Aus dem Englischen übersetzt und angepasst von Aileen Elsner / Global Citizen. 

Er ist in Deutschland nicht sehr bekannt, aber in anderen Ländern weltweit wird er gefeiert: der ‚World Kindness Day’, der jedes Jahr am 13. November stattfindet. Ein Tag, an dem die Nächstenliebe und Güte unter den Menschen zelebriert wird. Und so kam es, dass vergangenen Freitag in Ländern wie Italien, Spanien und England über den Tag verteilt verschiedene Beiträge und Aktionen stattfanden, um Menschen- und Nächstenliebe zu feiern.

Was am Abend des 13. Novembers in Paris passierte muss ich nicht mehr erwähnen. Was ich erwähnen will, ist die Tatsache, dass Menschen überall in Paris und auf der ganzen Welt an dem Abend, in den Stunden des Terrors, Nächstenliebe aktiv und mit jeder Faser ihres Körpers aus- und vorlebten. 

Als klar war, dass viele Menschen sich auf offener Straßen temporär nicht wohl fühlten, aber auch nicht so schnell nach Hause kamen, boten Bewohner überall in Paris via Social Media Plätze in ihren Häusern und Wohnung an. Unter dem Hashtag #PorteOuverte (was so viel bedeutet wie ‚offene Tür“) konnten Menschen einen sicheren Platz jenseits des Horrors und der Ungewissheit auf den Straßen in Paris finden. 

Der Hashtag verbreitete sich rasend schnell und viele Menschen nahmen das Angebot dankend an.

In ebenso kürzester Zeit verbreitete sich diese Zeichnung von Jean Jullien (@jean_jullien) im Internet mit der er seine Anteilnahmen an den Vorfällen in Paris ausdrücken wollte. 

"Peace for Paris" Illustration by @jean_jullien #jesuisparis 🇫🇷

A photo posted by Instagram (@instagram) on


Menschen auf der ganzen Welt kamen zusammen, um sich gegenseitig Trost zu spenden und beieinander zu sein. Auch vor der französischen Botschaft in Berlin drückten zahlreiche Menschen ihr Beileid aus und legten Blumen nieder und stellten Kerzen auf. 


Eine Gruppe französischer Austauschstudenten kam spontan in New York zusammen. 

Auch online wurde schnell regiert und Hilfe geboten. Viele Zeitungen und Nachrichtenagenturen richteten Informations-Hotlines ein, bemühten sich so regelmäßig wie möglich aktuelle Informationen über Social Media zu verbreiten, um Menschen in Sorge um ihre Angehörigen und Freunde so gut es eben ging Auskunft zu geben. 

Als Zeichen der Solidarität, erstrahlten viele Gebäude rund um die Welt in den Farben der französischen Flagge:

Sydney Opera House / Australien

San Francisco City Hall

Am Morgen danach standen viele Menschen in Paris Schlange um Blut zu spenden. Was langfristig nicht nur den Opfern zugute kommen wird, sondern vielen Menschen in Not. (Video aufgenommen von Mashable):

Und Alana Anderson, Journalistin und eine der unzähligen Helfer/innen gibt Informationen darüber, wo Menschen helfen können wie z.B. Blut zu spenden. 


Die Gewalt, die Paris am 13. November erfahren hat ist schockierend und tragisch. Aber machen wir uns nichts vor, und ich bin mir sicher dass die meisten von euch dem bewusst sind:
die Gewalt in Paris ist nur ein kleiner, kleiner Ausschnitt dessen, was viel zu viele Menschen auf der ganzen Welt nahezu tagtäglich erfahren müssen. Angefangen bei den Gewalttaten in Burundi, in denen seit April dieses Jahres über 240 Menschen ihr Leben verloren haben, über die brutalen Angriffe in Syrien, die Hundertausende von Menschenleben gefordert haben bis hin zu den jüngsten Selbstmordattentaten in Beirut / Libanon, in der 43 Menschen starben.
So harsch dies klingen mag, aber sinnlose Gewalt und Trauer über diejenigen, die aus dem Leben gerissen worden, ist in unserer Welt alltäglich.

Genau daher ist das auch die Lehre, die ich für mich aus Paris gezogen habe: Wir alle, die nach Freiheit und Gerechtigkeit streben, sind eine Gemeinschaft - und diejenigen, die dieser Gemeinschaft weh tun wollen, werden es überall tun. Es gibt Orte auf unserem Planeten, wo sie es wesentlich ungehinderter tun können und es grausam ausnutzen, indem sie tagtäglich unschuldige Menschenleben fordern. Dieses Mal haben sie es an einem Ort getan, an dem es nicht tagtäglich passiert. Aber das Ergebnis ist das gleiche: sinnlose Gewalt und sinnloser Tod.

Paris hat mir gezeigt, dass wir keinen ‚World Kindness Day’ brauchen. Wir tragen die Güte und Nächstenliebe in uns. Paris sollte uns daran erinnern, diese Eigenschaft niemals zu verlieren, weder vor, während noch nach solchen Taten. 

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Menschlichkeit inmitten der Tragödie

Ein Beitrag von Brandon Blackburn-Dwyer