Ein Artikel von Kizito Makoye
DAR ES SALAAM, 4 September 2017 (Thomson Reuters Foundation) - Ein Gericht in Tansania hat sechs Männer für ihre grausame Tat an einem Menschen mit Albinismus zu 20 Jahren Haft verurteilt: Die Verurteilten hatten die Hand eines 12-jährigen Jungen abgehackt, in der Hoffnung, sie als Heilmittel teuer verkaufen zu können. In Tansania und einigen weiteren Ländern herrscht der Aberglaube, dass Körperteile von Menschen mit Albinismus Zauberkräfte enthalten.
Die Tat ereignete sich im Februar 2013 und die Männer wurden gefasst, noch bevor sie einen potentiellen Käufer für die linke Hand des damals 12-jährigen Mwigulu Matonange finden konnten, so zumindest lauten Berichte einer lokalen Tageszeitung.
Die Vereinten Nationen (UNO) schätzen, dass allein in Tansania 75 Menschen mit Albinismus zwischen den Jahren 2000 und 2005 getötet wurden - und räumt zugleich ein, dass dies nur ein Bruchteil der tatsächlichen Übergriffe darstellen könnte. Denn die meisten würden in geheimnisvollen Ritualen in ländlichen Gebieten stattfinden.
Mehr lesen: Schluss mit Aberglauben! Diese Frau mit Albinismus will die Welt aufklären
Die angeklagten Männer wurden für versuchten Mord an dem Jungen mit Albinismus verurteilt, allerdings nicht mit einer möglichen Höchststrafe: lebenslange Freiheitsstrafe. Die Begründung für das Urteil: Sie hätten keine Vorstrafen, so Richter Adam Mambi vom Gericht in der südwestlichen Region Rukwa.
„Zwanzig Jahre? Warum nicht die Höchststrafe?”, fragt Vicky Ntetema, Vorsitzende der Organisation “Under the Same Sun”, auf ihrer Facebook-Seite. „Es gibt 30 Jahre Gefängnis für das Schwängern eines Schulmädchens und nur 20 Jahre für das Abhacken der Hand eines Minderjährigen, um sie für Hexenbräuche zu nutzen und dem Versuch, zu töten! Das Gesetz muss geändert werden", schreibt sie weiter.
2015 wurden vier Männer von einem Gericht in Tansania zum Tode verurteilt, nachdem sie einen 17-jährigen Jungen mit Albinismus entführt, getötet und zerstückelt haben.
Albinismus ist die übergeordnete Bezeichnung für eine angeborene Störung in der Biosynthese der Melanine (Farbpigmente) unter anderem in der Haut, den Haaren und Augen. Für die Haut zum Beispiel ergibt sich daraus eine sehr helle Hautfarbe, Haare mit einer solchen Störung sind weiß. In Subsahara-Afrika tritt Albinismus häufiger auf als anderswo – in Tansania geschätzt bei einem von 1.400 Menschen.
(Artikel redigiert von Ros Russell; Dieser Beitrag stammt von der Thomson Reuters Foundation, der Stiftung von Thomson Reuters, die sich mit Nachrichten rund um die Themen Menschen- und Frauenrechte, Menschenhandel und Klimawandel beschäftigt. Mehr erfahren auf www.trust.org; Aus dem Englischen übersetzt von Global Citizen)