Dass ein Ende von Hunger noch lange nicht erreicht ist, zeigt der aktuelle Bericht zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (auf Englisch Sustainable Development Goals, kurz SDGs).
Die Ziele wurden am 25. September 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) verabschiedet. Die 17 Ziele sind Teil der einer Entwicklungsagenda mit dem Titel “Unsere Welt umgestalten: die Agenda für nachhaltige Entwicklung 2030". Diese Ziele gelten nicht nur für Entwicklungsländer, sondern für alle 193 Mitgliedsstaaten der UN. Sie wurden ins Leben gerufen, um Lösungswege für die großen sozialen, ökologischen und ökonomische Herausforderungen unserer Zeit aufzuzeigen.
Die Umsetzung der Ziele geschieht auf freiwilliger Basis. Dennoch haben alle 193 Mitgliedstaaten zugesagt, den Zukunftsvertrag erfüllen zu wollen.
Laut Ziel 2 der SDGs hat sich die Weltgemeinschaft darauf geeinigt, bis 2030 Hunger und Mangelernährung zu besiegen. Das würde bedeuten, dass in zehn Jahren alle Menschen genug zu essen haben. Nachdem es über Jahre kleine Fortschritte bei der Bekämpfung des weltweiten Hungers erzielt wurden, ist die Gesamtzahl der Menschen, die hungern, in mehreren aufeinander folgenden Jahren gestiegen: Die Zahl der Unterernährten liegt derzeit bei 690 Millionen, so ein UN-Bericht. Das sind 10 Millionen Menschen mehr als vor zwei Jahren.
Seit 2014 ist die weltweite Unterernährungsrate (chronische Ernährungsunsicherheit) nahezu unverändert bei rund 9 Prozent geblieben. Die Gründe dafür sind vielfältig: Klima, Krisen und Kriege rufen den Hunger in der Welt hervor. Am Horn von Afrika, im Jemen, in Indien und Pakistan verursacht eine Plage von Wüstenheuschrecken seit 2019 zusätzlich große Schäden in der Landwirtschaft – die Folge sind Hungersnöte. Rund 35 Millionen Menschen leiden in diesen Regionen durch die Plage unter akuter Ernährungsunsicherheit, so der UN-Bericht.
Die jüngste Zunahme der Ernährungsunsicherheit ist in erster Linie auf die sich verschlechternde Situation in Afrika südlich der Sahara und in Lateinamerika zurückzuführen. Die Schätzungen für 2016 bis 2019 ergeben, dass die Ernährungsunsicherheit bei erwachsenen Frauen in allen Regionen höher war als bei Männern, so der UN-Bericht.
Im Jahr 2019 waren 6,9 Prozent der Kinder unter fünf Jahren von Unterernährung betroffen, so der Bericht. Dieser Wert liegt noch weit über dem Zwischenziel für 2025 von maximal 5 Prozent und den 3 Prozent, die bis 2030 erreicht werden sollen. Mehr als die Hälfte der Kinder, die unter den Folgen von Mangel- und Unterernährung leiden, leben im zentralen und südlichen Asien, der einzigen Region weltweit in der mehr als 10 Prozent der Kinder betroffen sind.
Nun erschwert die Corona-Krise die Lage zusätzlich, wie der UN-Bericht zeigt. Aufgrund der wirtschaftlichen Einschnitte und der durch die Pandemie ausgelösten Rezession haben viele Menschen weltweit nicht mehr genug Geld, um sich die Saatgut oder Nahrungsmittel zu kaufen. Kleinbäuer*innen in Entwicklungsländern trifft die Pandemie besonders hart.
Der UN-Bericht zeigt, dass die Ernährungsunsicherheit schon vor der Pandemie zunahm – die Corona-Krise ist nun also nur ein weiterer Faktor, der die negative Entwicklung beschleunigen könnte. Zum Vergleich: 2014 waren 22,4 Prozent der Weltbevölkerung gefährdet, 2019 waren es 25,9 Prozent.
Hunger ist nicht nur ein Verstoß gegen die Menschenwürde, er ist auch eines der größten Hindernisse für Menschen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, der Armut zu entkommen und ein gesundes Leben zu führen. Auch gefährdet der Hunger die Entwicklung ärmerer Länder. Deshalb ist es dringend notwendig, Hunger weltweit nachhaltig zu beenden und jetzt aktiv zu werden.