Kleider machen Leute, aber welche Leute machen eigentlich unsere Kleider? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns zurecht immer öfter, denn nach wie vor birgt die Textilindustrie einige der größten Hindernisse für einen nachhaltigen Lebensstil.
Warum ist Fast Fashion ein Problem?
Fast Fashion ist weiterhin eine profitable Industrie, denn immer neue Styles und Trends werden fix produziert und umgesetzt. Durch diese Schnelllebigkeit werden jedoch eine Menge an überschüssige Produkte erzeugt, die nicht nur Umweltschäden verursachen, sondern am Ende im Müll landen. Hinzu kommen häufig menschenrechtswidrige Arbeitsbedingungen, unter denen unsere Kleidung hergestellt wird.
Der globale Textil- und Schuhmarkt wurde 2019 auf etwa zwei Billionen US-Dollar (rund 1,6 Billionen Euro) geschätzt, während schätzungsweise 30 Prozent der Lagerbestände nie verkauft werden und 50 Prozent der Fast Fashion-Artikel innerhalb eines Jahres entsorgt werden. Die Modeindustrie regt zu übermäßigem Konsum und Verschwendung an.
Aber nicht nur der Müll ist ein Problem. Nach der Erdölindustrie ist die Textilindustrie der zweitgrößte Verursacher von Kohlenstoffemissionen und für 10 Prozent der globalen Kohlenstoffemissionen pro Jahr verantwortlich — mehr als alle internationale Flüge und Seetransporte zusammen. Für die Herstellung von Materialien wie Baumwolle werden riesige Mengen an Wasser verbraucht und 20 Prozent aller in der Industrie anfallende Abwässer werden durch das Färben und Behandeln von Stoffen verursacht.
Slow Fashion ersetzt Fast Fashion
Dazu kommen schlechte Arbeitsbedingungen, die in der Modeproduktion vorherrschen. Der schreckliche Einsturz der Rana Plaza Bekleidungsfabrik in Bangladesch im Jahr 2013, der 1.138 Menschenleben forderte, ist nur eins vieler schockierender Beispiele.
Solche katastrophalen Bedingungen finden wir nicht nur in Ländern mit niedrigem Einkommen. 2020 sah sich ein britisches Unternehmen mit Vorwürfen der modernen Sklaverei konfrontiert. Die Sunday Times berichtete, dass Arbeitnehmer*innen in Fabriken in Leicester, Großbritannien, nur 3,50 Pfund (rund vier Euro) pro Stunde gezahlt wurden, um Kleidung für das Fast Fashion-Unternehmen Boohoo herzustellen.
Nun endlich die gute Nachricht: Durch das wachsende Bewusstsein über die schädlichen Auswirkungen der Modeindustrie ist eine neue Gruppe von Mode-Influencer*innen entstanden: Anstatt für High End-Designer zu werben, nutzen sie ihre Plattformen, um Einblick in eine ganz andere Modewelt zu geben.
Diese Befürworter*innen von Slow Fashion (Anmerkung der Redaktion: hiermit sind vor allem Unternehmen gemeint, die wegen fairer Arbeitsbedingungen und nachhaltig produzierten Materialien langsamere Produktionszeiten haben) und Second Hand-Bekleidung besitzen stylische Kleiderschränke, die beweisen, dass kein großer Geldbeutel nötig ist, um nachhaltig einzukaufen und cool auszusehen. Hier sind einige unserer Favoriten, die zeigen, wie viel Spaß nachhaltige Mode machen kann.
1. Aja Barber
Aja Barber lebt in London und ist Modeberaterin und Autorin. Ihre 227.000 Instagram Follower*innen werden durch ihre auffälligen Outfits inspiriert, erhalten aber auch durch längere Posts Details zu den Auswirkungen der Mode auf die Umwelt.
Barber empfiehlt regelmäßig nachhaltige Marken. Anstatt sich jedoch dem Druck zu beugen, ständig Neues zu kaufen, setzt sie sich dafür ein, dass dieselben Kleidungsstücke wieder getragen werden. Wenn du Mode magst, die inklusiv ist und weder dem Planeten, noch den Menschen, die sie produzieren, schadet, dann werde ihr/e Follower*in.
2. Emma Slade Emondson
Emma Slade Emondson lebt ebenfalls in London und ist Podcasterin und Vermarkterin. Auf ihrem Instagram zeigt sie eine Fülle von entzückenden, retro-orientierten Kleidungsstücken und Second Hand-Funden. Zudem nutzt sie ihre Plattform, um über Themen wie Rassismus, intersektionellen Aktivismus und Nachhaltigkeit aufzuklären.
Emondson ist Gastgeberin von of Mixed Up, einem Podcast über das Leben von Leuten aus “mixed” Familien und Co-Produzentin von Love Not Landfill, einem weiteren Podcast, in dem es darum geht, Kleidung ein zweites Leben zu schenken, anstatt sie wegzuwerfen.
3. Emi Ito
Die aus Kalifornien stammende Emi Ito betreibt den Instagram Account und den dazugehörigen Blog Little Koto’s Closet. Beides widmet sie der Dokumentation ihrer Reise zum Tragen von komplett nachhaltiger Kleidung.
