Zu Beginn der Osterwoche, am Gründonnerstag, wird von katholischen Priestern auf der ganzen Welt eine sehr alte Tradition ausgeführt: sie waschen Menschen die Füße. Teils symbolisch, teils wirklich mit Wasser und allem drum und dran, beruht diese Tradition auf der Überlieferung, der Jesus beim letzten Abendmahl vor seiner Kreuzigung seinen zwölf Aposteln die Füße wusch. Die Tradition steht für Demut, gegenseitiges Dienen und Nächstenliebe.
Und sie ist eine solch elementare Tradition, dass auch der Papst dieser nachkommt. Jedes Jahr wäscht er zwölf Menschen die Füße - und dieses Jahr waren elf von Ihnen Menschen aus einer Asylbewerberunterkunft aus der Nähe Roms!
Mit dieser Entscheidung will Papst Franziskus ein Zeichen für Solidarität und Nächstenliebe in Zeiten der Flüchtlingskrise setzen. Unter den zwölf Menschen waren drei Muslime aus Mali, Syrien und Pakistan, vier Christen aus Nigeria und ein Hindu aus Indien. Und damit nicht genug, Papst Franziskus lud auch vier Frauen zu der Zeremonie ein. Er ist damit der erst Papst der Geschichte, der auch Frauen Teil dieser Tradition werden lässt und ihnen die Füße wäscht. Bei den diesjährigen vier Auserwählten handelte es sich um drei Koptinnen aus Eritrea und eine italienische Mitarbeiterin aus der Asylunterkunft, aus der die anderen Beteiligten stammen.
„Wir haben verschiedene Kulturen und Religionen, aber wir sind dennoch alles Brüder und wir wollen gemeinsam in Frieden leben." sagte der Papst während der Messe. „Wir alle gemeinsam: Muslime, Hindus, Katholiken, Kopten, Evangelisten. Wir sind Brüder, Kinder vor Gott. Wir wollen gemeinsam in Frieden leben."
Zudem sprach das geistige Oberhaupt von einer "brüderlichen" Geste im Angesicht von Krieg und Gewalt und verurteilte die Anschläge von Brüssel als "Geste des Krieges, der Zerstörung".
Es ist nicht das erste mal, dass Papst Franziskus sich mit solchen Gesten von seinen Vorgänger unterscheidet. Der Argentinier hat in seinen vergangenen drei Jahren Amtszeit bereits einige Dinge revolutioniert, darunter auch die Formalien der Osterfeierlichkeiten. Haben seine Vorgänger ausschließlich Priestern die Füße gewaschen, wählt Franziskus für die Fußwaschung regelmäßig Laien – darunter Kranke, Behinderte und Häftlinge – und nun auch Frauen. Zudem hat Papst Franziskus in den vergangenen Jahren für die Gründonnerstagsmesse zwei Gefängnisse und eine Einrichtung für Behinderte in Italien aufgesucht.
Dieses Jahr hat der Papst mit der Fußwaschung ein starkes Zeichen der Solidarität gesetzt. Bliebt zu hoffen, dass sein Wirken positiven Einfluss auf den Rest der Welt hat.
Aus dem Englischen übersetzt und angepasst von Global Citizen.