Warum das wichtig ist
Sierra Leone leidet bis heute unter den Folgen des Bürgerkriegs und des schweren Ebola-Ausbruchs. Sexuelle Gewalt, die während des Bürgerkriegs weit verbreitet war, ist noch immer ein großes Problem. Dank der unermüdlichen Arbeit von Aktivisten verpflichtete sich die Regierung nun dazu, Maßnahmen für den Schutz von Mädchen und Frauen vor Vergewaltigung zu ergreifen. Werde auch du aktiv und setze dich mit Global Citizen dafür ein, dass sexuelle Gewalt gestoppt wird.

Empörung über die stark gestiegene Zahl sexueller Gewalttaten in Sierra Leone veranlasste Präsident Julius Maada Bio Anfang des Monats dazu, einen "nationalen Notstand" auszurufen. Der Notstand erlaubt der Regierung, Änderungen von Gesetzen und Haushaltsausgaben schneller und ohne Zustimmung des Parlaments vorzunehmen.

Der Fall eines fünfjährigen Mädchens, das von ihrem Onkel vergewaltigt wurde und seitdem von der Hüfte an gelähmt ist, sorgte im ganzen Land für einen Aufschrei. Ihr Leben ist für immer verändert, ihr Vergewaltiger hingegen kam ungeschoren davon.

Es ist jedoch kein Einzelfall. Laut Polizeiangaben stieg die Zahl der gemeldeten Fälle von sexueller Gewalt in den letzten Jahren fast um das Doppelte. Auch wenn Vergewaltigung mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft wird, werden nur wenige Fälle strafrechtlich verfolgt, berichtete der internationale Nachrichtendienst Reuters.

Nach monatelangen Unruhen und Forderungen nach härteren Gesetzen gegen sexuelle Gewalt, auch vonseiten der First Lady, erhöhte Bio die Strafe für die Vergewaltigung Minderjähriger. Auch die Gesetzgebung und Strafverfolgung sollen nachträglich gestärkt werden, berichtete die amerikanische CNN.

2017 wurden offiziell mehr als 12.000 Fälle von sexueller oder häuslicher Gewalt gemeldet. Die tatsächliche Anzahl der Vorfälle liegt wahrscheinlich viel höher, weil sich viele aus Angst und Scham nicht trauen, Anzeige zu erstatten.

Fast die Hälfte der Frauen und Mädchen in Sierra Leone erfahren im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexuelle Gewalt, berichteten die Vereinten Nationen. Rund 90 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren wurden der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) unterzogen. FGM ist eine Form der geschlechtsspezifischen Gewalt, die die teilweise oder vollständige Entfernung der äußeren Genitalien aus nicht-medizinischen Gründen beinhaltet.

Ein besonders großes Problem ist der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen. Rund 70 Prozent der Überlebenden von sexuellen Übergriffen im Land seien unter 15 Jahre alt, betonte Brio.

"Wir müssen als Nation zusammenhalten und dieses Übel gemeinsam bekämpfen", erklärte Präsident Bio und fügte hinzu, dass die Vergewaltigung einer Minderjährigen ab sofort mit lebenslanger Haft bestraft wird.

Außerdem soll die Behandlung und Unterstützung für Überlebenden sexueller Gewalt zugänglicher und bezahlbarer werden, betonte er.

"Meine Regierung wird dafür sorgen, dass Vergewaltiger keinen Platz in der Gesellschaft haben. Jeder Vergewaltiger wird für immer eingesperrt – damit wird seine erste Vergewaltigung auch die letzte bleiben", sagte er.

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Gerechtigkeit fordern

Sierra Leone erklärt hohe Vergewaltigungsrate zum nationalen Notstand

Ein Beitrag von Daniele Selby  und  Carmen Singer