Im Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter auf der ganzen Welt erkennen immer mehr Regierungen, dass sie den Status quo infrage stellen und aktive Schritte zur Stärkung der Frauenrechte unternehmen müssen. Doch ein Blick in die Strafgesetzbücher verschiedener Länder zeigt: Wir haben noch einen langen Weg vor uns.
2017 hat der Oberste Gerichtshof in Indien den Begriff "Vergewaltigung“ erweitert – es ist nun auch strafbar, wenn ein Mann Sex mit seiner Frau hat, wenn diese jünger als 18 Jahre ist. Das Schutzalter – also das Alter, ab wann eine Person per Gesetz als einwilligungsfähig bezüglich sexueller Handlungen angesehen wird – wurde innerhalb der Ehe auf 15 Jahre angehoben. Vergewaltigung in der Ehe ist weiter legal.
Seit 2018 dürfen Frauen in Saudi-Arabien Auto fahren. Doch für andere Dinge benötigen sie noch immer die Erlaubnis eines männlichen Vormunds, beispielsweise für Reisen oder um einen Job anzutreten.
In den USA gibt es nach wie vor Gesetze in einigen Bundesstaaten, die Überbleibsel einer archaischen Politik sind. Beispielsweise gibt es Verbote, als Frau Hosen zu tragen oder eine Scheidung einzureichen. Zwar werden die Gesetze in der Praxis nicht mehr angewandt, doch sie haben die gesellschaftliche Sicht auf Frauen beeinflusst und zur Herausbildung von Strukturen geführt, die Frauen benachteiligen.
Im Rahmen unserer Arbeit werfen wir einen Blick auf den Stand der Gleichstellung von Frauen und Mädchen weltweit, um herauszufinden, was noch zu tun ist.
Ein erster Schritt ist, die großartigen Frauen zu würdigen, die für den Fortschritt gekämpft haben und Menschen auf der ganzen Welt inspirieren, die selbst nicht in den Medien abgebildet werden.
Und du kannst uns dabei unterstützen, indem du für das Global Goal 5 “Gleichstellung der Geschlechter bis 2030” aktiv wirst. Setze dich mit Global Citizen dafür ein, dass mehr Frauen bei Wikipedia erscheinen.
Auch wenn wir bei der Gleichstellung der Geschlechter schon weit gekommen sind – wir brauchen jede Hilfe, damit die Welt für Frauen ein Ort von Gerechtigkeit und Gleichberechtigung wird: Hier findest du sieben sexistischste Gesetze, die die Rechte von Frauen weltweit einschränken.
1. Katar: Unverheiratete Frauen unter 30 Jahren dürfen nicht in einem Hotel einchecken.
Katar hat zwar Schritte zur Stärkung der Rolle der Frau unternommen. Seit 2020 etwa benötigen Frauen nicht mehr die Erlaubnis eines männlichen Vormunds, um einen Führerschein zu erwerben. Doch es gibt andere ungerechte und sexistische Gesetze in Katar.
Human Rights Watch kritisiert, dass katarische Männer aufgrund des Vormundschaft-Prinzips ganz legal viele Aspekte im Leben einer Frau bestimmen können. Dazu gehört etwa, dass unverheiratete Frauen unter 30 Jahren nicht allein in Hotels einchecken oder ohne Erlaubnis reisen dürfen.
2. Vergewaltiger genießen in Minnesota uneingeschränkt elterliche Rechte.
Frauen auf der ganzen Welt sind in hohem Maße von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen – von sexuellen Übergriffen über Belästigung bis hin zu Missbrauch. Allein in den Vereinigten Staaten ist nach Schätzungen des Rape, Abuse & Incest National Network (RAINN) jede sechste Frau Opfer einer versuchten oder vollendeten Vergewaltigung geworden.
Es scheint auf der Hand zu liegen, dass ein Vergewaltiger kein Umgangs- oder Sorgerecht beanspruchen können sollte. Doch tatsächlich variiert das Gesetz in den USA von Staat zu Staat.
