Samir Lakhani war geschockt, als er in einem kleinen Dorf in Kambodscha sah, wie eine Mutter ihr Kind in Waschmittel badete.
Lakhani arbeitete in einer ländlichen Gegend in Kambodscha und schrieb zur gleichen Zeit an seiner Abschlussarbeit. Schnell bemerkte er, dass sich das südostasiatische Land in einer „Hygiene“-Krise befindet. Die Mutter, die er beobachtet hatte, wollte nur, dass ihr Kind sauber ist, war aber gezwungen, es in Waschmittel zu baden, was in so hohen Mengen giftig für die Haut ist. Sie hatte keine andere Möglichkeit, denn ihr fehlte ein wesentlicher Bestandteil: ein normales Stück Seife.
Noch immer besitzen 75% der ländlichen Bevölkerung keine Seife, um sich die Hände zu waschen. In diesem Kontext ist auch die hohe Sterblichkeitsrate unter Kindern zu sehen: Jedes achte Kind stirbt in Kambodscha noch bevor es fünf Jahre alt ist. Kambodscha hat nicht ohne Grund eine der höchsten Sterblichkeitsraten in ganz Südostasien.
Davon ahnen die zwei Millionen Touristen, die das Land wegen seiner Geschichte, seiner Natur und seiner 800 Jahre alten Tempel jedes Jahr besuchen, natürlich nichts. Für sie ist es selbstverständlich, dass jeder Mensch auf der Welt ein Stück Seife im Haus hat.
Lakhani war noch immer mitgenommen von dem Bild der Mutter, die die Gesundheit ihres Kindes unwissend aufs Spiel setzte, als er zu seinem Hotelzimmer zurückkehrte. Doch als er sich im Badezimmer seines Hotels in Siem Reap die Hände wusch, ging ihm ein Licht auf: In Kambodschas Touristenhochburgen gibt es doch Seife wie Sand am Meer!
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„Es gibt wahrscheinlich keinen besseren Ort auf der Welt, um Seife zu recyceln”, sagt Lakhani über die Stadt Siem Reap.
In Siem Reap gibt es über 500 Hotels und Pensionen. Und die wenigsten Gäste nutzen das ganze Stück Seife, das ihnen die Hotels zur Verfügung stellen. Deshalb entschied sich Lakhani dazu, die örtlichen Hotels anzusprechen und zu fragen, ob er die übriggebliebenen Seifenstücke nicht haben könnte, wenn sie eh weggeschmissen werden.
„Ich wollte nach einer Alternative für die Bevölkerung Kambodschas suchen und mir wurde klar, dass die Hotelindustrie des Landes tonnenweise gebrauchte Seife hat”, sagt Lakhani in einem Interview mit Global Citizen. „Die Hotels, mit denen ich sprach, waren begeistert von der Idee, ihre gebrauchten Seifenstücke zu spenden und so der örtlichen Bevölkerung und nicht zuletzt dem ganzen Land zu helfen.”
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Die Idee machte schnell die Runde und Lakhani fand schnell ein Team von Freiwilligen, die ihm beim Herumexperimentieren mit der gebrauchten Seife halfen.
„Zuerst haben wir Flüssigseife aus den gebrauchten Seifenstücken hergestellt. Dann haben wir uns mit Sealed Air zusammengetan und angefangen, die Seifenstücke zu neuen Stücken zusammenzupressen.” Kurze Zeit später war die Organisation ‘Eco-Soap Bank’ geboren.
Image: Eco-Soap Bank
Die Eco-Soap Bank gibt es bereits seit 2014 und mittlerweile zählen sie über 200 Hotels und 39 Verteilstellen zu ihren Partnern. Bis jetzt konnten 10 Tonnen Seife recycelt werden. Die neue Seife wurde an über 660.000 Menschen verteilt.
Das Projekt hat aber noch viel mehr für die Bevölkerung Kambodschas getan: Es hat Arbeitsplätze geschaffen. Im Moment arbeiten 29 Menschen aus Kambodscha bei Eco-Soap Bank - das Großteil sind weibliche Angestellte, die durch ihre neue Stelle nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben ihrer Familie und Gemeinde verbessern.
„Vor kurzem erreichte uns eine Geschichte von einer unserer Verkäuferinnen”, erzählt Lakhani. „Ihre ganze Familie erkrankte am Denguefieber, woraufhin die Kinder ins Krankenhaus mussten. Die Krankenhausrechnungen waren so hoch, dass die Familie kurz davor stand, ihr Haus zu verkaufen und in einen Slum zu ziehen.”
„Doch dank des zusätzlichen Einkommens, das sie durch den Verkauf von unseren recycelten Seifenstücken in ihrer Gemeinde erhielt, konnte sie ihr Haus retten und die Krankenhausrechnungen zahlen - und nebenbei verbesserte sie durch den Verkauf der Seifenstücke auch noch die Gesundheit und das Leben ihrer Nachbarn.”
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Es sind gerade diese Geschichten, die Lakhani antreiben, sein Projekt in die Welt hinauszutragen.
„Unsere Philosophie ist, das kein Kind leiden soll, nur weil keine Seife verfügbar war”, sagt er. „Unser Modell kann auf der ganzen Welt eingesetzt werden - überall da, wo es viele Hotels und Touristen gibt und die Hygiene der Bevölkerung leidet. Wir wollten in Zukunft in mehr Ländern arbeiten, weil das Problem der Hygiene ein weltweites Problem ist.”
Image: Eco-Soap Bank