Sie bewirbt Artikel, die entweder Vintage sind oder von Slow Fashion-Firmen hergestellt wurden. Zusätzlich ist Ito Mitbetreiberin des Accounts Buy from BIPOC — was für Schwarze, Indigene und People of Color steht — der die Arbeit von BIPOC-Künstler*innen hervorhebt.
4. Marielle Elizabeth
Marielle Elizabeth setzt sich in ihrem Instagram Account mit dem Hashtag #slowfashionforall für mehr Plus Size-Optionen von nachhaltigen Modemarken ein. Zusätzlich betreibt sie ein Fotostudio in Edmonton, Kanada.
Ihre kuratierten Looks sind ein Beweis für ihren Erfolg und zeigen, dass Marken für Slow Fashion ethische Kleidung in allen Größen produzieren sollten. Folge ihr und finde heraus, wie du Kleidung kaufst, die aus ethischen Quellen stammen und für Plus Size-Körper bestimmt sind.
5. Dan Pontarlier
Der in Paris lebende Dan Pontarlier ist ein Befürworter nachhaltiger Mode und Upcycling-Enthusiast.
Wenn du dich für Inspirationen zu upgecycelter Herrenmode und Ratschläge zu einem nachhaltigeren Leben interessiert, bist du bei ihm genau richtig. Sein Buch From Trash to Runway bietet weitere Einblicke, wie du Dingen, die in deinem Schrank liegen oder die du wegschmeißen willst, ganz stylisch neues Leben einhauchen kannst.
6. Marie Nasemann
Marie Nasemann dürfte Fans von Germany’s Next Topmodel bekannt sein. Sie arbeitet als Model und Schauspielerin in Berlin und schreibt auf ihrem Blog fairknallt rund um nachhaltige Mode, Naturkosmetik und Feminismus.
Seit dem Rana Plaza Fabrikeinsturz motiviert die Aktivistin ihre Follower*innen, bewusster und fairer zu konsumieren und kooperiert mit diversen Organisationen, um die breite Masse über mehr Nachhaltigkeit aufzuklären.
7. Céline Semaan
Céline Semaan ist eine lebanesisch-kanadische Modedesignerin mit Sitz in New York. Dort leitet sie die Slow Factory Foundation, eine von ihr gegründete Organisation, die sich für die Entwicklung und Förderung von nachhaltigem Design und an sozialer Gerechtigkeit orientierten Geschäftspraxis einsetzt. Die Organisation führt Bildungsveranstaltungen zu nachhaltiger Mode durch.
Als Aktivistin und Branchendesignerin interessiert sich Semaan dafür, dass ihr Account aufschlussreich über all die Wege aufklärt, in der sich Mode verändern muss und was hinter den Kulissen passiert.
8. Mikaela Loach
Mikaela Loach ist Medizinstudentin in Edinburgh, die ihre Instagram-Seite nutzt, um die Verbindung zwischen nachhaltiger Mode und Rassengerechtigkeit herzustellen. Außerdem wurde sie für den Global Citizen Prize: UK’s Hero Award nominiert.
Sie sagt, dass ein Outfit dich nicht bestärken kann, wenn die Person, die es kreiert hat, dabei entmachtet wird. Loach ist in erster Linie Klimaaktivistin und postet regelmäßig ihre nachhaltig beschaffenen und Second Hand Outfits. Nebenbei teilt sie Informationen über ihre Arbeit mit verschiedenen Direct Action-Kampagnen, darunter die Black Lives Matter-Bewegung in Großbritannien.
9. Madeleine Darya Alizadeh
Die österreichische Aktivistin Madeleine Darya Alizadeh ist vor allem durch ihren Blog dariadaria im deutschsprachigen Raum bekannt geworden, auf dem sie sieben Jahre lang über Themen wie Ethical Fashion, Veganismus, Feminismus und Nachhaltigkeit berichtete.
Die Influencerin gründete zudem ihr eigenes Fair Fashion-Label dariadéh und betreibt den Podcast a mindful mess. 2019 hat das Allround-Talent ihr Buch Starkes Weiches Herz herausgebracht. Mit Mut zu Transparenz und politischem Engagement lädt sie ihre 319.000 Follower*innen dazu ein, für Nachhaltigkeit aktiv zu werden.
10. Dominique Drakeford
Dominique Drakeford ist Mitbegründerin von Sustainable Brooklyn, einem Veranstaltungsforum mit dem Ziel, “Nachhaltigkeit neu zu definieren” und nachhaltig erzeugte Produkte bei People of Color in Brooklyn und darüber hinaus attraktiver zu machen.
Nachhaltige Mode hatte bisher den Ruf, ein Diversity-Problem zu haben — das will Drakeford angehen. “Die derzeitige nachhaltige Landschaft lässt die Stimmen und Werter Schwarzer, Indigener und People of Color aus, setzt Aneignung fort und lebt vom kolonial gesetzten Rahmen”, heißt es auf der Website der Organisation. Folge Drakford auf Instagram, um mehr über ihre Arbeit zu erfahren und dich von ihrem eklektischen Stil inspirieren zu lassen.
Dank dieser inspirierenden Menschen sollte nachhaltige Mode genauso, wenn nicht sogar mehr Spaß bereiten. Wir sind gespannt auf die neuen Modekreationen, die uns in den kommenden Jahren überraschen werden. Wenn dir die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz am Herzen liegen, kannst du hier mit uns aktiv werden.