Die Zahl der Menschen, die weltweit an Hunger leiden, ist erstmals in den letzten zwei Jahrzehnten wieder gestiegen. Hauptgrund für die Nahrungsmittelknappheit sind Kriege und Konflikte. Denn sie hindern ganze Völker am Nahrungsmittelanbau, unterbrechen Lieferketten und treiben Menschen zur Flucht - und somit weg von Land und Vieh.
Doch neben solch zwangsläufigen Auswirkungen von Krieg und Gewalt, wird Hunger auch immer wieder gezielt als Waffe eingesetzt. Vor allem bei Kindern. Die Organisation Save the Children warnt nun davor, dass allein bis Ende 2018 über eine halbe Million Kinder in Konfliktzonen Gefahr laufen, an extremen Hunger zu sterben.
“[Diese Art von] Hunger ist vermeidbar”, meint Carolyn Miles, Präsidentin und Vorstandsvorsitzende von Save the Children. “Immer wieder müssen wir mit ansehen, wie Hunger als Kriegswaffe eingesetzt wird, indem Konfliktparteien in Gebieten wie Jemen, Syrien und dem Südsudan Lebensmittellieferungen verhindern.”
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We have found that 4.5 million children in the world's 10 worst conflict zones, including #Yemen, #Syria, #Afghanistan and the #DRC, will need treatment for #malnutrition@savechildrenukhttps://t.co/HvHll6DVWc
— Save the Children (@save_children) September 10, 2018
“Wir müssen diese gefährliche Entwicklung stoppen”, drängt Miles. “Alle Konfliktparteien müssen sich an ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen halten und humanitären Zugang zulassen. Außerdem muss die internationale Gemeinschaft ihre Mittel erhöhen, um mehr Kinderleben zu retten.”
“Im Jahr 2018 sollte kein Kind mehr an Hunger sterben”, fordert sie. “Die Zahl der hungrigen Menschen weltweit hat jedoch wieder zugenommen. Das ist beschämend.”
In einem neuen Forschungsbericht aus September dieses Jahres warnt Save the Children davor, dass allein in 2018 rund 4,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren, die in den derzeit gefährlichsten Konfliktzonen der Welt leben, unter lebensbedrohlichem Hunger leiden und dringend behandelt werden müssten. Das entspricht einem Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zu 2016.
Zwei Drittel dieser Kinder werden jedoch keine lebenswichtige Behandlung erhalten und 590.000 Kinder werden voraussichtlich bis Ende 2018 Jahres infolge dessen sterben.
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Laut Save the Children zählen zu den zehn gefährlichsten Konfliktzonen für Kinder Syrien, Afghanistan, Somalia, Jemen, Nigeria, Südsudan, Irak, die Demokratische Republik Kongo (DRK), Sudan und die Zentralafrikanische Republik Afrika. Die Rangfolge basiert dabei auf der Intensität des Konfliktes, der Anzahl der Kinder in den Konfliktgebieten sowie der “schweren Verstöße” gegen Kinder, die 2016 von den Vereinten Nationen aufgezeichnet wurden.
“Die Zahl der Kinder, denen der Hungertod droht, ist drastisch gestiegen”, sagt auch Kevin Watkins, CEO bei Save the Children UK. “Hunger als Kriegswaffe zu nutzen ist zur neuen Normalität geworden - was verheerende Konsequenzen für die Kinder hat.”
Die Warnung der Organisation kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem einige humanitäre Organisationen mit “chronischen” Finanzierungsengpässen zu kämpfen haben, während auf der anderen Seite Konfliktparteien zunehmend lebensnotwendige Güterlieferung daran hindern, Kinder in Not zu erreichen.
Ein Beispiel ist die Hafenschließung in Jemen im vergangenen Jahr, die zur Folge hatte, dass lebensnotwendige humanitäre Hilfe die von Konflikten betroffene Bevölkerung nicht erreichen konnte. Die Situation erzeugte einen internationalen Aufschrei, geändert hat sich seitdem aber so gut wie nichts.