Ist der Ozean dem Untergang geweiht? Das behauptet die kontroverse und oft diskutierte Netflix-Dokumentation Seaspiracy. Zwar wurden einige Szenen im Film übertrieben, beruhen auf Vorurteilen oder basieren auf veralteten Statistiken, doch dass wir dringend etwas unternehmen müssen, um unsere Ozeane zu schützen, ist eine unumstößliche Wahrheit. Das gilt besonders für die Symbiose zwischen Korallen und Fischen.
Korallen sind kleine Tiere, die die majestätischen Riffe bauen, durch die Menschen tauchen und sie fotografieren. Sie ernähren sich durch Abfälle von Fischen — und fressen die Algen, die auf Riffen wachsen. Ohne dieses ständige Abgrasen würden sich die Algen zu schnell vermehren und schließlich die Korallen töten. Im Gegenzug bietet das Riff Fischen einen Lebensraum, in dem sie sich ernähren, ausruhen und ihre Jungen aufziehen.
Die Korallenriffe sind jedoch nicht nur für Fische wichtig. Sie bieten Tausenden von Meerestieren und -pflanzen einen Lebensraum und helfen der Küstenwirtschaft beim Tourismus. Außerdem beschützen sie die Küsten vor Überschwemmungen und extremen Stürmen.
Mehr als ein Drittel der Fischpopulation wird über ihre ökologische Grenze hinaus ausgeplündert
In einem gesunden Riff wimmelt es nur von Fischen in allen Ecken und Winkeln, die sich in Schwärmen fortbewegen und ein schillerndes Netzwerk bilden. Doch in den letzten Jahren kippte dieses Ökosystem durch Überfischung. Fischer*innen fangen mehr Fische, als jährlich neu hinzukommen. Durch den massiven Einsatz von Schleppnetzen und anderen Fangmitteln gehen die Fischarten rapide zurück. Wenn dies Jahr für Jahr geschieht, haben Fischpopulationen keine Chance, sich davon zu erholen.
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (englisch: Food and Agriculture Organization of the United Nations, kurz FAO) werden mehr als ein Drittel der Fischpopulation über ihre ökologische Grenze hinaus ausgeplündert. Im Jahr 1990 waren es noch zehn Prozent.
Da Korallenriffe viele Fische beherbergen, werden sie oft stark ausgebeutet. Laut dem internationalen Netzwerk Reef Resilience leiden schätzungsweise 55 Prozent der weltweiten Riffe an Überfischung, darunter 95 Prozent der Riffe in Südostasien.
Zudem multiplizieren Fischereiphänomene die Schäden, die den Riffen zugefügt werden. Dazu gehören das unbeabsichtigte Fangen von anderen Arten, auch Beifang genannt, oder Geisterfanggeräte, also Fischereigeräte, die unsachgemäß entsorgt werden. Wenn Fischernetze beispielsweise auf einem Riff abgelegt werden, kann dies zur Zersplitterung der Korallen führen.
Der Rückgang der Fischpopulation führt in der Fischereiwirtschaft zu noch aggressiveren Taktiken, die das Ökosystem zusätzlich schädigen, da sich Netze und Materialien in dem Gebiet ansammeln.
Überfischung trägt mit anderen Bedrohungen zum Notstand der Korallenriffe bei
Durch den Fischverlust verringern sich die Nahrungsbestände für die Korallen, sodass sie anfälliger für Krankheiten und extreme Meerestemperaturen werden. Zudem können Algen unkontrolliert wachsen.
Dieser Zusammenhang ist wichtig, denn bei Informationen zur Notlage der Korallenriffe wird sich vor allem auf die steigenden Meerestemperaturen konzentriert, weniger auf die anderen Faktoren. Die Hitzewellen im Meer töten viele Riffe, aber eine Vielzahl anderer Bedrohungen, wie eben die Überfischung, tragen zum Notstand bei.
Weniger Nahrung führt zu größerem Nährstoffmangel bei den Korallen, wodurch sie eine milchig-weiße Färbung erhalten – die Korallenbleiche. Davon können sie sich erholen, jedoch nur, wenn es genug Fische gibt, die das Ökosystem unterstützen und für Nahrung sorgen.
Um die Korallenriffe, und damit auch unsere Ozeane, zu retten, brauchen wir weltweit eine bessere Regulierung der Fischerei. Länder müssen Überfischung strikt verbieten und zusammenarbeiten, um Regeln für das Meer durchzusetzen. Alle können Druck auf ihre Regierungen ausüben und einfach weniger Meeresfrüchte konsumieren.
Obwohl Seaspiracy Ungenauigkeiten enthält, bleibt die Schlussfolgerung die gleiche: Überfischung stellt eine ernste Bedrohung für die Ozeane dar und wir müssen so schnell wie möglich handeln.
Wenn auch du dich für den Planeten einsetzen und ihn schützen willst, dann werde hier mit uns aktiv.