Auch 2018 hatte sich daran nichts geändert: Die soziale Ungleichheit nimmt weiter zu – die Reichen werden reicher und die Armen ärmer. Zu diesem Schluss kam die Hilfsorganisation Oxfam in ihrem vor Kurzem veröffentlichten Ungleichheitsbericht “Public Good or Private Wealth“(“Gemeinwohl oder privater Reichtum”).
Die 26 reichsten Menschen der Welt besitzen so viel wie die ärmsten 50 Prozent (etwa 3,8 Milliarden Menschen weltweit) der Bevölkerung, heißt es in dem Bericht, der Jahr für Jahr die Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt untersucht.
“Unsere Wirtschaft ist kaputt, Millionen von Menschen leben in extremer Armut, während die Reichsten der Welt ihr Vermögen vermehren.”
Amazon-Gründer Jeff Bezos gelang es im vergangenen Jahr, sein Vermögen zu verdoppeln. Mit seinem Reichtum von 150 Milliarden US-Dollar ist er heute der reichste Mensch der Welt. Anderen erging es leider nicht so gut. Im Gegenteil: Innerhalb desselben Jahres wurden die Ärmsten der Armen um elf Prozent ärmer.
Amazon CEO Jeff Bezos watches a video presentation during an event in Seattle.
Amazon CEO Jeff Bezos watches a video presentation during an event in Seattle.
Oxfam veröffentlichte seinen Bericht kurz vor Beginn der alljährlichen Tagung des Weltwirtschaftsforums in Davos, Schweiz, bei der Politiker*innen, Wissenschaftler*innen, Wirtschaftsexpert*innen und Journalist*innen aus aller Welt zusammenkommen, um über aktuelle globale Themen zu diskutieren.
In dem Bericht fordert die Organisation die Regierungen auf, zu handeln und bietet konkrete wirtschaftliche und politische Lösungsansätze, die zur Bekämpfung der globalen Armut beitragen könnten – darunter höhere Investitionen in Bildung, Gesundheit, Geschlechtergleichheit und soziale Sicherung.
"Wieviel Geld du auf dem Bankkonto hast, sollte nicht darüber entscheiden, wie lange Kinder in der Schule bleiben oder wie lange sie leben", erklärte Oxfam-Chefin Winnie Byanyima in einer Pressemitteilung.
"Während Konzerne und Vermögende niedrige Besteuerungen genießen, bleibt Millionen von Mädchen eine anständige Ausbildung verwehrt und Frauen sterben aufgrund mangelnder Schwangerschaftsbetreuung", fügte sie hinzu.
Laut des Berichts ist eine stärkere und effektivere Besteuerung des vermögendsten einem Prozent der Weltbevölkerung nötig. Schon eine geringe Erhöhung von nur 0,5 Prozent, würde genug Geld aufbringen, um 262 Millionen Kinder, die zurzeit nicht in die Schule gehen, zu unterrichten. Oder um 3,3 Millionen Menschen die in Not leben, lebensrettende Gesundheitsversorgung zu bieten.
Oxfams Zahlen zu den reichsten Menschen der Welt beziehen sich auf die Milliardärsliste des US-Magazins Forbes und die Berechnungen für die ärmere Hälfte der Bevölkerung beruhen auf den Global Wealth Report der Schweizer Großbank Credit Suisse. Die Organisation wird für ihre Auswertung jedes Jahr aufs Neue kritisiert, berichtet das Wirtschaftsportal Quartz, besonders für die Auswertung der Armen. Denn laut des Global Wealth Reports, gelten auch Menschen, die hohe Schulden haben, als arm.
Dies ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass die soziale Ungleichheit weiter zunimmt, argumentierte die Organisation auf ihrem Blog. Solange Staats- und Regierungschefs nicht zusammenkommen und Armut und Ungleichheit an ihrem Ursprung bekämpfen, wird sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertiefen.