Mythen sind schon so eine Sache. Sie sind zum Beispiel elementarer Teil in der Geschichte unserer Menschheit. Sie tauchen bereits in den alten Schriften der Griechen und Römer auf und erzählen uns von den großen Taten der Götter und Helden. Auch in unserer heutigen Zeit nutzt man den Begriff Mythos, wenn man über eine echte Person spricht – Gandhi zum Beispiel oder Marilyn Monroe - und wenn man zum Ausdruck bringen will, dass etwas ein klein wenig heldenhaft, aber auch geheimnisumwoben ist. So ein bisschen 'nicht von dieser Welt' Atmosphäre. Und gaaaanz manchmal auch, wenn nicht alles auf harten Fakten beruht und man sich stattdessen Überlieferungen und Erzählungen hingibt. 

Wie treffen Mythen und Impfen zusammen? 

Ganz einfach. Bei Mythen, die das Impfen betreffen, ist es nicht anders. Irgendwie haperts da so ein bisschen mit der Unterscheidung zwischen 'Erzählung' und 'harten Fakten'. Naja, seltsam ist dieses Impfen ja schon irgendwie. Da soll man sich gegen etwas schützen, was man gar nicht hat. Kerngesund soll man zum Arzt gehen und sich pieksen lassen. Nur ein Besuch beim Zahnarzt ist schlimmer. Da kann man ja wohl mal Bedenken äußern!

Kann man schon. Man sollte allerdings den Unterschied zwischen Erzählung ('der Freund der Schwägerin meiner Nachbarn hat erzählt...') und Tatsache kennen. Und den Mut haben, sich mit diesem Unterschied auch wirklich auseinanderzusetzen. Denn es gibt einige Mythen über das Impfen, die sind schlichtweg genau das: Mythen. 

1. Verbesserte Hygiene und sauberes Trinkwasser reichen völlig aus, um Krankheiten einzudämmen. Da braucht man keine Impfung mehr.

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Das stimmt nur so halb! Eine bessere Hygiene und sauberes Trinkwasser tragen dazu bei, manche Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Typhus einzudämmen. Andere Krankheiten wie zum Beispiel Polio oder Masern sind aber richtig zähe Biester und so ansteckend, dass sie sich trotzdem verbreiten. Diesen Viren ist es also ziemlich egal wie sauber man ist - ohne Impfschutz steckt man sich an. Punkt. Und daher können sich solche Krankheiten in einer nicht ausreichend geimpften Gesellschaft sehr fix ausbreiten. Wären aber 95% der Bevölkerung gegen bsp. Masern geimpft, ließen sie sich ein für allemal ausrotten.

2. Die meisten Krankheiten, gegen die ich mich impfen lassen könnte, kommen in meinem Heimatland gar nicht mehr vor. Eine Impfung ist also völlig überflüssig.

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Nein, nein, und noch mal nein. Leider ganz falsch. Einige Krankheiten, die vielleicht hierzulande nicht mehr (so häufig) vorkommen, tauchen sehr wohl noch in anderen Ländern auf der Welt auf. Und Viren machen leider nicht an Landesgrenzen halt. Schon garnicht heutzutage, wo das Reisen in weit entfernte Gegenden immer einfacher geworden ist. Da bringen Reisende auch schon einmal statt einem Souvenir eine Krankheit mit, die sich dann zu Hause rasend schnell verbreiten kann, wenn nicht genügend Menschen dagegen geimpft sind. So zum Beispiel in den letzten Jahren die Masern in Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien UND Deutschland! Man sollte sich also nicht aufs Glatteis führen lassen. Nur weil wir schon länger nichts mehr von Polio oder Diphtherie in Deutschland gehört haben, heißt das nicht, dass die Gefahr dieser Krankheiten  w e l t w e i t  überstanden ist. 

3. Durch Impfung vermeidbare Kinderkrankheiten gehören nun mal zum Leben dazu. Punkt.

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Falsch. Masern, Mumps und Röteln sind schlimme Krankheiten und können bei Kindern und Erwachsenen zu schwerwiegenden Folgen bis hin zum Tod führen. Das muss aber nicht so sein, wenn man sich…genau!...dagegen impfen lässt. Punkt. 
Dies stellt nicht nur einen Schutz für das eigene Kind dar, sondern auch für sämtliche andere Kinder, die vielleicht aufgrund einer Immunschwäche gerade nicht geimpft werden können. Hier sind also alle gefragt.

4. Es ist besser durch die Krankheit selbst immun zu werden statt sich dagegen impfen zu lassen.

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Auch das ist nicht richtig. Impfstoffe agieren mit dem Immunsystem und fordern es sozusagen dazu heraus, Abwehrstoffe im Körper zu produzieren, die – im Falle eines wirklichen „Virenangriffs“ – dann schon bereit stehen. Das Immunsystem wird also für den Ernstfall „trainiert“. Und zwar auf deutlich weniger bedrohlichem Niveau als bei einer echten Erkrankung. Bei der Polio-Impfung zum Beispiel wird ein sogenannter 'Totimpfstoff' benutzt - das heißt, die Erreger im Impfstoff sind schon tot und können sich weder vermehren noch die Krankheit auslösen. Das perfekte Trainingslager für den Körper also, Abwehrstoffe zu entwickeln, ohne sich in Gefahr zu bringen.

5. Impfungen lösen Autismus aus

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Dieser Mythos basiert auf einer Studie des britischen Arztes Andrew Wakefield aus dem Jahr 1998. Wakefield behauptete, herausgefunden zu haben, dass ein Zusammenhang zwischen der Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) und Autismus bestehe. Nach einer Weile kam allerdings heraus, dass die Ergebnisse gefälscht waren. Wakefield erhielt eine große Geldsumme von einer Gruppe von Anwälten, welche wiederum von Eltern engagiert wurde, die die Hersteller des Impfstoffs verklagen wollten und sonst nichts in der Hand hatten.

6. Impfstoffe enthalten gefährliche Chemikalien und vergiften den Körper

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Stimmt, in manchen Impfstoffen kann Formaldehyd, Aluminium, Phenol oder Quecksilber enthalten sein. Allerdings nehmen Kinder bereits weitaus mehr Aluminium über die Muttermilch auf als dies bei der Impfung der Fall ist. Die Dosen in den Impfstoffen werden als Wirkverstärker eingesetzt, halten sich aber in so geringen Mengen, dass das Immunsystem damit fertig wird.

Ein Blick hinter diese Mythen zeigt also: es lohnt sich, den Unterschied zwischen Fakten und Erzählungen zu kennen. 
Skepsis gegenüber etwas zu haben, mit dem wir uns im ersten Moment nicht auskennen, ist durchaus nachzuvollziehen. Aber da darf der Prozess der Skepsis dann nicht aufhören. Sich schlau machen, Fragen stellen, sich die Fakten angucken. Impfungen haben einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass Kinder in Deutschland heute so geschützt wie möglich aufwachsen können. Behalten wir diesen Status also bei und verabschieden uns von Impf-Mythen.  

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Ein Beitrag von Katrin Kausche