Die Oscars stehen vor der Tür! Und ja, wir geben zu: Das ist keine große News schließlich verleiht die Academy of Motion Pictures and Arts einmal im Jahr Preise für die größten künstlerischen Leistungen in der Filmbranche. Während in den 90er-Jahren noch Hunderte Millionen Menschen weltweit die Preisverleihung verfolgten, hat das Showereignis in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung verloren. 

Aber ganz egal ob man die Stars und Sternchen verfolgen möchte, wenn sie am 27. März in Los Angeles über den Roten Teppich laufen – einige Filme haben auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit verdient. Ob wichtige Warnungen vor der Klimakrise oder die Auseinandersetzung mit Gleichberechtigung – diese Filme scheuen nicht vor komplexen Themen zurück. Das finden wir richtig so und freuen uns besonders auf diese Filme:

Flee

Nominiert für Bester Animationsfilm, Bester Dokumentarfilm und Bester Internationaler Film

Flee untersucht die sich überschneidenden Leben und Erfahrungen von zwei afghanischen Geflüchteten, die heute in Dänemark leben. Amin und Rasmussen haben sich beide in Kopenhagen niedergelassen, nachdem sie ihr Heimatland während des afghanischen Bürgerkriegs in den 1980er und 1990er Jahren verlassen hatten.

Die beiden Männer versuchen Stück für Stück ihre komplexe Vergangenheit und Gegenwart zu bewältigen – vor allem in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen und bei der Suche nach Zugehörigkeit in einem fremden Gastland zeigt sich ihre Zerrissenheit. Wie in Khaled Hosseinis zentralem Roman Der Drachenläufer geht es auch in diesem Oscar-nominierten Film um die Frage, was für ein Leben auf Geflüchtete wartet.

Don’t Look Up

Nominiert als Bester Film und für Bestes Originaldrehbuch, Bester Schnitt und beste Filmmusik

Wir haben euch Don’t Look Up ja schon einmal vorgestellt und genauer beleuchtet, wie gut der Film das Spannungsfeld zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet und damit ein Abbild der aktuellen Situation rund um die Klimakrise ist. So wird noch einmal deutlich, warum große Teile der Welt sich weigern, wirklich etwas gegen die Klimakrise zu tun. 

Klar – die Besetzung mit Superstars wie Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Jonah Hill und Meryl Streep ist schon gewaltig. Doch vor allem die Art und Weise, wie der Film die globalen Mechanismen von Macht und Tatenlosigkeit enthüllt, rüttelt einen wach.

Dabei spricht der Film nicht direkt über die Klimakrise. Vielmehr handelt er vom Kampf zweier Astronomen, die auf einen zerstörerischen Kometen aufmerksam machen wollen, der auf die Erde zurast. Es gibt Wege, den ultimativen Einschlag zu verhindern, wenn da nicht die Menschen und vor allem politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger*innen wären. Der Film ist eine Mahnung an Politiker*innen, Wirtschaftsvertreter*innen und jede*n einzelne*n, dass schnelles Handeln erforderlich ist, um unsere Umwelt vor irreparablen Schäden zu bewahren.

Coded: The Hidden Love of J.C. Leyendecker

Auf der Shortlist für Bester dokumentarischer Kurzfilm

Anhand der Geschichte von J.C. Leyendecker, einem amerikanischen Illustrator, der für seine Werbe- und Zeitschriftentitelbilder bekannt ist, erfährt das Publikum, auf welch unaufdringliche Weise die queere Community Anfang des 20. Jahrhunderts über die Kunst kommunizierte. 

Künstler wie J.C. Leyendecker versteckten verschlüsselte Botschaften in Gemälden, die nur in der LGBTQIA+ Community auf großes Interesse stießen. Es waren kleine Feinheiten, die von anderen Betrachter*innen und Mitgliedern der Kunstwelt unbemerkt blieben.

Die 30-minütige Dokumentation blick gleichzeitig in unsere Gegenwart – anhand der Auseinandersetzung um eine Calvin-Klein-Werbung, in der ein schwarzes Transgender-Model zu sehen ist (... die direkt vor unserem Global Citizen-Büro im New Yorker Stadtteil SoHo gehangen hat!). Coded erinnert uns an die wichtigen Fortschritte, die auf dem Feld der Geschlechtergerechtigkeit in den USA erreicht wurden und zeigt genauso, dass es in der Kunst und darüber hinaus noch viel zu tun gibt.

When the Sun Sets

Auf der Shortlist für Bester Kurzfilm

When the Sun Sets wurde von Phumi Morare, einem 34-jährigen Filmstudenten aus Südafrika, geschrieben und gedreht. In 2021 erhielt er den Student Academy Award für den besten narrativen Film. Dieser lief auch auf dem Film School Fest München.

Die 14-minütige Geschichte spielt zur Zeit der Apartheid in Südafrika der 1980er Jahre. Er handelt von einer Krankenschwester, die sich um das Leben ihres aktivistischen Bruders fürchtet. Viele Südafrikaner*innen, die gegen die Bedingungen der Apartheid protestierten, wurden von der Polizei abgeführt und verschwanden spurlos. Der Kurzfilm von Phumi Morare nährt sich dieser Epoche der nationalen Spaltung in Südafrika auf eindringliche Weise. Das Aufbegehren gegen rassistische Strukturen und Institutionen hatte verheerende Folgen hatte. In vielen Ländern besteht die gleiche Gefahr noch immer für Aktivist*innen, die sich nicht frei gegen ihre Regierungen äußern können.

Passing – Seitenwechsel

Auf der Shortlist für Beste Nebendarstellerin (Ruth Negga) 

In Passing spielt Ruth Negga die Rolle von Clare Kendry, eine Women of Color, deren Haut so hell ist, dass sie als Weiße "durchgeht". In den Verhältnissen der Rassentrennung in New York der 1920er-Jahre wird ihre Situation zu einer besonderen Anomalie, vor allem weil sie die Gemeinschaft ihrer schwarzen Community bevorzugt.

Im Laufe des FIlms entwickelt Kendry eine tiefe Zuneigung und Freundschaft mit Irene Redfield, einer anderen schwarzen Gesellschaftsdame. Auf intensive Weise wird das Bild einer zerrissenen Gesellschaft erfahrbar. Passing zeigt auf wie unbedeutsam Grenzen zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe sind und schaut genau auf die verschiedenen die Einstellungen zur Rassentrennung und die Risiken, die diejenigen eingingen, die sie in Frage stellten.

Diese Liste ist in Zusammenarbeit mit unserem Partner P&G entstanden. Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie auch du dich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen kannst, klicke hier.

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Armut beenden

Oscarverleihung: 5 Filme, die du dir anschauen solltest

Ein Beitrag von Liza Gellerman