in einem Radiointerview zur ICPD die Relevanz von Bildung und Gesundheitsvorsorge: “Frauen müssen selbst bestimmen können, wie viele Kinder sie bekommen (...) und das heißt Gleichberechtigung der Frau, und da gibt es zwei Schlüssel (...) – [durch] Zugang zu Bildung für die Frauen, mit höherem Bildungsgrad und mit Zugang zu Gesundheitssystemen und -betreuung.” Mit der Förderung dieser beiden Faktoren würde die Kinderzahl pro Frau automatisch sinken, so Müller.

Aber nicht nur die Geburtenrate würde sich durch Aufklärung und Familienplanung stabilisieren.  Auch die Bedingungen, unter denen Mütter ihre Kinder in Zukunft großziehen, könnten dadurch verbessert werden. Denn eine gesicherte gesundheitliche Betreuung und die Möglichkeit, selbst über den Zeitpunkt einer Geburt zu entscheiden, kommt nicht nur Frauen, sondern ganzen Gesellschaften zugute. Wichtig ist hier, so Gerd Müller, dass Frauen diese Entscheidung frei von gesellschaftlichen Einschränkungen treffen können: “Keine Zwangsmaßnahmen – das ist die Vorgabe!”.

In den vergangenen Jahrzehnten konnten dank der durch UNFPA finanzierten Projekte viele Fortschritte erreicht werden. Die Müttersterblichkeitsrate ging weltweit in den vergangenen 29 Jahren um 44 Prozent zurück. Viele Herausforderungen bleiben allerdings bestehen. Denn noch immer sterben über 800 Frauen Tag für Tag an vermeidbaren Folgen während der Schwangerschaft oder Geburt.

Die auf der diesjährigen Weltbevölkerungskonferenz von Ländern weltweit verkündete Unterstützung setzt daher ein starkes Zeichen für die sexuellen Selbstbestimmungsrechte von Frauen. Und gibt Hoffnung, dass die Weltgemeinschaft den Herausforderungen einer steigenden Weltbevölkerung in Zukunft gewachsen sein wird.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Frauenrechte stärken – denn Selbstbestimmtheit ist ein Menschenrecht

Ein Beitrag von Pia Gralki