Mit ihren gerade mal 18 Jahren hat Yusra Mardini bereits einen langen Weg zurückgelegt, um es bis in ein Olympisches Team für die diesjährigen Spiele in Brasilien zu schaffen.
Denn noch vor einem Jahr sah das Leben der Olympia-Schwimmerin noch ganz anders aus. 2015 sah Yusra sich gezwungen, aus ihrer Heimat Syrien zu fliehen. Und wie vielen tausend anderen auch, blieb ihr kein anderer Ausweg, als die gefährliche Strecke über das Mittelmeer bis nach Griechenland zu nehmen.
Diese Überfahrt ist nicht nur hochgradig gefährlich, in den meisten Fällen sind die Boote zudem in einem sehr schlechten Zustand und laden trotzdem mehr Menschen ein, als sie befördern könnten. Bei Yusras Boot war das nicht anders. In dem Schlauchboot, das für 6 bis 7 Personen ausgelegt war, saßen 20 Flüchtlinge zusammengepfercht.
„Ich dachte die ganze Zeit, wie schrecklich es wäre, wenn ich im Meer ertrinken würde, obwohl ich doch eine Schwimmerin bin", erzählte Yusra auf einer Pressekonferenz in Berlin.
Yusra, ihre Schwester Sarah und eine weitere Frau waren die einzigen im Boot, die schwimmen konnten. Und als der Motor ausfiel und das Boot langsam begann, sich mit Wasser zu füllen, waren es diese Drei, die ins stürmische Meer sprangen und das Boot sicher an die Küste Lesbos navigierten.
Yusras Geschichte beweist mal wieder, wie gefährlich die Route über das Mittelmeer für die meisten Flüchtlinge ist. Denn kaum einer kann schwimmen. Was wäre wohl mit ihrem Boot passiert, wenn Yusra und ihre Schwester nicht darin gesessen hätten?
Jede Woche ertrinken unzählige Flüchtlinge in dem Versuch, das Mittelmeer auf solch unsicheren Booten zu überqueren. Vor allem in den Sommermonaten, wenn die Wetterbedingungen besser sind, begeben sich besonders viele Menschen aus Syrien und Nord-Afrika auf die gefährliche Reise.
Yusra und ihre Schwester haben nicht nur einem Boot voller Menschen das Leben gerettet, sondern sich inzwischen auch selbst in Sicherheit bringen können. Beide leben jetzt in Berlin und seit ihrer Ankunft hat Yusra kaum einen Tag verschwendet, an dem sie nicht für eine Olympia-Teilnahme trainiert hat.
Und Schwimmen in Berlin ist so ganz anders als Schwimmen in ihrem Heimatland, erzählt sie in einem Video, dass vom Internationalen Olympischen Komitee veröffentlicht wurde: „In Syrien gehst du zum Schwimmtraining und dann ist da plötzlich eine Bombendrohung in der Schwimmhalle."
Um sich für die Spiele und das Flüchtlingsteam zu qualifizieren, musste Yusra gegen 43 andere olympische Athleten antreten, die alle kein Land offiziell vertreten und sich um einen Platz im Flüchtlingsteam beworben haben.
Yusra ist über ihren hart erkämpfen Platz sehr glücklich: „Im Wasser macht es keinen Unterschied, ob du ein Flüchtling, ein Syrer oder ein Deutscher bist. Im Wasser geht es nur um dich und deinen sportlichen Gegner."
Yusra ist mit ihrer Einstellung ein echter Global Citizen und wir können es kaum erwarten, sie bei ihren Wettkämpfen anzufeuern. Für alle, die mitfiebern wollen, sind hier ihre ersten Termine:
100m Schmetterling, Frauen: Samstag, 06.08., 18:25 Uhr
100m Freistil, Frauen: Mittwoch, 10.08., 18:02 Uhr
Go Yusra!