Ein Beitrag von VOA News

KHARTUM — Im Sudan wurde ein Gesetz verabschiedet, das weibliche Genitalverstümmelung unter Verbot stellt. Weitere Reformen erlauben es zudem Nicht-Muslim*innen im Land, Alkohol zu konsumieren. Das erklärte der Justizminister Anfang Juli.

Dieser Vorstoß könnte ein Durchbruch für die Beendigung der harten islamisch geprägten Politik sein, durch die Frauen jahrzehntelang in ihren Freiheiten eingeschränkt wurden.

Neben dem Verbot weiblicher Genitalverstümmelung [auch Female Genital Mutilation, kurz FGM, genannt] hob der Oberste Souveränitätsrat im Sudan ein Gesetz auf, das es Frauen untersagte, ohne ein männliches Familienmitglied mit ihren Kindern zu verreisen.

Premierminister Abdulla Hamdock begrüßte die Neuerungen als "einen wichtigen Schritt zur Reform des Justizsystems".

Frauenrechtler*innen würdigten die lang erwartete Entscheidung und warnten gleichzeitig davor, dass die Praxis der FGM im Sudan weiterhin kulturell verankert bleibe. Eine Umfrage in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen (UN) aus dem Jahr 2014 ergab, dass 87 Prozent der sudanesischen Frauen und Mädchen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren der Praxis unterzogen wurden.

Das neue Gesetz ahndet jeden Verstoß gegen das Verbot von FGM mit einer dreijährigen Gefängnisstrafe, berichtet die Nachrichten- und Presseagentur Associated Press.

Der Konsum von Alkohol ist seit 1983 im Land verboten – dem Jahr, in dem der damalige  sudanesische Staatspräsident Jaafar Nimeiri die Umwandlung zu einer islamistischen Regierung vollzog und die Scharia im ganzen Land einführte. Der kürzlich vom Militär abgesetzte Präsident Omar al-Baschir verstärkte diese Ausrichtung.

Laut Schätzungen der UN sind drei Prozent der sudanesischen Bevölkerung nicht muslimisch.

Die neuen Maßnahmen wurden nun von der Übergangsregierung gebilligt, die im vergangenen August nach der Absetzung al-Bashirs nach monatelangen Protesten eingesetzt worden war.

Einige Kritiker*innen und Frauenrechtsaktivist*innen verwiesen auf den Zeitpunkt der Entscheidung und betonten, dass das Land durch die Coronavirus-Pandemie und anhaltende Engpässe der Erdölförderung wenige Ressourcen haben werde, um über die neuen Gesetze aufzuklären.

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