Plastikmüll im Meer: Internationale Wanderausstellung jetzt in Berlin

Autor:
Jana Sepehr

Warum das wichtig ist
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich 2015 auf 17 nachhaltigen Entwicklungsziele geeinigt. Ziel Nummer 14 widmet sich dem Leben unter Wasser. "Ocean Plastics Lab" hat sich die Frage gestellt: Wo stehen wir eigentlich, wenn es um Meeresforschung und den Schutz der Ozeane geht? Die Antworten gibt es bei der Wanderausstellung, die derzeit in Berlin zu Gast ist. Zudem kannst du hier aktiv werden und Firmen und Regierungen aufforden, den Gebrauch von Einweg-Plastik zu stoppen.

Spitzbergen ist eine Inselgruppe im Arktischen Ozean, nicht weit entfernt von Grönland. Auf Spitzbergen liegt das “größte Labor der Welt” für Arktisforschung – und jede Menge Plastikmüll. Schraubverschlüsse aus Großbritannien, ein Tetrapack aus Norwegen und eine Plastikflasche aus Deutschland sind nur einige der Gegenstände, die Forscher sammelten, um zu demonstrieren: Plastikmüll aus der ganzen Welt landet im Ozean und treibt an die entlegensten Orte.

Das “Ocean Plastics Lab” stellt die Fundstücke derzeit in Berlin aus. Die internationale Wanderausstellung startete vor einem Jahr in Turin, machte in Washington D.C., Ottawa und Brüssel Halt. Bisher haben rund 60.000 Menschen aus aller Welt die Ausstellung besucht.

Wo stehen wir eigentlich bei der Forschung?

Mehr als 70 wissenschaftliche Partner aus 15 Ländern haben dazu beigetragen, die vier Schiffscontainern mit Leben zu füllen.

Die interaktive Ausstellung zeigt alles rund ums Thema Plastik im Meer: Darunter auch eine Installation aus gesammelten Fischernetzen, Plastikflaschen und Buggyboard, die am Strand von Hawaii gesammelt wurden. Außerdem werden Methoden und Ergebnisse der Meeresforschung gezeigt, sowie verschiedene Lösungsansätze, die Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und wir angehen können, um Plastikmüll zu vermeiden.


Zu begreifen, dass zu viel Plastik im Meer landet, ist nicht schwer. Bilder von vermüllten Stränden, von Seevögeln und Schildkröten, die in Fischernetzen festhängen, zeigen es ganz deutlich. Viele Fische und Seevögel verhungern sogar, weil sie Plastikteile für Nahrung halten und gezielt fressen, aber dadurch keine Nährstoffe aufnehmen. “Was aber oft vergessen wird, sind die Konsequenzen etwa für Plankton und kleine Meeresbewohner. Austern haben beispielsweise durch die Plastikverschmutzung Probleme mit der Reproduktion”, sagt Julia Schnetzer, wissenschaftliche Koordinatorin der Ausstellung.

Rund 80 Prozent des Plastikmülls im Meer kommen vom Land

1970 wurde die erste wissenschaftliche Arbeit zum Thema Plastikmüll im Meer veröffentlicht. Seitdem hat sich  in der Forschung viel getan. Doch noch immer sind wichtige Fragen offen. Matthias Haeckel, Wissenschaftler am GEOMAR in Kiel, untersucht seit Jahren, wie das Plastik ins Meer kommt. Mittlerweile weiß man, dass das Müllmanagement in Indonesien, China und auf den Philippinen besonders schwach ist. In diesen Ländern gelangt am meisten Plastik in die Weltmeere. Auch Sri Lanka, Thailand und Vietnam stehen auf der Liste der zehn Länder mit dem schlechtesten Müllmanagement.

Einer Schätzung zufolge stammen 80 Prozent des Plastikmülls in den Ozeanen vom Land – zu den übrigen 20 Prozent gehören vor allem alte Fischernetze, die durch die Meere treiben.

Wie viel Plastik ist zu viel? 

Um das Klima zu schützen, wurde beim Pariser Klimaabkommen von 2015 das 2,0 Grad-Ziel vereinbart. Ähnliches gibt es für den Meeresschutz noch nicht. Dazu müsste man wissen: Wie viel Plastik ist eigentlich im Meer – wie viel ist zu viel? Antworten auf diese Fragen zu finden, sei schwer. “In Meeresstrudeln finden wir besonders viel Plastik. Aber wie viel tatsächlich enthalten ist, ist schwierig zu messen, weil wir es mit dynamischen Prozessen zu tun haben”, sagt Wissenschaftler Matthias Haeckel. Kaum ein Forschungsfeld ist so groß, wie das Meer. “Wir wollen ein riesiges Gebiet erforschen, dass sich laufend verändert. Auch abhängig von den Jahreszeiten wissen wir, wenn wir rausfahren nie: Sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort.” Auch die Frage, wann und wie viel Plastik sinkt und was auf dem Meeresgrund passiert, ist noch nicht abschließend geklärt. Man weiß aber, dass sich besonders viele Bakterien und Mikroorganismen auf gesunkenem Plastik tummeln. Warum das so ist, weiß Haeckel noch nicht.

Was kann ich tun?

Projektkoordinatorin Julia Schnetzer rät: Plastik meiden, so gut es geht. “Viele Dinge sind ganz einfach. Mit einem eigenen Beutel zum Supermarkt zu gehen, auf Coffee to go Becher und Strohhalme zu verzichten, ist schon ein guter Anfang.” Auch sollte man darauf achten, keine Kosmetikprodukte mit Mikroplastik zu kaufen. Den Barcode der Produkte kannst du im Supermarkt ganz einfach mit der App “Codecheck” prüfen, bevor sie im Einkaufskorb landen.

Die Ausstellung “Ocean Plastics Lab” befindet sich auf einem schwimmenden Ponton am Schiffbauerdamm, Nahe der Bahnstation Friedrichstraße. Noch bis zum 29. Oktober ist die Ausstellung täglich von 11 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.