Wie oft passiert das: da ist man unterwegs - am besten noch im August in der knallheißen Mittagssonne - und man hat so viel Durst, dass man einen ganzen See austrinken könnte. Da hilft nichts als sich irgendwo eine Flasche Wasser zu kaufen. Nachdem man dann seinen Durst gelöscht hat, wird die Flasche dann (hoffentlich!) im nächsten Mülleimer entsorgt.
Warum muss das eigentlich so sein? Warum gibt es unterwegs kein kostenloses Trinkwasser, schließlich strömt es in Deutschland aus unseren Wasserhähnen? Das hat sich auch Stephanie Wiermann aus Hamburg gedacht und deshalb Anfang April die Initiative „Refill Hamburg“ ins Leben gerufen, damit sich die Menschen in Hamburg unterwegs kostenlos mit Trinkwasser versorgen können.
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Durchschnittlich werden im Jahr 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen verbraucht - in Deutschland! Das entspricht einem Gewicht von etwa 140.000 Elefanten. Da mag man sich das Gewicht der weltweiten Plastikflaschen, die die Umwelt bedrohen, gar nicht vorstellen.
Dabei wäre es so einfach, viele Plastikprodukte aus unserem Alltagsleben zu streichen. Wenn man zum Beispiel auf Plastikflaschen verzichten würde. Und genau dort setzt die Initiative „Refill Hamburg“ an.
Ins Leben gerufen wurde „Refill Hamburg“ vor wenigen Wochen von der Webdesignerin und Bloggerin Stephanie Wiermann. Sie war so inspiriert von der Refill-Aktion in der englischen Stadt Bristol, dass sie so ein Projekt auch in ihrer Heimatstadt Hamburg starten wollte. Das Konzept ist super einfach: alles, was man braucht, ist eine wiederverwendbare Trinkflasche. Und die kann seit April an über 40 Stationen rund um Hamburg kostenlos mit Trinkwasser aus dem Wasserhahn befüllt werden. Denn Deutschlands Wasserqualität ist sehr gut. „Wir haben in Deutschland das große Glück, dass wir unser Leitungswasser trinken können“, sagt Wiermann.
Die Stationen sind einfach zu finden: auf der Webseite von Refill-Hamburg zeigt eine Karte an, in welchen Läden, Cafés, Restaurants oder Museen man gratis Wasser bekommen kann. Und unterwegs zeigen Aufkleber im Schaufenster, welche Läden bei dieser Aktion mitmachen. Auf der Karte sind auch neun Trinkwasser Stationen von „Hamburg Wasser” verzeichnet.
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Wer sich als Laden-, Café- oder Restaurantinhaber von der Idee überzeugt fühlt, kann ganz einfach mitmachen: Auf der Seite kann man seine eigene Refill-Station eintragen. Einen Aufkleber gibt es an drei Verteilerorten: dem Twelve Monkeys, bei Stückgut Hamburg und bei bio.lose - alles Unverpackt-Läden, die ihre Ware - wie der Name schon - sagt verpackungsfrei anbieten.
Wiermann will mit dem Projekt nicht nur Menschen dazu animieren, wiederverwendbare Trinkflaschen zu benutzen, sondern auch mehr Aufmerksamkeit auf das Problem Plastikmüll zu lenken. Denn, wenn man sich die Herstellung einmal genauer betrachtet, ist es schon sehr paradox: die endliche Ressource Öl und Unmengen an Wasser(!) werden benutzt, um eine Plastikflasche herzustellen, die dann noch abgefüllt, gelagert und transportiert werden muss, um dann danach sofort wieder auf dem Müll zu landen. Dabei fließt frisches Wasser durch jedes Haus in Deutschland.
Mit einer simplen Idee ein bisschen die Welt retten: @RefillHamburg. Nachmachen ist ausdrücklich erlaubt. pic.twitter.com/LDgF5PGcSf
— DAS! Rote Sofa (@das_rotesofa) 27. April 2017
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Kiel, Berlin und Leipzig haben bereits Interesse gezeigt, auch ein Refill-Projekt in der Stadt zu starten. Stephanie Wiermann hofft, dass die Idee irgendwann deutschlandweit umgesetzt wird. Das gesamte Projekt hat sie deshalb unter eine Creative-Commons-Lizenz gestellt, die es jedem ermöglicht, die Vorlagen frei zu nutzen. Außerdem kann man sich so einfacher untereinander vernetzen.
Eine absolut tolle Initiative, die von der Initiatorin ins Leben gerufen wurde. Hoffentlich wird es bald mehr Städte in Deutschland geben, die dem Hamburger Beispiel folgen. So könnte zumindest ein wenig von dem riesigen Plastikflaschen-Berg eingespart werden - den Geldbeutel schont es allemal.