Die syrische Stadt Aleppo liegt in Schutt und Asche.

Die fast durchgängige Bombardierung durch syrische und russische Streitkräfte sowie Gegenangriffe der rebellischen Truppen haben in der ganzen Stadt nur noch Ruinen hinterlassen. Ein Dronen-Video hat der Welt bereits im Oktober vor Augen geführt, wie schrecklich es wirklich um Aleppo steht: Wohnhäuser stehen -wenn überhaupt- nur noch zur Hälfte, Straßen sind quasi unbefahrbar, das Leben hier ist zum Erliegen gekommen.

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Die Zerstörung der Stadt und die unzähligen verlorenen Menschenleben lassen sich nicht in Worte fassen - und die Zukunft ist ebenso ungewiss. Kann die Stadt wieder aufgebaut werden? Und wenn ja, wer baut sie wieder auf? Wann? Und vor allem wie?

Der 14-jährige Mohammed Qutaish aus Aleppo hat vielleicht die passenden Antworten auf diese Fragen. Denn Mohammed hat ein Modell der zukünftigen Stadt Aleppo, seiner zukünftigen Stadt Aleppo, erstellt. Erstellt aus Papier, Pappe und was sein Vater noch so an spärlichen Materialien auftreiben konnte. 

In Mohammeds Modell ist nichts vom derzeitigen Krieg zu spüren, im Gegenteil: sein Modell ist farbenfroh, beinhaltet kleine Segelboote auf dem Fluss, grüne Parks und Gärten, in den Himmel ragende Wolkenkratzer und Villen mit roten Ziegeldächern. Je länger man Mohammeds Modell betrachtet, desto detailreicher wirkt es. Es gibt Straßenampeln, Fußgängerwege, Bolzplätze, Autobahnen, Brücken und sogar zwei Riesenräder. Sein Aleppo ist eine blühende Stadt und hat mit dem Aleppo der Gegenwart nichts gemeinsam.

Vor über einem Jahr sprach der Filmemacher Waad Alkateab mit Mohammed. Sein Film wurde von dem britischen Sender Channel 4 veröffentlicht:

Mohammed ist schlank und groß, mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Alkateab erzählt er, warum er sich dazu entschieden hat, seine Heimatstadt Aleppo neu zu designen.

„Wenn ich groß bin, will ich Architekt werden. Ich will, dass meine Papierbauten Wirklichkeit werden.”

Im Video sieht man, wie Mohammed immer wieder auf kleine Details in seinem Modell zeigt. „Dieser Teil der Stadt ist für Touristen”, erklärt er und zeigt auf eine Ansammlung von Gebäuden, die sich etwas außerhalb vom Zentrum befinden. „Hier soll ein See entstehen und gleich am See ein Restaurant, damit man die schöne Aussicht genießen kann.”

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Auch an einen Flughafen und eine neue Bahnverbindung hat Mohammed gedacht: „Das hier ist der Flughafen mit den ankommenden Flugzeugen und dort ein weiteres Restaurant. Die Zugverbindung führt direkt vom Flughafen durch das Stadtzentrum, so dass das neue Aleppo eine moderne Stadt ist.”

Mittlerweile lebt Mohammed mit seiner Familie in der Türkei, wo sein Vater ein Visum für sich und seine Familie bekommen konnte. Doch Mohammed träumt weiterhin von einer Zukunft, in der er und seine Generation sich am Wiederaufbau seines Heimatlandes beteiligen. Und er hat hierzu auch eine Botschaft: „Wenn ihr Kind ein Talent hat, dann helfen sie ihm, das Talent weiter zu entwickeln. Helfen Sie uns, unser Land und unsere Gesellschaft wieder aufzubauen.”

Mohammeds Traum ist ehrgeizig. Aber in Zeiten wie diesen, in denen die Hoffnung zu versiegen droht, braucht die Welt Visionäre wie Mohammed.

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Ein Beitrag von Phineas Rueckert