Menschen auf der ganzen Welt nutzen sie: die Plastiktüte. Über eine Billion Plastiktüten pro Jahr, um genau zu sein. Und der Großteil davon wird oft unachtsam weggeschmissen und verschmutzt die Umwelt - vor allem Meere und Ozeane. Für Meeres-Lebewesen stellt Plastik eine enorme Bedrohung dar, denn viele Tiere verfangen sich in dem Plastik oder verwechseln es mit Futter und sterben elendig.
Viele Länder haben mittlerweile erkannt, dass der Preis, den die Umwelt für unsere Sucht nach Plastiktüten zahlt, zu hoch ist. Deshalb haben einige Staaten bereits ein Verbot von Plastiktüten eingeführt.
China hat zum Beispiel 2008 schon alle Plastiktüten verboten, die dünner als 0,025 Millimeter sind. Im darauffolgenden Jahr wurden sage und schreibe 40 Milliarden Plastiktüten weniger verwendet. Eine andere Idee hatte Irland: hier mussten die Verbraucher bis zu 15 Cent pro Tüte zahlen - und siehe da: die Verwendung von Plastiktüten sank um 94%.
Mehr Lesen: Ausgetütet: Real ist dritter Supermarkt in Deutschland, der Plastiktüte abschafft
Solche Verbote sind allerdings noch in der Unterzahl. Und das Problem bleibt: Plastiktüten sind immer noch eine der Hauptursachen für den Plastikmüll in den Meeren und Ozeanen.
Jetzt aber könnte es dank des philippinischen Unternehmens „Avani“ eine umweltschonende Alternative geben, die die alten Plastiktüten in unseren Läden ersetzen könnte.
Dafür hat das „Avani”-Team sich erstmal die derzeit erhältlichen „biologisch abbaubaren” Plastiktüten näher angeguckt. Und festgestellt: die meisten dieser Plastiktüten sind gar nicht richtig biologisch abbaubar, sondern die Plastiktüten zerfallen lediglich in kleinere Teile. Aber das Plastik ist immer noch vorhanden und kann weiterhin in die Meere und Ozeane gelangen und so den Meeres-Lebewesen schaden.
„Avani“ hatte sich vorgenommen, ECHTE biologisch abbaubare Plastiktüten herzustellen. Bei ihrer Recherche sind die Wissenschaftler auf die auf den Philippinen beheimatete Maniok-Pflanze gestoßen - genauer gesagt auf deren Wurzel.
Das Unternehmen experimentierte und fügte zu der Wurzel andere biologische Zutaten hinzu. Nach einiger Zeit stellten die Wissenschaftler fest, dass sie aus einem Gemisch aus pflanzlichem Öl und der Maniok-Wurzel genau die Plastiktüte herstellen können, auf die die Welt schon lange gewartet hat: sie sind reißfest und belastbar, lösen sich aber nach kurzer Zeit im Wasser auf. Und das allerbeste: eventuelle Reste können sogar von Tieren gefressen werden, da es sich um rein pflanzliche Bestandteile handelt!
Mehr Lesen: Erster Supermarkt in Köln, der ganz ohne Verpackungen auskommt
Falls eine 'Avani'-Plastiktüte es doch mal in die Meere und Ozeane schaffen sollte, können Schildkröten, Fische & Co ab sofort herzhaft zubeißen. Die Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass die Tiere den Geschmack richtig mögen - wie diese Langusten und Hühner zum Beispiel beweisen.
Die innovativen Tüten sollen unter dem Namen „Eco Bags“ vertrieben werden. Und „Avani“ hat weitere Pläne. Das Unternehmen hat bereits angekündigt, weitere Bereiche mit seinem alternativen Plastik erobern zu wollen: die Behälter, die viele Restaurant-Bestelldienste benutzen sowie Plastikbecher und -teller und so weiter. Natürlich muss dann noch einmal an der Rezeptur gefeilt werden, damit sich die Behälter und Teller nicht zu schnell auflösen.
„Heutzutage leben wir in einer sehr schnelllebigen Zeit. Da hat man nicht immer selbst die Zeit zu kochen oder den Abwasch zu erledigen“, sagt Kevin Kumala, Avana-Gründungsmitglied, gegenüber Fast Coexist. „Unsere ‘Replace’ Produkte können da die praktische Lösung sein, vor allem, um herkömmliches Plastik mit einer biologisch abbaubaren Alternative zu ersetzen.“
Mehr Lesen: Vorbildlich! Frankreich verbietet Plastikgeschirr ab 2020
„Avani“ ist nicht das einzige Unternehmen, das versucht, die Welt von Plastikmüll zu befreien. „Ecovative“ zum Beispiel nutzt Pilzsporen, um neuartiges Verpackungsmaterial herzustellen, das genauso resistent ist wie herkömmliche Materialien, allerdings zu 100% kompostierbar ist. Das Unternehmen will damit vollständig auf Plastik und Papier verzichten.
Auch Einzelhändler, Restaurantketten und Supermärkte haben erkannt, dass es so mit dem Plastikverbrauch nicht weitergehen kann. Rund um den Globus gibt es zum Beispiel immer mehr Läden, die völlig auf Plastikverpackungen verzichten - der Kölner Supermarkt mit dem schönen Namen ‚Tante Olga’ ist da nur ein Beispiel unter vielen.
Mehr Lesen: IKEA will Verpackungen aus Pilzgewebe nutzen, die zu 100% kompostierbar sind
Plastik ist in unserem Leben noch immer so allgegenwärtig weil es billig und praktisch ist. Es ist durchaus schwierig, darauf zu verzichten. Zum Glück erkennen immer mehr Menschen, wie umweltschädlich Plastik für unsere Umwelt ist und dass sich endlich etwas ändern muss, um die Umwelt zu retten.
„Wenn die umweltfreundliche Alternative gerade einmal zwei Cent mehr kosten würde, wer würde sich dann nicht für die Rettung des Planeten entscheiden“, fragt Kumala.