Es ist mitten am Tag, ein belebter Platz in der Stadt, ein Hochzeitsfotograf taucht auf, im Schlepptau das Brautpaar. Soweit so gut. Bis ziemlich schnell auffällt: der Bräutigam ist alt, vielleicht im Rentenalter, die Braut minderjährig.

Am Times Square, einer der bekanntesten Plätze in New York, hat ein 65-jähriger Mann mit einer 12-jährigen Braut für ein paar Hochzeitsfotos posiert. Das Video oben zeigt, wie vorbeilaufende New Yorker darauf reagiert haben.


Das Entsetzen ist groß, nicht wenige sprechen den vermeintlichen Bräutigam auf die Situation an, drohen ihm mit der Polizei und versuchen sogar aktiv, das Mädchen von ihm loszureißen. Auf den Altersunterschied angesprochen, wiederholt der Bräutigam lediglich immer und immer wieder „Ich habe das Einverständnis ihrer Eltern".

Dieser Video Stunt wurde von dem amerikanischen YouTuber Coby Persin produziert, um Licht auf das Thema Kinderheirat zu werfen.
Denn auch wenn eine 12-jährige Braut kein alltägliches Bild in New York ist, so werden doch weltweit mehr als 33.000 Mädchen täglich im minderjährigen Alter zwangsverheiratet, einige von ihnen sogar im zarten Alter von gerade mal 8 Jahren. Und keine Menschenmenge greift ein.

Bloß weil wir persönlich nicht tagtäglich damit konfrontiert werden, heißt es nicht, dass es nicht passiert. Und zwar jeden Tag.

Im Libanon wird 1 aus 100 Mädchen noch vor ihrem 15. Lebensjahr zwangsverheiratet. Die Organisation KAFA, eine libanesische Aktivistengruppe, die gegen Gewalt und Ausbeutung von Frauen im Land kämpft, hat daher, schon vor einiger Zeit, einen sehr ähnlichen Video Stunt organisiert, um die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Und die durchaus gespaltene Einstellung zu dem Thema innerhalb der Gesellschaft ist deutlich zu spüren: einige Passanten gratulieren dem deutlichen älteren Bräutigam, während andere aufgebracht mit dem Bräutigam diskutieren.

Zwangsheirat von Minderjährigen ist ein weltweites Problem und es erfordert die weltweite Aufmerksamkeit und den Einsatz aller, um geschlossen dagegen vorzugehen. Nicht nur, dass diesen Mädchen eine Chance auf ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben genommen wird, oftmals müssen sie auch ihre Schuldbildung abbrechen, um Hausfrau und Mutter zu werden. Ohne Ausbildung sind die Chancen, dass sie aus solch einem Abhängigkeitsverhältnis fliehen und für sich selbst sorgen können enorm gering.

Zudem sind verfrühte Schwangerschaften ein großes Gesundheitsrisiko. Mädchen, die vor ihrem 18 Lebensjahr bereits ein Kind gebären, setzen sich nicht nur hohen Risiken und Komplikationen bei der Geburt aus, auch ihre Kinder sind einer 60% höheren Sterblichkeitsrate innerhalb der ersten 6 Monate nach der Geburt ausgesetzt.


Videos wie diese hier sind ermutigend, denn sie zeigen, dass Menschen gewillt sich, aktiv gegen solch ein Unrecht vorzugehen und sich für Mädchenrechte einzusetzen. Beide Film Stunts haben es geschafft, ein globales Problem auf lokale Ebene zu projizieren - eine eindrucksvolle Mahnung, dass jeden Tag tausende Mädchen einer solchen Realität ausgesetzt sind. Zeit, aktiv dagegen vorzugehen! 

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Gerechtigkeit fordern

Mann schießt Hochzeitsfotos mit seiner 12-jährigen Braut - so reagierten Passanten

Ein Beitrag von Yosola Olorunshola