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— WasisstderMensch (@EssenundKultur) 1. Juni 2016
Die Cornflakespackung hat eine kleine Eindruckstelle, das Brot ist schon etwas härter und das Verfallsdatum der Nudelpackung ist abgelaufen - alles ist aber noch völlig genießbar. Trotzdem landen diese als ‘Lebensmittelabfälle’ klassifizierten Produkte bei Ladenschluss überwiegend in der Mülltonne der Supermärkte.
Das will das neu gegründete Berliner StartUp „SirPlus“ verhindern und deshalb einen Supermarkt in Berlin eröffnen, der einzig und allein Lebensmittelabfälle verkauft. Nach Kölns ‘The-Good-Food’-Supermarkt wäre SirPlus der zweite Supermarkt in ganz Deutschland, der sich der Rettung von Lebensmitteln verschrieben hat.
Jedes Jahr landen über 88 Millionen Tonnen Lebensmittel in der EU im Müll. Allein in Deutschland sind es 18,4 Millionen Tonnen. Das ist viel zu viel.
Deshalb wollen die Gründer von SirPlus nicht nur die Lebensmittel vor der Tonne bewahren, sondern das Lebensmittelretten revolutionieren und noch mehr Menschen zugänglich machen. „Mit SirPlus retten wir zusammen mit Akteuren der Lebensmittelindustrie große Mengen überschüssiger, der Norm nicht entsprechender und abgelaufener Lebensmittel bei Landwirten, Produzenten, Logistikern, Groß- und Einzelhändlern und bringen sie verantwortungsvoll in den Kreislauf zurück”, heißt es auf der Kampagnen-Seite des StartUps. Denn warum sollten Nahrungsmittel einfach so weggeschmissen werden, wenn man sie noch bedenkenlos essen kann?
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Hinter der StartUp-Idee stecken der Initiator Raphael Fellmer, Gründer der Lebensmittelretter-Bewegung foodsharing, Umweltingenieur Martin Schott und Digital-Unternehmer Alexander Piutti. In ihrem Supermarkt wollen sie die aussortierten Lebensmittel zu 70 Prozent günstiger verkaufen. Zudem sollen 20 Prozent aller zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel an soziale Projekte in ganz Berlin verteilt werden.
Nicht-Berliner müssen allerdings nicht traurig sein: Das Food Outlet plant nämlich auch einen Online-Shop mit Lieferung innerhalb Deutschlands - Berliner erhalten ihre Ware sogar noch am selben Tag. Auf der Seite heißt es zu der Idee: „So sparst Du nicht nur Geld, sondern vor allem auch Zeit - und gewinnst damit mehr Lebensqualität!”
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Menschen und Organisationen, die sich bereits jetzt schon gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einsetzen, gibt es bereits. SirPlus sieht sich aber nicht in Konkurrenz zu bestehenden Organisationen. „Wir werden nur Lebensmittel abholen, die bisher nicht abgeholt worden sind, weil sie zum Beispiel das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, es zu große Mengen sind oder der Ort, an dem die Lebensmittel anfallen, zu weit weg von einer Tafel ist”, sagt Raphael Fellmer gegenüber der Seite Utopia.
In einem zweiten Schritt wollen die drei Gründer eine App - oder anders ausgedrückt einen digitalen Marktplatz - einrichten, um Angebot und Nachfrage auf bestem Wege und vor allem systematisch zusammenzubringen.
Bisher gibt es SirPlus noch nicht. Per Crowdfunding soll das Projekt realisiert werden. Doch der Start der Kampagne ist vielversprechend: das Projekt ging erst am 19. April online, doch schon jetzt wurden fast 38.000 Euro des angesetzten Finanzierungsziels von 50.000 Euro erreicht. Mit den Spenden sollen zum Beispiel Miete, Inventar, Kassensystem und Kühlfahrzeuge finanziert werden. Bis zum 2. Juni kann jeder, der will, noch mitmachen.
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In den letzten Jahren hat sich sowohl deutschland- als auch weltweit viel getan, was das Thema Lebensmittelverschwendung angeht. Und das ist gut so. Dank Personen wie Raphael Fellmer werden andere Menschen aber auch die Lebensmittelindustrie dazu angeregt, über die Produktion und den eigenen Verbrauch nachzudenken. Sollte das Projekt in Berlin erfolgreich sein, wollen SirPlus ihre Supermarkt-Idee auch auf andere Städte in Deutschland ausweiten. Eine wunderbare Initiative, um gegen die Verschwendung wertvoller Nahrungsmittel vorzugehen.