Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde im April 2019 aktualisiert, nachdem der Nestlé-Konzern die Schließung der Wasserabfüllanlage in Arizona im Feburar 2019 bekannt gegeben hatte.

Die Wasserflaschen-Industrie ist paradox. Sie macht Milliardenumsätze mit etwas, was eigentlich für alle auf der Welt frei zugänglich sein sollte. Stattdessen macht sie sich Trinkwasser zu eigen, verpackt es in Plastik und verkauft es dann gewinnbringend. 

Genau das hatte auch Nestlé vor – das Unternehmen, das die meisten durch Babynahrung, Schokolade oder Joghurts kennen. Nestlé gab im Mai 2016 bekannt, eine neue Fabrik zu eröffnen. Mitten in der Wüste Arizonas. Da, wo es ja bekanntlich so viel Wasser gibt.

Nur wenige Monate nach Inbetriebnahme dieser neuen Wasserfüllanlage kam im Februar 2019 die Ankündigung des Werksleiters Hugues Larente, dass die Fabrik umgehend schließen wird. Der offizielle Grund: Der Nestlé-Konzern würde es vorziehen, seine Produktion in andere Teile des Landes zu verschieben, um das Wachstum anderer Regionen zu fördern.

Ein inoffizieller Grund für die Schließung der umstrittenen Anlage dürfte allerdings den medienwirksamen Protesten geschuldet sein, die sich seit Bekanntgabe ihrer Eröffnung häuften. Zu Recht warf die Anlage bei Umweltaktivist*innen viele Fragen auf, wie zum Beispiel: "Wie bitte lässt sich denn mitten in der Wüste Wasser in Flaschen abfüllen?" Und allen voran: "Dürfen die das?"

Stimmen gegen den Nestlé-Konzern und das Geschäft mit dem Wasser werden weltweit immer lauter. Kurz nachdem Nestlé seine Pläne bekannt gab, startete Change.org eine Petition, um den Konzern am Bau der Fabrik zu hindern. Denn – und hier wird es wieder paradox – der US-Bundesstaat Arizona leidet seit über 17 Jahren offiziell an einer Dürreperiode. Zudem gab es einen ähnlichen Fall im San Bernardino Gebirge in Kalifornien. Hier füllt Nestlé auch weiterhin fleißig Wasser in Plastikflaschen ab.

Auch nach den Protesten beharrte die Stadtverwaltung von Phoenix allerdings auf ihrer Entscheidung, dass genügend Wasser für "Pure Life" - Nestlés Wasserflaschenmarke - und die über eine Million Wasserhähne der Bewohner*innen vorhanden sei. Außerdem würde die Fabrik neue Arbeitsplätze schaffen und Arizona als Industriestandort interessant machen.  

Umweltaktivist*innen und Global Citizen waren von der Argumentation nicht überzeugt. Vor allem wenn man sich die Situation vor Ort mal genauer ansieht: Phoenix bezog 2017 44 Prozent seines Wassers aus dem bereits stark beanspruchten Colorado Fluss, der dadurch einen nachweislich niedrigeren Wasserspiegel hat. Statistiken sagen außerdem, dass es durchaus möglich sein könnte, dass Arizona seine eigenen Wasservorräte reduzieren müsse. Im Frühjahr 2021 entschieden nun auch die Kalifornische Wasserbehörden, Nestlé den Hahn zumindest teilweise zu zu drehen  zu hindern, da sich die Dürrebedingungen im ganzen Bundesstaat seit Jahren verschlechtern.

Wie immer man auch zu solchen "wirtschaftlichen Gelegenheiten" stehen mag, eins steht auf jeden Fall fest: Die Wasserflaschen-Industrie schadet der Umwelt. 80 Prozent aller Plastikwasserflaschen landen auf den Müllhalden dieser Welt und erzeugen so jährlich 2 Millionen Tonnen Plastikflaschenmüll.


Das muss echt nicht sein. Und wer jetzt immer noch das Gefühl hat, nicht genug über die Wasserflaschen-Industrie zu wissen, um sich letztendlich ein eigenes Bild machen zu können: Hier sind 10 interessante Fakten.


  1. Für die Herstellung einer einzigen Wasserflasche wird dreimal soviel Wasser verbraucht, wie später in der Flasche landet. 

  2. In den USA waren die Umsätze von Wasser 2017 zum ersten Mal höher, als die Umsätze von Softdrinks wie Cola und CO.  

  3. Der Konsum von abgefülltem Wasser steigt jedes Jahr um weitere 10 Prozent. Die Zahlen in Europa wachsen am langsamsten - in Nordamerika hingegen werden von Jahr zu Jahr immer mehr Wasserflaschen verbraucht.

  4. Mit der Energie, die benötigt wird, um all das abgefüllte Wasser herzustellen, könnte man mehr als 190.000 Häuser mit Elektrizität versorgen.

  5. Die Internetseite „Food & Water Watch” berichtet, dass mehr als die Hälfte des in Flaschen abgefüllten Wassers aus Wasserhähnen stammt.

    A photo posted by D. B. Vázquez (@vnime) on

  6. In Flaschen abgefülltes Wasser ist weder gesünder noch sauberer als Wasser aus dem Wasserhahn. Ganz im Gegenteil: 22% aller getesteten Wasser, das man in Flaschen kaufen kann, beinhalteten Chemikalien. In mindestens einem der getesteten Wasser fand man sogar eine gesundheitsschädliche Chemikalie, die über dem risikofreien Limit lag.

  7. Mit der Menge an Rohöl, die gebraucht wird,um alle Plastikflaschen in einem Jahr zu produzieren, könnte man 1 Million Autos betanken. 

  8. Nur jede fünfte Wasserflasche wird recycelt, alle anderen landen auf dem Müll, in der Natur und in unseren Ozeanen. 

  9. Eine handelsübliche Plastikflasche im Müll braucht 450 (!) Jahre, um sich vollständig zu zersetzen.  

  10. 2014 machte die Wasserflaschen-Industrie einen Umsatz von 13 Milliarden US-Dollar. Die ganze Menschheit mit sauberem Trinkwasser zu versorgen würde etwa 10 Milliarden US-Dollar  kosten.

Opinion

Umwelt schützen

Warum man nie, nie, nie wieder Wasser aus einer Plastikflasche trinken sollte

Ein Beitrag von Krista Watson