Wenn ich an Westafrika denke, dann fällt mir sofort eines ein: die Sonne. Die Sahara-Wüste erstreckt sich von der Atlantikküste im Westen Afrikas bis zum Roten Meer im Osten, und -wie erwartet- es ist verdammt heiß dort. Darüber hinaus sind in Westafrika viele der ärmsten Menschen dieser Welt beheimatet. Länder wie Guinea, Liberia, Niger, Mali, Benin und Burkina Faso belegen derzeit die aller untersten Ränge auf der weltweiten Einkommensskala. 

Die metaphorische 'Was war zuerst da: das Huhn oder das Ei' Situation, kann man leider auch auf die Situation in vielen Entwicklungsländern anwenden: denn in vielen dieser sehr armen Länder mangelt es an entsprechender Infrastruktur, damit die Menschen die Möglichkeit haben, sich aus der Armut zu befreien, was wiederum dazu führt, dass diese Länder weiterhin arm bleiben. Internationale Unterstützung ist demnach wichtig, um gegen diesen Teufelskreis anzugehen. Allerdings befinden sich große Teile Westafrikas landeinwärts, wo das Land unglaublich trocken ist und sich demnach sehr häufig nicht für Industrie, Landwirtschaft und Infrastrukturen eignet. 

Zum Beispiel Stromerzeugung. Große Dämme und Hydroelektrizitätswerke, die andere Teile Afrikas mit Energie versorgen, sind hier, am Rande einer Wüste, logischerweise ziemlich nutzlos. Die Nutzung von Kohlekraftwerken ist auch keine Möglichkeit, da es in Westafrika kaum Kohle gibt. Aber, wie ich am Anfang schon mal erwähnt hatte: es mangelt nicht an Sonnenlicht.  

Es scheint daher irgendwie verrückt, dass Solarenergie in Westafrika bisher noch nicht als Hauptenergiequelle genutzt wurden. Ich meine, in einigen Dörfern gibt es ein paar kleine Solaranlagen, die eventuell Handyladegeräte und einzelne Glühbirnen mit Strom versorgen. Doch niemand – NIEMAND—  hat bisher eine Anlage gebaut, die groß genug ist, um ganze Städte mit Energie zu versorgen. Indien, Chile, China, Thailand und Südafrika haben es alle schon gemacht. Und nun ist endlich Mali an der Reihe. 

Über Mali

Image: Rgaudin / Wikimedia Commons

Mali ist ein Binnenland in Westafrika, was bedeutet, dass es von Land umschlossen ist und keinen Zugang zum Meer hat. Noch dazu liegt ein überwiegender Teil Malis in der Sahara. Ein Großteil der 14.5 Millionen Einwohner lebt im Süden des Landes, wo der Niederschlag höher ist, es Flüsse gibt und das Land sich besser für die Landwirtschaft eignet. Und obwohl Mali der drittgrößte Goldproduzent Afrikas ist, lebt etwa die Hälfte der Einwohner in extremer Armut (das bedeutet, sie leben von weniger als 1 Euro pro Tag), und weniger als die Hälfte der Bewohner können lesen und schreiben.

Und dann gibt es noch die Konflikte, die in 2012 ausbrachen. Bewaffnete Rebellen besetzten Regionen im Norden des Landes, es kam zu einem Militärputsch und zu Beginn 2013 begann das französische Militär einzugreifen, um das Land wieder zu stabilisieren.
Und wie bei so vielen Konflikten wurden auch hier große Teile der Infrastruktur zerstört (Brücken, Schulgebäude, Wasserspeicheranlagen), was die Situation in Gebieten, die bereits unter extremer Armut litten, extrem verschlechterte. Unter solchen Bedingungen fällt es den Menschen zusehends schwerer, aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu kommen, vor allem wenn die anhaltenden Konflikte mehr und mehr Menschenleben fordern. 

Die Probleme, die Armut und eine schlechte Infrastruktur mit sich bringen, sind also ziemlich offensichtlich und genau deshalb gibt es viel zu tun. Zum einen gilt es natürlich, grundlegende Dinge wieder zu aktivieren, wie zum Beispiel Impfungen zu gewährleisten, neue Brücken und Brunnen für sauberes Trinkwasser zu bauen und so weiter. Aber darüber hinaus ist es ebenso wichtig, in neuartige Innovationen zu investieren, um das Leben der Menschen nachhaltig zu verbessern und Wege aus der Armut zu finden. Zum Beispiel könnten Handymaste in entlegenen Regionen den Menschen auf dem Land eine Internetverbindung ermöglichen oder aber die Nutzung der neusten Solartechnik könnte die Energieversorgung des Landes ankurbeln.

Die neue Solaranlage

Und die Idee mit der Solartechnologie hat diesen Monat endlich den Schritt von “super Idee” zu “das wird jetzt in die Tat umgesetzt” geschafft, indem eine neue Partnerschaft zwischen der norwegischen Solarfirma Scatec Solar, Malis Ministerium für Energie und Wasser und dem Stromversorgungsunternehmen von Mali 'Electricité du Mali' (EDM) verkündet wurde.
Deren Idee sieht vor, eine 33 Megawatt Solarstromanlage im Südosten Malis zu konstruieren, etwa 240km von der Hauptstadt des Landes Bamakao entfernt. Okay, und wie viel sind 33 Megawatt? 33 Megawatt entsprechen in etwa 5% des gesamten nationalen Energiebedürfnisses in Mali - also durchaus mehr als eine vereinzelte Glühbirne im Hinterhof. Um dieses Projekt zu ermöglichen hat unter anderem die Weltbank bereits seine finanzielle Unterstützung zugesagt. 

Image: Jelle Jansen / Flickr

Während der offiziellen Bekanntgabe der Solaranlage sagte der malische Minister für Energie und Wasser, Mamadou Frankaly Keita, dass “diese Meilenstein-Vereinbarung das Engagement der Regierung zeigt, um dem wachsenden Bedarf an Energie nachzukommen sowie saubere, erneuerbare und bezahlbare Energien bereitzustellen.“

Man darf also damit rechnen, dass die Welt gespannt auf dieses Projekt schaut, wenn es nun von der Planungs- in die Konstruktionsphase übergeht. Vor allem internationale Investoren werden mit Sicherheit sehen wollen, dass die malische Regierung das Projekt unter Kontrolle hat und alles nach Plan läuft.
Denn wenn alles glatt läuft, wird das mehr und mehr Investoren davon überzeugen, in diesen Teil der Welt zu investieren. Und die Vorteile für die Bevölkerung sind ebenso offensichtlich: zuverlässiger, sauberer Strom, der es ihnen erlaubt, besser und effektiver zu arbeiten, besser zu lernen und so ihr Leben besser in die eigenen Hände zu nehmen. 


Editorial

Armut beenden

Wie Solarenergie in Westafrika endlich zur Realität wird

Ein Beitrag von Michael Wilson