Nachhaltigkeit in der Kosmetikbranche? Bei der Fülle an Marken, Produkten und Preisklassen ist es schier unmöglich, sich vorzustellen, dass die morgendliche Beauty-Routine umweltfreundlich ablaufen könnte.
Doch Taylor Frankel hat ein paar Ideen. Die Mitbegründerin und Chief Brand Officer von Nudestix, einer aus Kanada stammenden Clean-Beauty-Marke mit umweltfreundlichen Verpackungen und Produkten, weiß, wie man mit weniger mehr erreichen kann – vor allem, wenn es um Kosmetik geht.
Als sie die Marke 2013 zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester gründete, wollte die aus Toronto stammende Frau der Öffentlichkeit nachhaltige, tierversuchsfreie und vegane Optionen anbieten. Seitdem hat sie ihr Angebot auf Hautpflegeprodukte ausgeweitet und erfreut Make-up- und Pflege-Enthusiast*innen gleichermaßen mit nachhaltigen Alternativen.
Wir haben mit Taylor darüber gesprochen, wie sie ihre persönliche Schönheitsroutine grün gemacht hat. Hier kommen ihre Tipps.
1. Reduziere deinen Verbrauch
Frankel rät vor allem dazu, den Konsum zu reduzieren und achtsam zu sein. In einer Zeit, in der aufwendige Hautpflegeroutinen mit Dutzenden von Schritten erforderlich zu sein scheinen, empfiehlt sie, die Auswahl auf einige wenige wesentliche Produkte zu beschränken. Der Grund dafür? Das reduziert nicht nur den Verbrauch von Verpackungen und Wasser, sondern lässt dich auch die Produkte bewusster auswählen.
“Versuche, herauszufinden, was du in deinem Alltag wirklich brauchst”, empfiehlt Frankel. “Am Ende des Tages ist es die Aufgabe von Vermarkter*innen, Produkte zu verkaufen. Aber was ich an Nudestix liebe, ist unsere Hautpflege und auch der minimalistische Ansatz für die Schönheit – also, dass wir die Tatsache ansprechen, dass man nicht mehr braucht”, fügt sie hinzu. "Man kann tatsächlich weniger tun, vereinfachen und den Verbrauch von Produkten reduzieren.”
2. Überdenke die einmalige Verwendung von Produkten
Wenn du die Zahl der Produkte reduziert hast, schlägt Frankel als nächsten Schritt vor, die Art und Weise, wie du sie verwendest, zu überdenken. So können beispielsweise Einwegprodukte wie Wattepads und Wattebällchen die Abfallmenge erhöhen. Für Nudestix war die Einschränkung von Einwegprodukten schon immer wichtig. Die kultige schwarze Dose, in der die meisten Produkte verpackt sind, besteht aus Weißblech, einem unendlich wiederverwertbaren Material. Ganz gleich, ob du die Dose im Rahmen des Save-a-Tin-Recyclingprogramms an die Marke zurückschickst oder sie behalten willst, ihre Verwendungsmöglichkeiten sind unbegrenzt. Du kannst darin auch Kopfhörer, Lippenbalsam, Pinzetten, Kaugummis – alles, was du unterwegs brauchst – aufbewahren.
Frankel sagt, dass die Logik dahinter relativ einfach ist: “Wir haben uns für die Weißblech-Verpackungen entschieden, weil wir wissen, wie viel Abfall alleine durch die Verwendung von Wattepads verursacht wird. Für deine Routine verwendest du vielleicht für Toner, Reinigungsmittel oder zum Entfernen von Make-up je eins – das ist eine Menge”, sagt sie.
Das Argument wird noch stärker, wenn man die enormen Auswirkungen der Baumwollproduktion auf die Tierwelt, die Flüsse und das Ökosystem insgesamt bedenkt. Auch der Anbau benötigt viel Wasser: Schätzungsweise 20.000 Liter Wasser werden für die Herstellung von nur einem Kilogramm Baumwolle benötigt. Ein Problem, das in Gebieten, die von Dürre betroffen sind, immer schlimmer wird.
3. Achte darauf, wie das Produkt verpackt ist.
Vermeide Verpackungsmüll, wann immer es möglich ist. Frankel sagt, dass Kunststoff einer der größten Übeltäter ist. Da gibt es zum Beispiel Polyvinylchlorid (PVC), eines der am häufigsten verwendeten Kunststoffpolymere. Das Material ist weder biologisch abbaubar noch wasserfest und enthält auch eine große Menge an Phthalaten. Das sind Chemikalien, die mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden.
Frankel empfiehlt stattdessen, nach Produkten aus Ethylenvinylacetat (EVA) oder Polyethylenterephthalat (PET) Ausschau zu halten, einer Kunststoffart, die zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist und auf Deponien gelagert werden kann. Das ist zwar nicht die nachhaltigste Option, aber besser als gar nichts.
Die “Save-a-Tin”-Webseite von Nudestix kann ein guter Ausgangspunkt für dich sein. Die Plattform dient als Checkliste für das Recycling und enthält nützliche Informationen über verschiedene Arten von Verpackungen, die häufig in Schönheitsprodukten zu finden sind.
4. Achte auf bestimmte Inhaltsstoffe.
Zuletzt solltest du nach potenziell giftigen Inhaltsstoffen Ausschau halten, die sich in deinen Kosmetikvorrat geschlichen haben könnten. Zwar sind nicht alle Inhaltsstoffe zwangsläufig gefährlich, aber Frankel sagt, es sei wichtig, dass sich die Menschen bewusst seien, was sie auf ihren Körper packen.
“Recherchiere, finde heraus, was Nachhaltigkeit für dich bedeutet und gestalte deine Routine entsprechend", rät sie.
Abgesehen von gesundheitlichen Erwägungen kann es auch eine gute Gelegenheit sein, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen, wenn man bedenkt, wie bestimmte Stoffe die Erde schädigen können.
Ein Beispiel sind die Auswirkungen chemischer Sonnenschutzmittel, die zwar für ihre natürlich aussehende Wirkung gelobt werden, aber der Umwelt schaden können. Wenn du dich vor dem Schwimmen mit einem Sonnenschutzmittel eincremst, ist darin wahrscheinlich Oxybenzon enthalten, ein Inhaltsstoff, der sich in Gewässern niederschlägt. Diese Chemikalie wirkt sich nicht nur auf Korallenriffe aus, sondern auch auf die Überlebensrate kleiner Fische und Arten, die in diesem Gebiet leben, so Frankel.