Kamilo Beach liegt auf der östlichsten Hawaii-Insel. Dort, wo saftig grüne Hügel auf goldenen Sand treffen, und wo die Gezeiten große Wasserbecken in das schwarze Vulkangestein geformt hat. Es könnte der schönste Ort auf Erden sein, der jeden Tag aufs neue zum Relaxen einlädt und an dem man vom Strand aus dem Rauschen des Meeres zuhören kann.
Allerdings trifft man hier so gut wie nie auf einen Menschen, der sich erholen will.
Die einzigen Menschen, die Kamilo Beach zur Zeit besuchen, sind Wissenschaftler, Aktivisten oder freiwillige Helfer. Und sie verbringen ihre Zeit nicht damit, in der Hängematte zu liegen, sondern versuchen, den Strand von Millionen von Plastikteilen zu befreien.
Kamilo Beach, was übersetzt so viel heißt wie ‘wirbelnde Strömung’, ist heute besser bekannt als ‘Plastic Beach’. Denn Kamilo Beach ist einer der schmutzigsten Orte der Welt.
Letzten Monat sammelte der ‘Hawaii Wildlife Fund’ (HWF), eine Organisation, die sich für den Schutz der Meere und Ozeane einsetzt, auf Kamilo Beach fast 7.000 Kilogramm Abfall - und das an einem einzigen Wochenende.
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Früher kamen Hawaiianer zum Kamilo Beach, um große Baumstämme, die von der amerikanischen Pazifikküste bis nach Hawaii getrieben wurden, zu sammeln und daraus Kanus für den Fischfang zu bauen.
Heute kann man am Kamilo Beach keine Baumstämme mehr sammeln, sondern nur noch Müll, der sich aus vielen verschiedenen Ländern wie zum Beispiel aus Japan, Russland und den USA ansammelt. 90 Prozent des Mülls ist Plastik.
„Das Plastik kommt überall aus dem Pazifischen Raum her. Im Ozean formt es riesige Plastikstrudel und wird dann irgendwann hier angespült. Hier wurden die Vermissten gefunden, die auf See über Bord gegangen waren. Heute kommen Hawaiianer hierher, um festzustellen, was unsere Wegwerfgesellschaft der Umwelt angetan hat“, sagt der Umweltschützer Charles Moore gegenüber Hawaii News Now.
Plastik ist allerdings nicht erst seit gestern ein Problem. Seit Jahrzehnten ist Kamilo Beach schon mit Müll übersät.
Der HWF bemüht sich daher schon seit Jahren darum, den Strand aufzuräumen, doch aufgrund der Strömungen wird immer wieder Plastik angespült - eine Sisyphos-Arbeit.
„Unsere Inselkette ist wie ein großes Sieb, in dem der Müll aus dem Pazifik hängenbleibt und so unsere Küstengebiete mit Plastik übersät“, sagt Megan Lamson, Direktorin des HWF, gegenüber der Huffington Post.
„Meine Sandalen haben sich immer weiter mit kleinen Plastikteilchen gefüllt. Das ist mir bisher an keinem anderen Strand passiert”, berichtete die freiwillige Helferin Suzanne Frazer nach einem Besuch am Kamilo Beach im Jahr 2007.
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Zehn Jahre später sind Freiwillige immer noch damit beschäftigt, den Strand von Plastikteilen zu befreien. Dabei geht es den Freiwilligen von heute nicht anders als Frazer vor zehn Jahren: „Wenn man den Strand einmal richtig durchsieben würde, würde man mehr Plastikteilchen als Sand vorfinden”, sagt Alison Teal. „Es tut richtig weh, den Strand so verschmutzt zu sehen.”
Image: Wikicommons, Courtesy Algalita.org
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Jedes Jahr befreien freiwillige Helfer den Strand auf über 14 Kilometern Länge von 15 bis 20 Tonnen Müll.
Sobald Plastik im Ozean landet, wird es durch die Strömung und das UV-Licht in immer kleinere Teile zermahlen. So entsteht eine sumpfige Plastik-Suppe, welches sich in Form von riesigen Plastikstrudeln wie zum Beispiel dem ‘Great Pacific Garbage Patch’ sammelt. Es kann Jahrhunderte dauern, bis Plastik sich völlig zersetzt - Angelschnur ist zum Beispiel erst nach 600 Jahren völlig verschwunden.
Solange die Menschheit weiterhin so verschwenderisch mit Plastik umgeht, wird sich an den Müllbergen an Stränden auch nicht viel ändern. Es gibt einfach nicht genügend Menschen, die all die Strände auf der Welt von Plastik befreien könnten.
Obwohl man die Bemühungen von Organisationen wie HWF feiern sollte, dürfen solche Aufräumaktionen nicht die einzige Lösung bleiben, um Kamilo Beach von Plastik zu befreien.
Aktivisten wie Megan Lamson glauben, dass die Lösung nur bedeuten kann, weniger Plastik zu verbrauchen und stattdessen Alternativen zu verwenden, die nachhaltiger sind.
„Die Lösung kann nicht sein, dass mehr Helfer zum Kamilo Beach geschickt werden sollen“, sagt Lamson gegenüber der Huffington Post. „Die Lösung kann nur sein, dass die Menschheit ihre Abhängigkeit von Plastik - vor allem von Einweg-Produkten - endlich verringert.”
Innovative Ideen gibt es überall. Und selbst seltsam klingende Erfindungen wie essbare Wasserflaschen oder Verpackungsmaterial aus Pilzgewebe könnten die Lösungen der Zukunft sein und dabei helfen, Kamilo Beach wieder in das naturbelassene Paradies zu verwandeln, das es einmal war.