Kilometerlange Sandstrände, türkis-blaues Meer – die Philippinen sind bekannt für ihre paradiesischen Urlaubsinseln. Doch in diesen Tagen machte die philippinische Regierung Schlagzeilen mit einer ganz anderen Botschaft: Eine der Urlaubsinseln, Boracay, soll geschlossen werden. Pro Jahr kommen zwei Millionen Touristen auf die Insel, die der philippinischen Wirtschaft rund eine Milliarde Dollar (814 Millionen Euro) einbringen. 

Das wird sich nun ändern, denn während einige die Insel als Urlaubsparadies sehen, bezeichnete der philippinische Präsident die Insel kürzlich als „Kloake“. 

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Denn mit den Touristen kam auch jede Menge Müll und Schmutz auf die Insel. Und die Abwasseranlagen sind für die große Zahl an Menschen nicht ausgelegt. Deshalb landet die Kloake größtenteils im Meer. 

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In den letzten Jahrzehnten hat sich Boracay zu einem wichtigen touristischen Hotspot entwickelt, der zu einer schnellen und unkontrollierten Entwicklung der Tourismusindustrie auf der Insel geführt hat. 

Um die Insel aufzuräumen und das Abwasser umzuleiten, kündigte die Regierung nun an, die Insel ein halbes Jahr lang für Touristen zu schließen. „Boracay ist als ein Paradies in unserem Land bekannt, und diese vorübergehende Schließung soll sicherstellen, dass die kommenden Generationen dies auch noch erleben werden“, sagte ein Sprecher in Manila vor Journalisten. 

Der Haken: Mit dieser Entscheidung bringt Präsident Duterte Tausende Philippiner gegen sich auf, die auf Boracay von dem Geschäft mit den Touristen leben. Anwohner und Hotelbesitzer sagen gegenüber CNN und der New York Times, dass sie die Regierung seit langem darum gebeten hätten, bei dem Ausbau der Infrastruktur für Müll und Verschmutzung durch die Touristen zu unterstützen – doch auf Hilfe hätten sie vergeblich gewartet. Die versprochenen Müllmangement-Systeme blieben aus.

Von den verschmutzten Meeren haben sich die Touristen in den vergangenen Jahren nicht abschrecken lassen – im Gegenteil, der Tourismus hat noch zugenommen. 

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Auch wenn die Säuberung der Insel und ihrer umliegenden Gewässer dringend erforderlich ist, ist die bevorstehende „totale Schließung“ durch die Regierung, die am 26. April beginnen soll, umstritten. Boracays Tourismusindustrie ist die Lebensgrundlage von rund 36.000 Menschen. Die Schließung der Insel kostet zumindest vorübergehend viele Menschen ihren Einkommensquellen und bedroht ihre Existenz. 

„Wir haben eine Art Kompromiss erwartet, die Insel nur teilweise zu schließen oder zumindest mehr Zeit für die Anpassung an eine Schließung zu haben, aber ich denke, der Präsident hat seine Entscheidung getroffen, und wir sind erstaunt“, sagte der Präsident des Tourismuskongresses der Philippinen, Jose Clemente III, gegenüber ABS-CBN. „Alle in der Branche sind momentan ein wenig deprimiert.“

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Zutritt verboten: Philippinische Regierung schließt Urlaubsinsel für Touristen

Ein Beitrag von Daniele Selby  und  Jana Sepehr