Von Emma Batha
LONDON, 21. Mai (Thomson Reuters Foundation) — Eine Stadt in Schweden rät Mädchen, die Angst vor einer Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung (FGM) im Ausland haben, einen Löffel in ihre Unterhose zu stecken, bevor sie die Sicherheitskontrollen am Flughafen passieren.
Den Mitarbeitern am Flughafen in Göteborg wurde erklärt, wie sie in solchen Situationen reagieren sollen, sagt Katarina Idegard, die für die Bekämpfung von sogenannten "Ehrverbrechen" (Gewalttaten, die geschlechtsspezifisch sind und oft mit Kultur oder Tradition begründet werden) in Schwedens zweitgrößter Stadt zuständig ist.
"Der Löffel löst den Metalldetektor aus, wenn man durch den Security Check geht“, sagte sie der Thomas Reuters Foundation. Die Person wird dann zur Seite genommen und kann im privaten Raum mit dem Flughafenpersonal sprechen.
"Es ist die letzte Chance, den Alarm auszulösen“, sagt Idegard.
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Es gibt keine Daten über die Anzahl der Mädchen, die tatsächlich ins Ausland gebracht werden, um dort zwangsverheiratet zu werden. Doch der schwedische Notruf wurde im vergangenen Jahr 139 Mal gewählt, um (bevorstehende) Zwangsehen zu melden, so Idegard.
Aktivisten sprechen sich dafür aus, dass auch andere Städte dem Beispiel von Göteborg folgen und die Löffel-Initiative übernehmen, um Mädchen zu schützen, fügt Idegard hinzu.
Die Idee stammt von der britischen Wohltätigkeitsorganisation "Karma Nirvana“, die nach eigenen Angaben schon viele Mädchen so vor einer Zwangsheirat bewahrt hat.
Da die Mädchen permanent von ihren Familien umgeben sind, haben sie wenig Möglichkeiten, unbemerkt auf die Gefahr hinzuweisen. Der Löffel-Trick sei ein sicherer Weg für sie, die Behörden auf die Bedrohung aufmerksam zu machen, so die Organisation "Karma Nirvana“.
Der Rat, einen Löffel zu verstecken, sei Teil einer größeren Kampagne, um Gewaltverbrechen wie diese in der Millionenstadt Göteborg zu reduzieren, sagt Katarina Idegard.
Schulen und Sozialarbeiter wurden gebeten, zur Zeit der Sommerferien besonders aufmerksam zu sein, wenn Mädchen aus Diaspora-Gemeinschaften eher ins Ausland gebracht werden, um dort beschnitten zu werden.
"Wir machen das jetzt, weil die Risiken von Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung während der Schulferien ansteigen, besonders in den langen Sommerferien", sagt Idegard.
Zwangsverheiratung und weibliche Genitalverstümmelung sind in Schweden illegal. Auch wenn sie im Ausland durchgeführt werden, droht eine Gefängnisstrafe.
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Im Jahr 2016 wurde ein Vater dafür verurteilt, seine Tochter gezwungen zu haben, gegen ihren Willen zu heiraten, nachdem er sie mit auf eine Reise nach Afghanistan nahm.
In einem anderen Fall im Jahr 2014 konnte eine 14-Jährige befreit werden, die von ihrem Vater in Äthiopien mit einem älteren Cousin verheiratet wurde. Das Mädchen hatte über Facebook einen Berater an ihrer Schule um Hilfe gebeten.
Idegard sagt, dass eine Studie von 2015 herausgefunden hat, dass bis zu 38.000 Mädchen und Frauen, die in Schweden leben, beschnitten wurden - die Opfer sind unter anderem Frauen aus Somalia, Eritrea, Äthiopien, Ägypten und Gambia.
(Überarbeitet von Kieran Guilbert. Bitte die 'Thomson Reuters Foundation' als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert / geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation liefert Beiträge zu humanitärer Hilfe, Frauenrechten, Menschenhandel, Klimawandel und vielem mehr auf news.trust.org)