Der 11-jährige Dante Gonzalez aus Florida in den USA liebt Ballett über alles, und das schon seit er 3 Jahre alt ist.

Dass erzählte er jetzt in einem Interview mit dem lokalen Fernsehsender WJCT in seiner Heimatstadt Jacksonville: „Die Musik nimmt dich ein und dein Körper folgt ihr. Ich liebe alles daran. Ich liebe jeden einzelnen Tag, an dem ich tanze."

Seine Leidenschaft und sein Talent haben Dante inzwischen bis an die berühmte 'Royal Ballet School' in London gebracht, wo er den Sommer verbringen wird. Wenn er so weiter macht, kann man durchaus davon ausgehen, dass Dante eine Zukunft als Meistertänzer in den berühmten Ensembles dieser Welt bevorsteht.  

Image: Fallon Mayer

Doch sein Weg als Tänzer war kein leichter. Seit dem zarten Alter von 3 Jahren muss Dante sich Spott und Sticheleien anhören, dass er eine Tanzform gewählt hat, die traditionell als sehr weiblich und als den Frauen vorbehalten gilt.

Dante wurde (und wird immer noch) regelmäßig als 'Mädchen' oder 'schwul' bezeichnet, was ihn verunsichert. Oft fühlt er sich ausgegrenzt und ein wenig verloren. 

Trotz seines jungen Alters muss Dante bereits mit dem ganzen Ausmaß an Vorurteilen leben, die unsere Gesellschaft Kindern von klein an auferlegen - und die sich bis ins Erwachsenenalter durchzieht. Unsere Kultur gibt vor, wie ein Mädchen und wie ein Junge 'zu sein hat' und wo die entsprechenden Grenzen verlaufen. 
Kein Wunder also, dass Kinder schon in sehr jungen Jahren bereits diese Einstellung aus ihrer Umwelt in sich aufnehmen und verinnerlichen. Man laufe nur einmal durch eine handelsübliche Spielzeugabteilung. Puppen für Mädchen, Spielzeugbagger für Jungs.

Und auch wenn solche kulturellen Vorgaben bis zu einem gewissen Grad Orientierung bieten können, so tritt immer dann allgemeine Verwirrung auf, wenn ein Kind 'seinen' geschlechtsspezifischen Raum überschreitet. Und dabei ist nicht das Kind verwirrt, sondern die Umwelt. Diese kann in den meisten Fällen nur sehr schlecht mit solchen 'Überschreitungen' umgehen, was dazu führt, dass die erste Reaktion oft Ablehnung ist. Und eh man sich versieht, ist der Boden für Mobbing und Hänseleien geschaffen. Überflüssig zu erwähnen, dass besagtes Kind nicht anderes übrig bleibt, als entweder sich zurück zu ziehen, oder aber sich ausgestoßen und ausgegrenzt zu fühlen. In beiden Fällen das denkbar schlechteste Ergebnis

All das traf zu einem gewissen Grad auch auf Dante zu. Doch erstaunlicherweise ließ er sich auch in jungen Jahren nicht vom Ballett abbringen. Seine Leidenschaft dafür war größer als all die Ablehnung und das Mobbing aus seiner Umwelt. Und Dante hatte das große Glück, dass seine Familie hinter ihm stand.

Seine Mutter Irma Gonzalez erzählte WJCT: „Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich Dante von der Schule abholte. Damals ging er in die dritte Klasse. Er kam zum Auto und war ganz still und ganz blass. Ich fragte, was los sei und er antwortete: jemand hat gesagt, ich sei schwul. Ich sagte: Nun ja, abgesehen davon, dass schwul sein nichts schlimmes ist, glaubst du ernsthaft, dass tanzen dich dazu macht? [...] Ich möchte, dass du glücklich bist. Und wenn die Menschen denken, dass Ballett schwul macht, dann lass sie das doch denken. Du hast ein Recht darauf, zu machen was du machen willst und dass macht dich zu keinem Außenseiter."

Ohne die Unterstützung der Familie, die Offenheit, die Liebe und die Ermutigungen hätten Dantes Träume vom Ballett die Sticheleien seiner Umwelt vielleicht nicht standgehalten.

Irma erzählt, dass sie und Dantes Vater sich niemals gegen den Wunsch ihres Sohnes gestellt haben, Ballett tanzen zu wollen. Und auch wenn Dante immer noch recht jung ist, ist er inzwischen zu einer Art Vorbild und Quelle der Inspiration für andere Jungs in seiner Ballettschule geworden. 

Image: Fallon Mayer

Denn wenn man Dante beim tanzen zusieht kann man seine Leidenschaft und sein gewonnenes Selbstbewusstsein förmlich spüren.

Der Grund, warum es weltweit nicht so viele männliche Ballett-tänzer gibt liegt nicht darin, dass Männer nicht besonders gut sind. Viele schreckt der Weg bis dorthin ab, denn die Vorurteile und das Mobbing nimmt auch im Erwachsenenalter nicht ab. Ballett ist Knochenarbeit und ein hartes Geschäft, wenn man dann als Mann auch noch mit täglichen Vorurteilen zu kämpfen hat, kann das durchaus abschreckend sein.

Aber jeder Mann, der sich trotz allem auf diesen Weg einlässt, der trägt dazu bei, dass der Weg sich ein kleines Stückchen mehr ebnet und wir uns Schritt für Schritt von den Vorurteilen entfernen. Das gleiche gilt für jede Frau, die sich ihren Weg durch Männerdominierte Arbeitsfelder kämpft. Jeder von ihnen ist ein Vorbild und hilft, dass Barriere abgebaut und künftige Generationen es eventuell ein klein wenig einfacher haben.

Bleibt zu hoffen, dass wenn Dante als Meistertänzer die großen Bühnen dieser Welt betritt, Ballett vielleicht bei Jungs ebenso akzeptiert ist wie Fußball oder Basketball. Oder zumindest auf dem besten Weg dahin. Dante Gonzalez, die Welt wartet auf dich!

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