In 25 Staaten ist eine strafrechtliche Verurteilung wegen Vergewaltigung erforderlich, um einem Elternteil die Rechte zu entziehen. In anderen Staaten müssen dem Gericht “eindeutige und überzeugende Beweise“ vorgelegt werden, die beweisen, dass das Kind durch Vergewaltigung gezeugt wurde.
Doch in Minnesota ist nicht vorgesehen, dass das Recht eines Vergewaltigers in Bezug auf sein Kind eingeschränkt oder aufgehoben wird.
Auch in Deutschland können Vergewaltiger vor Gericht gehen, um das Recht auf Umgang mit dem Kind einzuklagen.
3. Russische Frauen dürfen bestimmte Berufe nicht ausüben, um ihre Fruchtbarkeit zu schützen.
In einigen Ländern gibt es Gesetze, die Frauen verbieten, bestimmte Berufe auszuüben. In Russland gibt es sogar eine umfassende Liste solcher Jobs. Die Begründung: Sie würden die sexuelle und reproduktive Gesundheit der Frauen gefährden.
Beispiele für solche Jobs sind etwa das Führen von Zügen, Lastwagen oder Schiffen. 2019 wurde die Liste auf 100 Berufe gekürzt. Tätigkeiten in der Ölförderung, der chemischen Industrie und im Kohlebergbau bleiben Frauen nach wie vor verwehrt.
4. Eine indonesische Stadt hat Frauen das Sitzen auf Motorrädern verboten.
In der indonesischen Stadt Lhokseumawe auf der Insel Sumatra ist es Frauen untersagt, sich auf Motorräder zu setzen oder sich am Fahrer eines Motorrads festzuhalten, wie die New York Times berichtet. Derartige Handlungen seien “unangemessen”.
Lhokseumawe liegt in der Provinz Aceh auf Sumatra, wo die Scharia gilt. Lhokseumawe ist nicht die einzige Stadt in Indonesien, die den Alltag von Frauen reglementiert. Ein Bericht von Human Rights Watch aus dem Jahr 2021 zeigt auf, inwiefern Frauen und Mädchen in Indonesien durch Vorschriften und Kleiderordnungen benachteiligt werden.
5. In Eswatini ist es für Frauen illegal, “unmoralische“ Kleidung zu tragen.
Im Jahr 2012 gab die Regierung des südamerikanischen Landes Eswatini (früher Swasiland) bekannt, dass Frauen mit einer Festnahme rechnen müssen, wenn sie Miniröcke oder bauchfreie Oberteile tragen. Darüber berichtete die BBC.
Wendy Hleta, die Öffentlichkeitsbeauftragte des Royal Swaziland Police Service, sagte damals, dass “knappe Kleidung“ es Männern leichter mache, Frauen zu vergewaltigen.
Das Verbot von 2012 geht auf ein Gesetz aus der Kolonialzeit zurück, das 1889 erlassen wurde, als Eswatini von der britischen Regierung regiert wurde.
6. Eine Frau kann sich in Israel nicht ohne die Zustimmung ihres Mannes scheiden lassen.
Israelische Gerichte arbeiten auf Basis des jüdischen Rechts, wie die Jerusalem Post erklärt. Für Frauen, die sich von ihrem Mann scheiden lassen wollen, kann das problematisch sein. Denn: Damit ein Richter einer Scheidung zustimmt, muss die Frau einen Get, ein juristisches Dokument einholen, in dem ihr Mann der Scheidung zustimmt.
7. Kinderheirat ist in vielen Regionen der Welt legal.
Nach Angaben von UNICEF wurden schätzungsweise 650 Millionen lebende Frauen und Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Das Problem der Kinderheirat ist in vielen Regionen der Welt verbreitet.
Da Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark betroffen sind, gibt es mehrere Faktoren, die zur Kinderheirat beitragen – kulturelle Traditionen und finanzielle Schwierigkeiten beispielsweise.
Studien zeigen, dass Mädchen, die vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet werden, häufiger von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. Zudem haben sie geringere Bildungs- und Beschäftigungschancen.
Zwar haben einige Länder in den letzten Jahren Fortschritte bei der Abschaffung der Kinderheirat gemacht. Doch um die Gleichstellung der Geschlechter bis 2030 zu erreichen, müssen noch viele Länder nachziehen.
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